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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die Nebelsängerin. Es ist nicht Recht, dass Ihr zu Fuß geht. Das wäre nicht standesgemäß.«
    »Welch ein Unsinn!« Ajana schüttelte den Kopf. »Du bist erschöpft. Da ist es nur vernünftig, wenn wir die Plätze tauschen. Sobald mich die Kräfte verlassen, können wir ja wieder wechseln. Also schwing dich in den Sattel, damit wir weiter kommen.« Sie blickte Abbas an, der noch immer zögerte, und fügte hinzu: »Oder gilt es bei den Wunand etwa als standesgemäß, wenn du neben mir vor Erschöpfung stirbst, während ich gemütlich weiterreite?«
    »Nun, ganz so ist es natürlich nicht …«
    »Na siehst du«, fiel Ajana ihm ins Wort. »Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass ein Volk die Ehre dem Überleben vorzieht. Und nun steig auf, oder muss ich dir erst ausdrücklich einen Befehl erteilen?« Sie machte eine Pause, um Atem zu schöpfen. Als sie weitersprach, war ihre Stimme deutlich sanfter: »Du hast mich wie selbstverständlich begleitet, und dafür bin ich dir sehr dankbar. Glaubst du wirklich, ich lasse dich einfach im Stich?« Sie schüttelte den Kopf. »O nein. Das werde ich nicht. Ich weiß nicht, wie du es siehst, aber für mich bist du weit mehr als irgendein Begleiter. Für mich bist du ein Freund.« Sie verstummte und blickte Abbas an, dann drehte sie sich um und ging ein paar Schritte nach Norden, ehe sie sich noch einmal umwandte und hinzufügte: »So, und jetzt gehe ich zu Fuß weiter.«
    Verbissen stapfte Ajana durch den weichen Sand, innerlich aufgewühlt von ihren Worten und den Blick starr geradeaus gerichtet. Warum musste denn immer alles so kompliziert sein? Hatten sie mit dem Mangel an Wasser und Vorräten nicht schon genug Probleme? Wieso konnte Abbas angesichts der bedrohlichen Lage nicht über seinen Schatten springen?
    Keelin hätte sich da nicht so stur benommen, dachte sie bei sich. Eine solch unsinnige Ehrerbietung hatte sie bei ihm nie gespürt. Anders als Abbas, für den sie trotz all der Abenteuer, die sie gemeinsam erlebt hatten, immer noch eine Art Heilige zu sein schien, hatte sich Keelin ihr gegenüber nie untertänig verhalten. Im Gegenteil. Mit seiner ruhigen und besonnenen Art hatte er ihr stets das Gefühl von Sicherheit und Stärke gegeben, das sie in den ersten Monaten in Nymath so dringend benötigt hatte. Auf ihn hatte sie sich immer verlassen können.
    Aber Keelin ist nicht hier, und Abbas ist nicht Keelin.
    Der Gedanke brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück und erinnerte sie daran, dass sie sich hier und jetzt den Schwierigkeiten stellen musste, und zwar allein.
    So schritt sie weiter voran, immer nach vorn schauend, die Lippen zu einem schmalen Streifen zusammengepresst, während sie darauf wartete, wie Abbas sich entschied.
    Eine Weile hörte sie nichts außer dem Knirschen des Sandes unter ihren Füßen, dann drang ihr das Klirren von Zaumzeug an die Ohren, und Abbas tauchte auf dem Rücken ihrer Stute neben ihr auf.
    »Verzeiht meine Dickköpfigkeit«, sagte er schuldbewusst. »Manchmal ist es sehr schwer, über den eigenen Schatten zu springen.«
    »Ist schon gut.« Ajana lächelte. »Wenn wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren, werden wir es auch erreichen«, sagte sie so entschlossen, als genüge allein der feste Vorsatz, um Erfolg zu haben. Dann setzten sie ihren Weg fort.
     
     

    ***
     
    Für Keelin, Inahwen, Aileys und Kruin verliefen die Tage und Nächte, die auf die Rast in der Oase folgten, in ermüdender Eintönigkeit. Gleißendes Sonnenlicht und sengende Hitze wechselten mit samtener Dunkelheit und bitterer Kälte ab und bestimmten mit ihren extremen Gegensätzen, wann geritten und wann gerastet wurde. Die Gespräche verstummten, der Proviant und die Wasservorräte schmolzen dahin, und obwohl Keelin Horus an jedem Abend aufsteigen ließ, konnte er doch nirgends einen Hinweis darauf entdecken, dass sie sich Ajana und Abbas auch nur um eine Länge genähert hatten.
    Unter anderen Umständen hätten sie die Verfolgung vermutlich längst aufgegeben, doch der Mondstein in Inahwens Elbenstab wies ihnen auch weiterhin unerschütterlich den Weg.
    Einmal entdeckte Horus in der Ferne die hoch aufgetürmten Staubwolken eines gewaltigen Sandsturms, der sich ihnen von Norden her näherte. Kruin befürchtete das Schlimmste, aber das Schicksal meinte es gut mit ihnen. Die Nacht brach herein und setzte dem Wüten ein Ende, ehe der Sturm sie erreichte.
    Zwei Tage nach dem Sandsturm sank die Stimmung in der Gruppe auf einen neuen Tiefpunkt, als ihnen

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