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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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aus.
    »Fühlst du dich schon kräftig genug, um allein zu reiten?«, fragte die Elbin freundlich und fügte hinzu: »Wir haben nur noch wenig Wasser und müssen weiterziehen. Horus wird vorausfliegen und in Andaurien nach einem Bach oder See Ausschau halten, an dem wir unsere Wasservorräte auffüllen können.«
    »Dann reiten wir nach Andaurien?« Ajanas Miene hellte sich auf.
    »Zunächst einmal, ja.« Die Miene der Elbin blieb unergründlich. »Sobald wir Wasser gefunden haben, wird Horus uns zu einem sicheren Lagerplatz führen. Dort werden wir rasten und in Ruhe darüber beraten, was geschehen ist und geschehen soll.«
    Ajana war enttäuscht, aber sie nahm sich zurück. Ohne ein Wort über ihre Pläne zu verlieren packte sie die wenigen Habseligkeiten zusammen, die ihr geblieben waren, und ritt mit den anderen nach Norden, auf den fernen Waldrand zu.
    Ihrer Stute ging es schon besser. Inahwen hatte die wunden Stellen unter dem Sattel mit einer lindernden Salbe bestrichen und dem halb verdursteten Pferd einen Teil des Wasservorrats zukommen lassen, bevor sie es mit Futter versorgt hatte. Die Stute wirkte noch immer erschöpft und ausgezehrt, aber sie hielt sich tapfer und fiel nicht zurück, als sich die Gruppe in Bewegung setzte.
    Die Elbin ritt auf diesem letzten Stück des Wegs an der Spitze, gefolgt von Aileys und Kruin, während Keelin und Ajana den Schluss bildeten. Keelin war immer noch traurig. Er behandelte Ajana höflich und zuvorkommend, aber doch anders als in dem Augenblick, da er sie tags zuvor in die Arme geschlossen hatte. Die unsichtbare Mauer, die der nahende Abschied und die unselige Begegnung mit Duana zwischen ihnen errichtet hatten, war jetzt wieder deutlich zu spüren. Dessen ungeachtet versuchte er mit Ajana zu reden, doch sie gab sich so einsilbig und verschlossen, dass er es schon bald wieder aufgab.
    Ajana entging nicht, wie sehr er sich um sie bemühte, aber sie war innerlich viel zu aufgewühlt, um darauf einzugehen. Von all denen, die ihr Leben um ihretwillen geopfert hatten, hatte sie Abbas’ Tod am meisten getroffen. Die Schuldgefühle waren unerträglich. Im Nachhinein wünschte sie, Inahwen hätte schon während der Rast das Gespräch mit ihr gesucht, und sie ärgerte sich, dass sie sich schlafend gestellt hatte.
    Was ist nur los?, grübelte sie. Warum fragt mich niemand, wie Abbas gestorben ist? Wieso will niemand wissen, warum ich fortgeritten bin und was ich in Andaurien vorhabe?
    »Warum kehrt ihr nicht um?«, richtete sie die nächste Frage laut an Keelin. »Ihr habt mich gefunden und mir das Leben gerettet. Aber deshalb seid ihr doch nicht verpflichtet, mich zu begleiten.«
    »Wir begleiten dich nicht nur um deinetwillen.« Keelin deutete auf den leeren Wasserschlauch an seinem Sattel. »Wir haben kaum noch Wasser und müssen nach Andaurien, denn sonst würden wir den Weg zurück niemals schaffen.«
    »Oh.« Ajana schämte sich, dass sie sich für so wichtig gehalten hatte. Schließlich hatte Inahwen zuvor schon verlauten lassen, dass sie dringend frisches Wasser brauchten. Eine Weile schweigen beide.
    »Keelin, ich …« – »Ajana, du …«
    Beide verstummten und schauten sich an, weil sie zur gleichen Zeit zu sprechen begonnen hatten. Es war Keelin, der den Satz zuerst beendete: »Ich wollte dir sagen, dass es mir Leid tut«, sagte er aufrichtig. »Ich wollte dir den Abschied leichter machen. Es war nie meine Absicht, dich zu verletzen.«
    »Ich weiß!« Ajana schenkte Keelin ein versöhnliches Lächeln. Sie war sich dessen längst nicht so sicher, wie ihre Worte ihn glauben machen sollten, aber was geschehen war, gehörte der Vergangenheit an. Auf dem langen Weg durch die Wüste hatte sie viel Zeit zum Nachdenken gehabt und eingesehen, dass auch sie Fehler gemacht hatte. Die Wut, die sie in Sanforan empfunden hatte, war verraucht, der Kummer verflogen. Keelin war da, und mehr denn je wurde ihr bewusst, wie viel er ihr bedeutete.
    »Was mit Abbas geschehen ist, tut mir unendlich Leid«, sagte sie leise. »Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen.«
    »Es war nicht deine Schuld«, versuchte Keelin sie zu trösten.
    »Doch, das war es.« Ajanas Stimme klang hart und verbittert. »Feanor, Toralf, Bayard, Maylea und jetzt auch Abbas … Ich allein trage die Schuld daran, dass sie gestorben sind.« Sie blickte Keelin an, und in ihren Augen standen Tränen. »Ich wollte Abbas zurückschicken«, sagte sie voller Selbstanklage. »Ich wollte es wirklich. Aber ich war

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