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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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aus dieser Halle, bis dein Prozess beginnt. Fortan wirst du am Fuße dieses Berges in den Nebeln ausharren bis die Zeit gekommen ist, über dich zu richten.«
    »Nein!« Panik flammte in den Augen den Jünglings auf. »Schickt mich nicht in die Nebel. Bitte nicht! Ich flehe Euch an.«
    Aber Callugar kannte keine Gnade. Das Gesicht zu einer strengen Maske erstarrt, hob er den Arm, deutete auf das Tor und sagte nur ein Wort: »Geh!«
    Kaum hatte er es ausgesprochen, fegte ein Sturmwind heran, packte den Jüngling und trug ihn mit sich fort, aus dem Tor hinaus und den Berg hinunter. Er schrie und wehrte sich, aber der Macht des Sturmwinds hatte er nichts entgegenzusetzen.
    Die Schreie verhallten, der Wind erstarb. Dann war es ruhig.
    Callugar verharrte einen Augenblick lang schweigend, dann richtete er das Wort an Asza und den Wanderer: »Ich danke euch«, sagte er aus ganzem Herzen. »Dir«, er nickte dem Wanderer zu, »für deine unermüdliche Treue über die vielen Jahrhunderte hinweg und für alles, was du in dieser Zeit bewirkt hast. Umsichtig und klug hast du gehandelt und damit bewiesen, dass du weit mehr bist als nur ein Bote. Du bist wahrlich ein Held. Von nun an bis in alle Zeit wird dir ein Platz an der Tafel der Götter gewiss sein, denn ohne dich und dein mutiges Handeln wäre vieles anders gekommen.«
    Sodann blickte er Asza an, und auf seinem Gesicht zeigte sich ein mildes Lächeln. »Und ich danke dir, Asza, Tochter der Emo. Vor langer Zeit vor den Augen deiner Mutter in Ungnade gefallen, hast du bewiesen, dass selbst göttlicher Trotz nicht ewig währt. Wie deine Mutter bist auch du eine Kämpferin und stehst ihr an Scharfsinn und Schönheit in nichts nach. Emo kann wahrlich stolz auf dich sein. Sobald alle zurückgehrt sind, wirst du in den Kreis der Götter erhoben werden und als …« Er verstummte, weil er bemerkte, wie unruhig Asza plötzlich war. »Was ist, mein Kind?«, fragte er verwundert.
    »Verzeiht, aber meine Aufgabe ist noch nicht beendet.« Asza senkte ehrfürchtig das Haupt. »Es gibt da noch jemanden, der meine Hilfe braucht. Jemanden, dem nicht nur ich, sondern auch Nymath und Andaurien sehr viel verdanken.«
    »Nun denn«, Callugar lächelte milde, »dann solltest du nicht säumen. Doch bedenke, die Dankbarkeit einer Göttin ist ein Geschenk, das nicht zu oft überreicht werden sollte.«
    »Das weiß ich.« Asza nickte. »In diesem Fall jedoch ist es mehr als gerechtfertigt.« Sie wandte sich um, schaute den Wanderer an und fragte: »Begleitet Ihr mich ein letztes Mal?«
    »Es ist mir eine Ehre.« Der Wanderer deutete eine Verbeugung an. Dann folgte er Asza auf ihrem Weg in die Welt der Sterblichen.
     
     

    ***
     
    Als der Mond aufging, erreichte Yenu endlich die Tempelstadt.
    Sie war erschöpft und hungrig, nicht mehr als ein Schatten ihrer selbst. Dennoch gönnte sie sich nur eine kurze Rast im Schutz eines hellen Lehmziegelgebäudes, ehe sie ihren Weg fortsetzte.
    Nach dem Überfall auf die Streiter Callugars an der Straßensperre war sie tief in den Wald hineingeflohen. Für eine Weile hatte sie noch die Schritte des Ajabani hinter sich gehört, aber die Furcht hatte ihr ungeahnte Kräfte verliehen, und es war ihr tatsächlich gelungen, ihn abzuhängen. Lange war sie gelaufen, ohne zu wissen, wohin sie der Weg führte. Zum Nachdenken war ihr keine Zeit geblieben. Sie vermochte nicht einmal zu sagen, wann die Schritte hinter ihr verklungen waren, denn sie war einfach weitergelaufen. Ihre Füße hatten den Weg bestimmt, waren durch Pfützen gewatet und über Baumwurzeln gestolpert. Weiter und weiter, bis die Erschöpfung sie eingeholt hatte und ihr mitten im Laufen die Beine eingeknickt waren. Wie lange die Ohnmacht, die dem Sturz gefolgt war, angedauert hatte, auch das konnte Yenu nicht mehr sagen. Sie wusste nur, dass es hell gewesen war, als sie die Augen geöffnet hatte.
    Mit dem Bewusstsein waren auch die Erinnerungen zurückgekehrt. Erinnerungen voll bitterer Vorwürfe, voll Kummer und Seelenqualen über das, was sie angerichtet hatte.
    Miya war tot. Wilnu und die Auserwählten waren tot. Die Felis würde sterben. All das war allein ihre Schuld. Sie war geächtet, verstoßen und allein. Es gab niemanden mehr, zu dem sie hätte gehen können, und sie wünschte nur, auch sie wäre tot.
    Lange hatte sie nur so dagelegen, sich unter Tränen der Verzweiflung hingegeben und sich gewünscht, all ihre Fehler wieder gutmachen zu können. Dann war ein Gedanke gekommen …
    »Ich
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