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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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erfasste.
    Panik brach aus. Einige Kurvasa ergriffen schreiend die Flucht, andere wichen ängstlich zurück und beobachteten das grausige Schauspiel aus sicherer Entfernung, während eine Hand voll Krieger mit Wassereimern herbeieilte, um das Feuer zu löschen.
    Mehr sah Faizah nicht. Die Pferde vor dem Wagen wieherten schrill und preschten voller Panik los. Für die erschrockenen Tiere gab es kein Halten mehr. Blindlings stürmten sie davon und zerrten dabei den führerlosen Karren mit sich, der schlingernd über die Straße hüpfte.
    Ich muss hier raus, schoss es Faizah durch den Kopf. Die Erschütterungen waren so heftig, dass sie hin und her geschleudert wurde. Erst beim dritten Versuch gelang es ihr, sich hinzuknien und den schweren Deckel der Proviantkiste mit dem Rücken nach oben zu drücken. Köstlich kühle Luft drang in ihre Lungen, als sie mühsam aus ihrem Versteck hervorkroch. Im Licht der untergehenden Sonne flog die Steppe rasend schnell an ihr vorüber. Sie wollte abspringen, aber spitze Steine, kleine Felsen und dorniges Gestrüpp machten einen Absprung zu einem selbstmörderischen Akt. Faizah zögerte und klammerte sich an der Kiste fest. Dann aber gewahrte sie etwas, das sie alle Vorsicht vergessen ließ. Die Pferde galoppierten geradewegs auf ein tiefes ausgetrocknetes Flussbett zu, das die Steppe wie eine alte Narbe durchzog. Sie ahnte, dass die völlig verängstigten Tiere nicht anhalten würden. Ihre Körper waren von flockigem Schaum bedeckt, die Nüstern blutig geweitet und die Augen furchtsam aufgerissen. Blindlings rasten sie über die Steppe und würden vermutlich erst zum Stehen kommen, wenn sie keine Kraft mehr hatten oder …
    Faizah war nicht gewillt, die zweite Möglichkeit abwarten. Sie nahm allen Mut zusammen, schloss die Augen und sprang.
    Der Aufprall war hart und schmerzhaft. Getragen von dem eigenen Schwung, rollte sie über den steinigen Boden und blieb schließlich vor einem dornigen Busch mit winzigen braunen Blättern liegen. Funken tanzten ihr vor den Augen, und ihr Kopf schmerzte, als schlügen Uzomakrieger mit Steinen darauf ein. Benommen blieb sie liegen, keuchte und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ. Plötzlich hörte sie ein panisches Wiehern, dem ein gewaltiger Donnerschlag folgte. Eine Woge glutheißer Luft fegte über sie hinweg, dann war es still.
     
     
     
    Was immer Ajana sich unter der Garnison am Wilderwil vorgestellt hatte – dies hier gewiss nicht. Mühsam hatte die kleine Gruppe unter Bayards Führung den steilen und serpentinenreichen Weg erklommen, der von der südlichen Ebene zur Garnison hinaufführte, und war nun endlich am vorläufigen Ziel ihrer Reise angelangt.
    Ajana war erschöpft. Ihre Füße schmerzten, und bei jedem Schritt hatte sie das Gefühl, als stäche ihr ein Messer in die Seite. Sie musste sich sehr anstrengen, um nicht hinter den anderen zurückzubleiben, aber sie hatte nicht geklagt und sich tapfer vorangekämpft.
    Um Atem ringend, stand sie neben Keelin und Maylea und schaute im letzten Licht der Abenddämmerung auf den Ort, der ihnen in der kommenden Nacht Obdach bieten sollte. Im Grunde war er nicht mehr als eine Ansammlung niedriger, gedrungener Holzbauten auf steinernem Fundament, die sich finster von den steilen Felswänden ringsum abhoben. Nur das größte Gebäude war erhellt. Durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden drangen schmale Streifen gelben Lichts, und aus dem Innern waren leise, undeutliche Stimmen zu vernehmen.
    »Na, dann wollen wir mal!« Bayard gab das Zeichen zum Aufbruch und ging allen voran den flachen Hang hinab, der zur Garnison führte. Mit großen Schritten überquerte er den freien Platz vor den Häusern, hielt unbeirrt auf das erhellte Gebäude zu und griff nach dem Knauf seiner Tür. Unter protestierendem Quietschen gab das rostige Metall nach, und die Tür schwang auf.
    Ein unerträglicher Gestank nach Schweiß, Bier und Erbrochenem schlug ihnen entgegen. Die Gespräche verstummten. Zwei Dutzend derbe Gesichter fuhren herum und musterten die Neuankömmlinge mit einer Mischung aus Überraschung und Misstrauen in den Augen. Die Männer, die in kleinen Gruppen zusammenstanden oder an einem der eilig zusammengezimmerten Tische aus Holzbrettern und einem ausgedienten Fass hockten, wirkten ungepflegt. Ihre Kleidung war verschlissen, und es war offensichtlich, dass mehr als die Hälfte von ihnen betrunken war.
    Etwas stimmte hier nicht.
    »Thorns heilige Rösser, was geht hier vor?« Bayard

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