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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hervorsickerte. Der Tod war ohne jede Vorwarnung zu ihr gekommen, schnell und lautlos. Suara reckte sich und entdeckte eine sternförmige Metallscheibe, die aus dem Hals der Priesterin ragte.
    Ein Muriva!
    Es gab nur eine Zunft in Andaurien, die so heimtückisch tötete, und es gab nur eine Zunft, die eine solche Waffe verwendete – die Ajabani.
    Suara schaute sich um. Sie konnte keinen der gefährlichen Meuchler in der Nähe entdecken, aber der Muriva, der gefürchtete Wurfstern, sprach für sich.
    Sie waren hier.
    »Sie ist eine Streiterin!«, hörte sie vorn am Podest jemanden ausrufen und sah, dass sich zwei Angehörige der Tempelgarde über die leblose Priesterin beugten. Einer hatte ihren Oberkörper herumgerissen und ihre Schulter entblößt. »Sie trägt das Zeichen des Schwertes!«
    »Elendes Geschmeiß!« Vhara machte eine ungeduldige Handbewegung. »Schafft sie fort und untersucht alle hier!«, ordnete sie an. »Niemand verlässt den Raum. Findet mir heraus, wer noch zu ihnen gehört. Ich bin sicher, dass sie nicht allein war.«
    Kaum hatte sie das gesagt, sprang eine junge Priesterin auf und versuchte zu fliehen. Die Krieger der Tempelgarde stellten sich ihr in den Weg und packten sie. Doch die Priesterin gab nicht auf. Mit aller Kraft riss sie sich los und floh in eine Ecke des Raums. Den Körper an die Wand gepresst, löste sie die rituelle Opferklinge von ihrem Gürtel und hielt sie fast trotzig in die Höhe.
    »Ihr bekommt mich nicht!«, keuchte sie mit irrem Blick, die Klinge fest umklammernd. »Heute mögen wir gescheitert sein. Aber wir geben uns nicht geschlagen.«
    »Ergreift sie, ihr Dummköpfe!«, herrschte die Hohepriesterin die Krieger an, aber die Rebellin war schneller. Mit dem Ausruf »Tod dem Tyrannen! Möge Callugar auf ewig herrschen!« rammte sie sich die eigene Waffe tief in den Leib.
    Die Stille im Raum war beängstigend. Niemand rührte sich. Selbst die Krieger hatten mitten in der Bewegung inne gehalten.
    Alle starrten wie gebannt auf die junge Frau, die noch immer in der Ecke stand und sich im Todeskampf keuchend krümmte. Dunkles, zähflüssiges Blut quoll aus ihren Mundwinkeln hervor, ihr Atem ging stoßweise. Die Augen weit aufgerissen, verzog sie den Mund mit letzter Kraft zu einem spöttischen Grinsen und flüsterte: »Ihr werdet niemals siegen … Niemals.« Die Worte gingen in ein ersticktes Röcheln über. Dann stürzte sie zu Boden.
    »Elende Versager!« Die Hohepriesterin tobte vor Wut. »Wie könnt ihr zulassen, dass sie sich einfach davonstiehlt?« Sie wandte sich um, verließ das Podest und rauschte zur Tür. »Ich erwarte deinen Bericht!«, herrschte sie den Kommandanten der Tempelgarde an. »Untersucht sie! Untersucht sie alle! Aber gründlich! Und wehe dir, wenn auch nur eine Streiterin unter ihnen ist, die entkommt.« Ihr Blick wanderte durch den Raum, so scharf und prüfend, als könne sie jeder einzelnen Priesterin bis auf den Grund der Seele schauen.
    Suara senkte hastig den Blick und atmete tief durch. Die vermeintliche Priesterin trug das Zeichen des Schwertes. Der junge Mann auf dem Marktplatz kam Suara wieder in den Sinn. Auch er hatte das Bildnis eines Schwertes auf der Schulter gehabt. Wie von selbst fügte sich ein Teil zum anderen. Die Streiter Callugars waren in der Stadt und auch die Ajabani. Die Lage war weitaus ernster, als sie vermutet hatte. Von nun an durfte ihnen kein Fehler unterlaufen, sonst würden sie nur allzu schnell das Schicksal dieses armen Mädchens teilen.

 

     
     
     
     
     
    Ajana und Abbas verbrachten den Tag im Schatten. Voller Zweifel, wie es nun weitergehen sollte, sprachen sie kaum miteinander und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Sie aßen und tranken nur wenig und versuchten so gut es ging zu schlafen, um Kräfte zu sparen. Beide wussten, dass einer von ihnen von nun an zu Fuß gehen musste.
    Als die Sonne wie ein glühender Feuerball hinter dem Horizont versank und die Wüste in Kälte und Dunkelheit zurückließ, machten sie sich wieder auf den Weg. Ajana ritt, während Abbas neben ihr herstapfte. Der Wunand gab sich große Mühe, den forschen Schritt mitzuhalten, doch der weiche Sand gab unter seinen Füßen nach, und der Marsch zehrte an seinen Kräften.
    Ajana entging nicht, dass er ermüdete.
    Nachdem sie etwa eine Stunde geritten war, saß sie ab, um Abbas eine Weile reiten zu lassen. Aber der Wunand winkte ab.
    »Ihr seid sehr freundlich, aber das kann ich nicht annehmen«, sagte er tief beschämt. »Ihr seid

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