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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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beobachtet. Die Verfolgten hatten sich den Uzoma mit überraschend heftiger Gegenwehr zum Kampf gestellt und mit dem Mut der Verzweiflung gekämpft. Für eine Weile hatte sie sogar um den Sieg ihrer Krieger gebangt. Ein bärtiger Hüne, der ein gewaltiges Schwert führte, hatte gleich drei Uzoma getötet, und auch die anderen hatten die Attacken der Tempelgarde geschickt pariert. Zu ihrem Bedauern hatte der aufgewirbelte Staub die Sicht getrübt. Dann aber hatte sie gesehen, wie die Uzoma das gesuchte Mädchen ergriffen und zu den Pferden schleppten.
    Endlich gelangte die Nebelsängerin und mit ihr auch das Amulett der Elbenpriesterin in ihre Gewalt!
    Die Vereinigten Stämme hatten ihre letzte Karte verspielt. Die Festung würde fallen, und die Macht ihres Meisters konnte nach langer Zeit des Wartens endlich auch in das Land südlich des Pandarasgebirges Einzug halten!
     
     
     
    Die Erschütterungen im Boden waren nicht mehr zu spüren, der Lärm des nahen Kampfes war seit endlosen Minuten verstummt. Die Dämmerung schob sich langsam über die Steppe und nahm das Licht mit sich fort, während der Wind ein wenig auflebte und den feinen Sand, den die Kämpfenden aufgewirbelt hatten, über den flachen Sandhügel hinwegtrug, unter dem Ajana in bangem Entsetzen ausharrte.
    Nur einmal hatte sie versucht, den Kopf zu wenden, um einen Blick auf den Schauplatz des Kampfes zu werfen. Doch die trockenen Gräser vor ihrem Gesicht versperrten ihr die Sicht und ließen nicht zu, dass sie Genaueres erkennen konnte.
    Das Gefecht war vorbei, daran gab es keinen Zweifel. Doch so sehr Ajana auch lauschte, der Ausgang des Kampfes blieb für sie ungewiss. Waren die Gefährten, die ihr inzwischen schon fast zu Freunden geworden waren, noch am Leben, oder …
    Wie zur Antwort hörte sie in diesem Augenblick aus weiter Ferne den Ruf eines Falken. Horus lebte!
    Ajana verspürte neuen Mut. Vielleicht war doch nicht alles verloren. Vorsichtig regte sie sich in ihrem Versteck und versuchte den Kopf zu drehen, doch die Bewegung führte nur dazu, dass noch mehr Sand den Weg unter ihre Kleidung fand. Sehen konnte sie nichts.
    »Thorns heilige Rösser, ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch erlebe«, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme rufen und spürte, wie jemand die schützenden Gräser fortnahm. Feiner Sand rieselte ihr ins Gesicht. Hastig schloss sie die Augen; als sie sie wieder öffnete, blickte sie in das von Staub und Blut verschmutzte Gesicht des Heermeisters über ihr. Eine tiefe Schnittwunde verunstaltete seine Stirn, und er machte einen erschöpften Eindruck. Dennoch gelang ihm ein Lächeln.
    »Kommt heraus«, sagte er freundlich. »Es ist vorbei.«
    »Heermeister Bayard!«, rief Ajana glücklich und fragte mit einem Blick auf die blutende Wunde: »Geht es Euch gut?«
    »Ein paar Kratzer, mehr nicht.« Bayard streckte ihr die Hand entgegen. Ajana nahm die Hilfe des Katauren dankbar an und klopfte sich den Sand von der Kleidung. Dabei wanderte ihr Blick suchend nach Norden. Das Erste, was sie sah, war eine Gruppe von Pferden, die das dürre Steppengras fraßen. Ein Stück entfernt kauerten zwei dunkle Gestalten beieinander, deren Gesichter sie jedoch nicht erkennen konnte.
    Am Ort des Kampfes zeichneten sich im Licht der aufgehenden Monde die Umrisse mehrerer regloser Körper auf dem Steppenboden ab. Der Anblick der Toten versetzte Ajana einen schmerzhaften Stich. »Wo sind die anderen?«, fragte sie mit bebender Stimme. Am liebsten hätte sie gleich nach Keelin gefragt, doch sie fürchtete sich vor der Antwort.
    »Feanor ist tot«, erwiderte Bayard knapp. »Abbas und Keelin sind dort hinten, und Maylea, nun …« Er zog bedauernd die Schultern hoch.
    Keelin! Ajana spürte, wie ihr Herz vor Erleichterung einen Satz machte. Er lebte! Ein heißes Glücksgefühl durchströmte sie. »Gehen wir zu ihnen?«, fragte sie, doch Bayard schüttelte den Kopf. »Geht Ihr nur«, sagte er, und ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Ich werde Feanor die letzte Ehre erweisen.«
    Ajana nickte und machte sich auf den Weg. Doch bevor sie die beiden jungen Männer erreichte, sah sie, wie Abbas plötzlich aufsprang. »Mein Entschluss steht fest!«, rief er und bückte sich, um die Feuerpeitsche vom Boden aufzuheben. »Sie ist meines Blutes. Ich werde sie nicht so einfach ihrem Schicksal überlassen.«
    Ajana stutzte.
    »Sei vernünftig, Abbas.« Keelin erhob sich und legte dem Freund in einer beruhigenden Geste die Hand auf die Schulter.

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