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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Was blieb, waren Augenblicke, die ihnen zwischen den Fingern zerrannen.
    »Kannst du aufstehen?«, fragte er Maylea.
    »Ich … ich weiß nicht …«
    »Leise!« Abbas legte warnend den Finger auf die Lippen. Draußen waren Schritte zu hören. Jemand rief etwas in einer Sprache, die Abbas nicht verstand, trat an die Tür und stieß einen keuchenden Laut aus, als diese sich öffnete. Mit eiligen Schritten hastete der Fremde an der Hauswand entlang, gelangte unweigerlich zu dem Fässerstapel und stieß einen entsetzten Schrei aus. Hastig rannte er davon.
    »Steh auf!«, rief Abbas Maylea zu, während er aufsprang und in den Gang hinauslief »Sie haben den Wachtposten entdeckt. Gleich wird es hier von Uzoma nur so wimmeln.« Mit einem raschen Seitenblick vergewisserte er sich, dass Maylea seiner Aufforderung folgte, dann eilte er zur Tür, um sie von innen zu verbarrikadieren. Die Zeit war knapp, und er fand nur wenig sperrige Hölzer, um die Krieger vom Eindringen in den Kerker abzuhalten. So lief er noch einmal in die Zelle zurück, riss die Latten der Pritsche aus den morschen Halterungen und rannte damit zur Tür. Die notdürftige Barriere würde ihnen zumindest eine kurze Frist verschaffen – Zeit, die er leichtfertig vergeudet hatte und die sie für die Flucht so dringend gebraucht hätten.
    Als er das letzte Holzstück im Türrahmen verkeilt hatte, waren draußen erregte Stimme zu hören. Sie klangen noch weit entfernt, näherten sich aber schnell.
    »Sie kommen!« Abbas eilte zu Maylea, die schwankend an der Zellentür lehnte, und sah sich gehetzt um. Vor der Tür hörte er nun Schritte und das Klirren von Waffen. »Komm schnell«, forderte er Maylea auf und bedeutete ihr mit einer ungeduldigen Handbewegung, ihm zu folgen. »Wir müssen nach einem anderen Ausgang suchen.«
    Aber Maylea rührte sich nicht. Die junge Wunand lehnte noch immer am Türrahmen, blutend und benommen, und war offensichtlich nicht in der Lage, ihm zu folgen. Ihr linker Arm hing nutzlos herunter. Er wirkte unnatürlich verrenkt und schien gebrochen zu sein, aber darauf konnte Abbas jetzt keine Rücksicht nehmen.
    »Emos zornige Kinder!« Fluchend ergriff er Maylea am Gewand und zerrte sie hinter sich her. Staub, den der Wüstenwind durch die Mauerritzen bis ins Innerste des Kerkers getragen hatte, wirbelte vom Boden auf, während er den engen Gang entlang hastete, an dessen Ende verheißungsvolles Licht durch die Ritzen einer schmalen, grob gezimmerten Tür sickerte.
    Maylea folgte ihm taumelnd, doch die Art, wie sie sich bewegte, machte deutlich, dass sie noch nicht wieder Herrin ihrer Sinne war. Sie hatte zu starke Schmerzen erlitten und zu viel Blut unter den Misshandlungen der Uzoma verloren. Doch Abbas blieb nicht die Zeit, sich darum zu kümmern. Die Versorgung der Wunden musste warten, bis sie in Sicherheit waren. Es galt, diesen Ort des Schreckens zu verlassen – und zwar schnell.
    Noch hielt die kümmerliche Blockade der Tür die Uzoma auf Abbas war wild entschlossen, den kostbaren Vorsprung zu nutzen.
    In diesem Augenblick strauchelte Maylea und fiel auf die Knie. Abbas packte sie am Arm, um ihr auf die Füße zu helfen. »Komm«, drängte er. »Nur noch wenige Schritte, dann sind wir draußen.«
    Aber Maylea schüttelte den Kopf. »Geh allein«, presste sie mühsam hervor. »Ich schaffe es nicht.«
    »Das werde ich nicht«, rief Abbas zornig. »Ich lasse dich nicht zurück!«
    Am Ende des Gangs ertönten wütende Rufe. Die notdürftig verriegelte Tür erzitterte unter den heftigen Schlägen. Abbas blickte sich besorgt um. In seinen Augen glomm Furcht, doch seine Stimme schwankte nicht, als er Maylea fester am Arm packte und mit sich zerrte. »Ich lasse dich nicht im Stich«, schwor er. »Niemals.«
    Krachende Schläge hämmerten auf die Tür ein. Holz splitterte, und die Rufe wurden so laut, dass Mayleas gemurmelter Protest in dem Lärm unterging.
    »Komm!« Abbas ließ nicht locker. Mit aller Kraft zerrte er Maylea zu der morschen Tür, die sie noch von der Freiheit trennte, und warf sich ohne zu zögern mit der Schulter dagegen. Die Tür flog aus den Angeln, und Abbas stürzte, vom eigenen Schwung getragen, in eine niedrige Sanddüne, die der Wind im Lauf der vielen Monde, die sie offensichtlich nicht benutzt worden war, vor ihr aufgetürmt hatte.
    Der junge Wunand verlor keine Zeit. Augenblicklich war er wieder auf den Beinen und eilte zu der Öffnung, um Maylea hinaus zu helfen. Ihr dunkles Haar war staubig und wirr, das

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