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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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»Meister, ich bringe schlechte Kunde«, sagte sie mit fester Stimme. »Lange glaubten wir, die Brut der Elbin ausgerottet zu haben. Dennoch ist es einer ihres Blutes gelungen, sich vor uns zu verbergen.«
    »Dann töte sie!«
    »Das habe ich versucht, o mächtiger Herrscher des Feuers, doch das Blut, das die Uzoma uns gaben, war nicht rein genug, die Magie über die Grenzen der Welten hinweg zu wirken. Ich habe alles …«
    »Du hast versagt!« Eine unausgesprochene Drohung schwang in der körperlosen Stimme mit. Die Hohepriesterin erschauerte. »Nicht versagt, nein«, bemühte sie sich zu rechtfertigen. »Ich …«
    »Ist sie tot?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?« Die zornigen Worte des dunklen Gottes peitschten die Flammen in die Höhe.
    »Weil …« Vharas mühsam zur Schau getragene Selbstgewissheit geriet angesichts des unerwartet heftigen Gotteszorns ins Wanken. »Weil sie das Amulett schon hatte«, log sie schließlich.
    »So hast du versagt!« Die Flammen stoben weiter in die Höhe, und die Farbe des Feuers wurde bedrohlich hell. Vhara biss sich auf die Lippen. »Wenn sie nach Nymath kommt, ist sie verwundbar«, stieß sie hastig hervor. »Hier wird es uns ein Leichtes sein, sie zu vernichten.«
    »Sie darf den Fluss niemals erreichen!«, dröhnte die Stimme des Gottes in ihren Ohren.
    »Sie wird nicht einmal in dessen Nähe kommen«, schwor Vhara. Sie zitterte, fühlte aber, dass das Schlimmste überstanden war. Der dunkle Gott hatte ihr eine letzte Gelegenheit gegeben, und sie war entschlossen, diese zu nutzen.
     
     
     
    Der Nachmittag war kaum zur Hälfte verronnen, als der Regen das Heer einholte. Seit die sechshundert Freiwilligen Sanforan bei Sonnenaufgang verlassen hatten, waren sie nahezu ununterbrochen auf den Beinen gewesen, während die dunkle Wolkenfront, die seit dem späten Vormittag im Südosten aufzog, immer weiter zu ihnen aufgeschlossen hatte.
    Nach einer kurzen Rast zur Mittagszeit hatten die Heerführer die Rekruten zur Eile angetrieben, in der Hoffnung, der nahe Wald könne ihnen Schutz vor dem heraufziehenden Unwetter bieten. Doch die Winde hatten die herbstlichen Baumkronen bereits stark gelichtet, und die kalten Tropfen bahnten sich ungehindert ihren Weg durch das schüttere Laubdach. Aus dem ersten Nieseln wurde bald ein heftiger Schauer; der aufkommende Wind jagte die Wassermengen in Strömen über den Weg, und vereinzelte Donnerschläge krachten. Das dämmrige Zwielicht des Waldes verdunkelte sich. Um der Unbill des Wetters zu entgehen, verkrochen sich die Krieger tief in ihren Umhängen.
    Endlos fiel der Regen; nur hin und wieder schien er etwas nachzulassen, wie die trügerische Verheißung auf ein baldiges Ende. Doch die Krieger ließen sich nicht beirren. Entschlossen wanderten sie weiter, den Blick starr auf den durchweichten Pfad gerichtet, während das Wasser an ihren Umhängen herunterrann und der Schlamm nass und schwer an ihren Stiefeln haftete.
    Als die Nacht hereinbrach, verebbte der Regen. Die tief hängenden Wolken zogen ab, und in der feuchten Luft der Wälder bildete sich Nebel, der sich rasch zu einer grauen Düsternis verdichtete, aus der sich dunkel die Baumstämme erhoben.
    Die Krieger waren erschöpft, doch die berittenen Heermeister gönnten ihnen keine Rast. Das schmatzende Geräusch unzähliger Stiefel, die sich auf dem schlammigen Pfad vorankämpften, klang unnatürlich laut durch die Stille des Waldes, während dicke Tropfen von den Blättern zu Boden fielen und in einiger Entfernung der Donner verebbte.
    Mit der Nacht kam die Kälte. Die jungen Krieger froren erbärmlich, denn obgleich die Umhänge sorgfältig mit Öl getränkt waren, vermochten sie der Wucht des Regens nicht ausreichend zu trotzen, und die feuchten Untergewänder klebten den Männern auf der Haut. Die Ersten murrten bereits, doch die Heermeister drängten mit aller Härte zum Weitermarschieren.
    Laute Rufe und wütend gebellte Befehle hallten durch den nächtlichen Wald. Immer wenn einer der Heerführer in Abbas’ Nähe kam, zuckte der junge Wunand erschrocken zusammen, verkroch sich hastig in den Regenumhang und hoffte, dass man ihn nicht bemerkte. Er wusste, dass er etwas Verbotenes tat, indem er den ihm zugewiesenen Platz am Endes des Heerzugs im Schutz der Dunkelheit verließ, um sich nach vorn zu Keelin zu schleichen. Er wusste es, aber er tat es dennoch, denn jene, die am Ende des Trosses mit ihm zwischen den Wagen marschierten, machten keinen Hehl daraus, wie sehr sie ihn

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