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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die Priesterin den Sumpfhuhnkadaver von dem Opferstein, während der Diener ihr das nächste Sumpfhuhn reichte.
    Zwei von siebzig. Und zehn davon waren die Ihren … Suara schloss die Augen, atmete tief durch und betete im Stillen zu Emo, dass sie ihr die Kraft für diese Prüfung geben möge.
     
     

    ***
     
    Ajana spürte, wie etwas an ihr zupfte. Es war ein fernes und unwirkliches Gefühl, aber es war da. Sie blinzelte ins grelle Sonnenlicht und erkannte einen kleinen Schatten, der neben ihr auf dem Boden saß und an einer ihrer Haarsträhnen zog.
    »Horus«, flüsterte sie mit rauer Kehle, seufzte und schloss die Augen. Horus war da. Alles war gut.
    Die Wüste, die Hitze, die Todesängste … das alles war nur ein böser Traum gewesen. Sie wusste, wo sie war. Sie hatte die magische Nebelwand zerstört und lag am Ufer des Arnad. Sie hörte das Plätschern der Wellen und spürte den feuchten Ufersand an ihrer Wange. Die Gewänder klebten ihr schwer am Körper, die Haare waren nass.
    Wasser!
    Durst!
    Mühsam drehte sie sich um. Ihr Herz begann heftig zu pochen, als sie das silberne Band des Flusses hinter sich erblickte. Mit letzter Kraft richtete sie sich auf und taumelte auf das kühle, funkelnde Nass zu. Am Ufer fiel sie auf die Knie und schöpfte sich mit beiden Händen gierig das Wasser in den Mund.
    Wasser!
    Mehr Wasser!
    Niemals in ihrem Leben hatte sie einen solchen Durst verspürt. Wie von Sinnen schöpfte sie das Wasser. Aber soviel sie auch schöpfte, sie konnte den Durst nicht löschen.
    »Ajana!« Jemand fasst sie an der Schulter und versuchte, sie vom Wasser fortzuziehen. Sie schrie auf und schlug die Hand beiseite. Der Durst war übermächtig.
    »Ajana!« Strenge schwang in der Stimme mit, aber das war Ajana gleichgültig. Sie musste trinken, mehr trinken.
    »Lass mich!« Ajana versuchte, die Hände abzuschütteln, die sie nun packten und vom Wasser fortzerrten. Sie schlug um sich, biss, kratzte und wand sich. Aber diesmal ließen die Hände nicht locker.
    Ein beißender Schmerz auf ihrer Wange ließ das Bild des Arnad wie eine Seifenblase zerplatzen. Von einer Sekunde zur nächsten war das Wasser fort. Was blieb, waren Dunkelheit und Schmerzen, Durst und das ekelhafte Gefühl von Sand und Steinen im Mund.
    Ajana hustete und würgte.
    »Ja, gut so!«
    »Endlich!«
    »Sie kommt zu sich!«
    »Emo sei Dank.«
    Stimmen schwebten durch die Dunkelheit. Vertraute Stimmen, die sie kennen musste und die sie doch nicht einordnen konnte.
    »Wach auf, Ajana!« Jemand rüttelte sie sanft an der Schulter.
    Ajana blinzelte. Die Sonne blendete sie. Sie hob den Arm und beschattete die Augen. Neben sich erkannte sie vier Gestalten vor dem Hintergrund roter Sanddünen.
    Roter Sand – die Wüste … Nur langsam kehrte Ajana in die Wirklichkeit zurück. In eine bittere Wirklichkeit voll grauenhafter Erinnerungen an Hitze und Durst und an den letzten Tropfen Wasser, den sie aus ihrem Wasserschlauch hervorgepresst hatte.
    »Abbas?«, flüsterte sie mit rauer Kehle. Sie blinzelte, aber die Sonne verhinderte, dass sie mehr erkennen konnte als nur verschwommene Gestalten.
    Jemand setzte ihr einen Wasserschlauch an die Lippen.
    »Trink!«
    Wasser. Echtes Wasser. Warm und schal, aber so willkommen, dass sie glaubte, nie etwas Köstlicheres getrunken zu haben. Gierig griff sie nach dem Wasserschlauch, schluckte und hustete, würgte und schluckte weiter.
    »Genug!« Jemand versuchte, ihr den Schlauch zu entreißen, aber sie klammerte sich an daran fest.
    »Genug, sage ich!« Mit einem Ruck war der Schlauch fort.
    Ajana wollte danach greifen, aber ihre Hände fassten ins Leere.
    »Wasser!« Sie schluchzte auf und grub die Hände in den roten Sand.
    Ganz unvermittelt kamen die Erinnerungen zurück.
    Abbas war tot. Er hatte sein Leben gegeben, damit sie überlebte.
    Und sie war schuld daran. Die Erkenntnis hatte nichts von ihrem Grauen verloren.
    »Abbas«, presste sie mit tränenerstickter Stimme hervor. Dann fing sie an zu weinen.
    »Nicht weinen!« Jemand half ihr auf, sanft und zärtlich, nahm sie tröstend in die Arme, wiegte sie wie ein Kind und wartete geduldig, bis die Tränen versiegten.
    »Es ist gut.«
    Das Erste, was Ajana sah, als ihr Blick sich klärte, waren zwei dunkelbraune Augen, die sie voller Wärme anschauten. Wie damals, als sie nach dem Feuer in Lemrik erwachte.
    »Keelin?« Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Sie hatte damit gerechnet, dass Inahwen ihr folgte. Nicht im Traum hätte sie es für möglich

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