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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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»Nur weil du in diesem Spiel ein paar wichtige Figuren verloren hast?« Sie trat auf den Jüngling zu und umkreiste ihn mit langsamen Schritten. »Warum hast du sie nicht beschützt, wenn dir so viel an ihnen liegt?«, fragte sie. »Warum hast du nicht in den Kampf eingegriffen? Warum hast du die Hohepriesterin verbrennen lassen, die dich um Hilfe anflehte. Warum?« Sie hielt inne, wartete jedoch nicht auf eine Antwort und sprach gleich weiter. »Ich werde dir sagen, warum: Weil du zu schwach bist. Das Blut, auf das du deine Macht gründest, wurde dir verwehrt. Die schwarzen Altäre in Andaurien sind verwaist, denn immer mehr Menschen kehren zurück zum alten Glauben. Nicht wir sind schuld an dem, was geschehen ist, du selbst hast deinen Untergang heraufbeschworen. Es sind deine eigenen blutigen Rituale, die dir die Macht entreißen.« Sie blieb vor ihm stehen und sagte leise. »Hast du die Worte des Wanderers etwa schon vergessen? Die Knoten der Macht werden neu geknüpft, sagte er zu dir. Du hattest es in der Hand, deine Knoten zu knüpfen, aber du hast jämmerlich versagt. In deiner grenzenlosen Eitelkeit hast du nicht darauf geachtet, ob dein Netz auch trägt. Du fühltest dich sicher, und das war dein Fehler. Am Ende genügte es, einen Knoten zu lösen, um es reißen zu lassen.« Sie ging zum Brunnen und deutete auf die glänzende Wasseroberfläche, wo noch immer das Bild einer jubelnden Menge zu sehen war, die an den Stufen des brennenden Haupttempels ihren Sieg über die Priesterinnen feierte. »Die Menschen haben endlich den Mut gefunden, sich gegen deine Blutherrschaft zu erheben«, sagte sie voller Bewunderung. »Du hast verloren.«
    Der Jüngling ballte die Fäuste. »Diese elenden Kriecher haben ein paar Priesterinnen getötet und einen Tempel zerstört«, entgegnete er zornig. »Na und? Dafür werden sie büßen. Schlimmer und grausamer, als sie es sich in ihren schlimmsten Albträumen auszumalen vermögen. Meine Schwäche wird vergehen. Noch habe ich genügend Anhänger in Andaurien, die mir das Blut mit Freuden opfern. Sobald ich wieder erstarkt bin, werde ich …«
    »Du wirst kein Unheil mehr anrichten!« Eine dunkle Stimme ließ den Jüngling herumfahren. Hinter ihm stand ein hünenhafter Krieger in prachtvoller Rüstung. Ein goldener Reif hielt die lockige Haarpracht aus der Stirn zurück, goldene Armschienen schmückten die muskulösen Unterarme, während seine behandschuhten Finger das Heft eines wuchtigen Beidhänders umschlossen, den er mit der Spitze nach unten vor sich auf den Boden gestellt hatte.
    »Callugar?« Alle Farbe wich aus dem Gesicht des Jünglings, als er erkannte, wer da hinter ihm stand. »Aber das … das ist unmöglich. Wie konnte …?«
    »Nichts ist unmöglich, solange die Menschen glauben.« Callugar, der mächtige Schicksalslenker, bebte vor Zorn. Ein Zorn, so mächtig und zerstörerisch, dass sich über der Nunou wie aus dem Nichts ein gewaltiges Unwetter auftürmte. Es blitzte, donnerte und stürmte, und dort, wo es niemals geregnet hatte, ergossen sich ungeheure Wassermassen über den roten Sand.
    »Ich werde dich lehren, was es heißt, ungehorsam zu sein!« Die dröhnende Stimme des obersten Gottes ließ die Wände der Halle erzittern. »Ich werde dich lehren, was es heißt, das Vertrauen seines Vaters zu missbrauchen, was es bedeutet, ehrlos zu handeln und Schutzbefohlene zu knechten. Sobald auch die letzten Schlafenden zurückgekehrt sind, werden wir hier gemeinsam Gericht über dich halten, und ich verspreche dir, du wirst dir wünschen, niemals auch nur einen Fuß auf andaurischen Boden gesetzt zu haben.«
    »Bitte, Onkel, Ihr müsst mich anhören.« Der Jüngling duckte sich, als sei er geschlagen worden. Winselnd sank er auf die Knie und schaute demütig zu Boden. »Ich habe doch nur ihr Bestes gewollt«, beteuerte er. »Nachdem Ihr gegangen wart, waren sie völlig schutzlos. Das konnte ich nicht mit ansehen. Ich gab ihnen doch nur, wonach es sie verlangte. Ich nährte und beschützte sie, so wie es …«
    »Schweig!« Callugar hob das Schwert und rammte die Spitze mit einem Donnerschlag in den Boden. Staub wirbelte auf, und ein Riss bahnte sich zuckend einen Weg durch das massive Gestein. »Ich will nichts mehr hören. Emo hat mir von deinem schändlichen Treiben berichtet und davon, dass du auch sie zu betrügen suchtest. Es ist genug. Genug!« Wieder rammte er die Schwertspitze auf den Boden. »Hiermit entziehe ich dir alle göttlichen Gaben und verbanne dich

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