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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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kam langsam auf Keelin zu. »Das waren gute Krieger«, sagte er anerkennend, als gäbe es in diesem Augenblick nichts Wichtigeres.
    »Feanor?« Keelin erschrak über den brüchigen Ton seiner Stimme. Eigentlich hatte er nach Abbas fragen wollen. Doch er fürchtete sich vor der Antwort und zögerte die Frage hinaus, indem er sich zunächst nach den anderen erkundigte.
    »Tot.« Bayard deutete nach Süden. »Ich fand ihn dort hinten mit einer Lanze im Bauch.«
    Er ließ den Blick prüfend über den Kampfplatz schweifen. »Sieben getötete Uzoma. Das hätte ich nicht gedacht«, sagte er zufrieden.
    »Sieben?« Keelin horchte auf. »Wo sind die anderen?«
    »Die haben sich feige verzogen.« Bayard spie verächtlich auf den Boden und hob den Beidhänder in die Luft. »Ein gutes Schwert hat schon so manchen Uzoma das Fürchten gelehrt«, sagte er voller Stolz.
    »Wo ist Abbas?« Endlich wagte Keelin die Frage auszusprechen.
    »Der liegt da hinten und heult wie ein Waschweib.«
    Keelin stand auf und blickte voller Sorge in die angegebene Richtung.
    »Keine Angst«, brummte Bayard, als hätte er Keelins Gedanken gelesen. »Dem fehlt nichts. Hat sich wacker geschlagen, der Küchenjunge.« Er zog die Schultern hoch. »Geh du zu ihm, ich kümmere mich derweil um Ajana.« Er grinste. »Sieht ganz so aus, als wäre unsere kleine List geglückt.«
    Keelin sah ihm nach, dann machte er sich humpelnd auf den Weg zu Abbas. Horus kam angeflogen. Der staubige und zersauste Falke landete sicher auf seiner Schulter und ordnete sein blutverschmiertes Gefieder. Keelin sandte ihm einen liebevollen Blick und dankte ihm für den selbstlosen Einsatz, indem er ihm mit dem Handschuh zärtlich über das weiche Brustgefieder strich. Er wusste, dass er ohne Horus’ tapferes Eingreifen nicht mehr am Leben wäre, und verspürte dem Vogel gegenüber eine tiefe Dankbarkeit.
    Unweit des Kampfplatzes traf Keelin auf Abbas. Der junge Wunand kauerte mit angewinkelten Knien auf dem Steppenboden, verbarg das Gesicht in den Armen und schluchzte leise.
    »Der erste Kampf ist immer der schwerste«, sagte Keelin und legte dem Freund tröstend eine Hand auf die Schulter. »Der Anblick des Todes ist oft nur schwer zu ertragen.«
    Abbas erwiderte nichts. Nur das Schluchzen hörte auf.
    »Bayard nannte dich einen wackeren Krieger«, fuhr Keelin fort, weil er hoffte, dass die Worte des Heermeisters den Freund aufmuntern würden. Dann senkte er die Stimme. »Und ich verdanke dir mein Leben.«
    Abbas sah nicht einmal auf.
    »Bist du verletzt?«, fragte Keelin verwundert. »Hast du Schmerzen? Oder bedrückt dich gar der Gedanke, dass du getötet hast?«
    »Das ist es nicht!«, stieß Abbas beinahe zornig hervor. Er hob den Kopf und blickte Keelin aus verquollenen Augen an. »Sie ist weg!«, rief er verbittert. »Sie ist weg, und ich konnte es nicht verhindern. Sie hat geschrien und sich gewehrt, aber die Uzoma waren stärker.« Seine Stimme gewann während des Redens immer mehr an Kraft. »Ich habe gesehen, wie diese Bastarde sie aufs Pferd zerrten«, sagte er und ballte in hilfloser Wut die Fäuste. »Ich hörte sie schreien und wollte ihr helfen, aber sie … sie … Sie waren schon zu weit weg. Ich … ich war zu langsam. Zu langsam! Ich konnte sie nicht einholen, ihr nicht mehr helfen.«
    »Wem?« Keelin stockte der Atem. Ein banger Seitenblick zeigte ihm, dass Bayard die Stelle, an der Ajana unter dem Sand verborgen liegen musste, noch nicht erreicht hatte. Heftig rüttelte er Abbas an der Schulter. »Nun rede endlich«, forderte er den Freund ungeduldig auf. »Sag schon, wen haben die Uzoma mitgenommen?«
    Abbas antwortete nicht sofort. Stattdessen hob er etwas vom Boden auf. »Sie hat sie verloren«, sagte er verbittert, während er den Sand von der Waffe abklopfte. »Sie konnte so gut damit kämpfen, doch am Ende hat es ihr nicht geholfen.« Er reichte Keelin eine Feuerpeitsche. »Die Uzoma haben Maylea verschleppt.«

 
     
     

     
     
    Das Bild in der Wasserschale zeigte eine kleine Gruppe von Reitern, die vor dem Hintergrund eines glutroten Himmels über die Steppe preschten. In der zunehmenden Dämmerung waren ihre Gesichter nicht zu erkennen, aber Vhara war es gleichgültig, welche der zwölf Krieger lebend nach Udnobe zurückkehrten. Das Einzige, was zählte, war das Mädchen, das gefesselt über dem Widerrist eines Pferdes lag.
    Ein zufriedenes Lächeln umspielte Vharas Mundwinkel.
    Voller Genugtuung hatte sie den Kampf im Spiegel der Wasserschale

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