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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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während hoch oben in den Wipfeln der Tannen zwei Lavincis einen lautstarken Streit ausfochten, indem sie sich in halsbrecherischen Sprüngen von Ast zu Ast jagten.
    Ajana nahm das alles nur am Rande war. Sie war müde, hungrig und ärgerte sich, dass sie nicht daran gedacht hatte, etwas Proviant mitzunehmen.
    Wie gut, dass ihre Stute so wunderbar ausdauernd lief. Das Pferd zeigte keine Spur von Müdigkeit und nahm die vielen Hindernisse, die ihnen hier im Wald immer wieder den Weg versperrten, selbst nach dem langen Ritt noch kraftvoll und ohne Mühe. War sie in der Dunkelheit eher verhalten getrabt, preschte sie, kaum, dass es heller wurde, so unerschrocken voran, als könne sie den ungeheuren Druck spüren, der auf ihrer Reiterin lastete.
    Ajana hob den Blick und spähte voraus. In den acht Monaten, die sie in Sanforan verbracht hatte, war sie nur ein einziges Mal zum Ulvars geritten. Damals hatte der Winter gerade Einzug gehalten und alles in einen dicken Mantel aus Schnee gehüllt. Vage erinnerte sie sich daran, dass der Weg schnurgerade durch den Wald verlief. Aber was, wenn sie sich täuschte? Wenn Keelin, auf dessen Führung sie sich damals verlassen hatte, doch einmal einer Abzweigung gefolgt war?
    Keelin! Die Erinnerung an den jungen Falkner lenkte ihre Gedanken wieder auf das Gespräch am vergangenen Abend. In der schlaflosen Nacht hatte sie zu verstehen versucht, wie es dazu hatte kommen können, und sich gefragt, was nur in ihn gefahren war. Doch wie sie es auch drehte und wendete, sie fand keine Erklärung.
    Sein Verhalten war für sie so unverständlich, dass sie nichts als Verwirrung spürte. Sie hatte Keelin an ihren Hoffnungen teilhaben lassen wollen, aber er hatte sie nicht einmal ausreden lassen. Es schien fast, als habe er die Trennung bewusst vorangetrieben.
    Aber was versprach er sich davon? Ajana wischte eine Träne fort, die eine eisige Spur über ihre Wange zog. Je länger sie darüber nachdachte, desto stärker änderten sich auch ihre Gefühle. Und irgendwann galten die Tränen nicht mehr Keelin, sondern dem Schicksal, das ihre wundervolle Beziehung auf so traurige Weise enden ließ.
     
    Der Anblick eines jungen Nadelbaums, dessen Stamm unter der Last des Schnees im Winter geborsten war und ihr den Weg versperrte, riss Ajana aus ihren Gedanken. Besorgt fragte sie sich, ob ihre Stute noch genügend Kraft besaß, dieses Hindernis zu überspringen.
    Schon spürte sie, wie sich die Muskeln des Pferdes spannten. Hastig verlagerte sie ihr Gewicht nach vorn, während sich das Tier mit einem kräftigen Stoß der Hinterbeine in die Lüfte erhob und das Hindernis so spielerisch nahm, als hätte sie diesen Sprung schon hundertfach geübt. Die Landung war weich und federnd. Das Pferd fand übergangslos seinen Rhythmus und galoppierte weiter.
    Ajana beruhigte sich nicht so schnell. Voller Sorge blickte sie den Pfad entlang, der sich weit voraus zwischen den Bäumen verlor.
    Hatte der Wald denn nie ein Ende? Beim letzten Mal war ihr die Strecke viel kürzer erschienen.
    Im Gebüsch raschelte es. Äste knackten, und trockenes Laub knisterte, dann brach eine Burakiherde jäh aus dem immergrünen Unterholz hervor. Nur wenige Meter von Ajana entfernt, setzte ein halbes Dutzend der rotbraunen Tiere in langen, grazilen Sprüngen über den Pfad hinweg. Die Stute zuckte erschrocken zusammen, stemmte die Vorderhufe in den weichen Waldboden und kam zum Stehen.
    Vom eigenen Schwung getragen, verlor Ajana den Halt und wurde nach vorn geschleudert. Instinktiv klammerte sie sich an den Hals der Stute und hielt sich mit aller Kraft fest.
    Das lange blonde Haar hing ihr wirr ins Gesicht, und die harten Mähnenhaare des Schimmels kitzelten ihre Wange, während das Geräusch der flüchtenden Burakis in der Ferne verklang und wieder Ruhe einkehrte in den morgendlichen Wald.
    Zitternd löste Ajana die Umklammerung und schwang sich mit weichen Knien wieder auf den Rücken des Schimmels. Ein kurzes Schnalzen mit der Zunge genügte, da setzte sich die Stute auch schon in Bewegung.
    Einen Galopp wagte Ajana jetzt nicht mehr. Im Trab ritt sie durch den Wald, der sich bald darauf endlich lichtete.
    Als die letzten Bäume hinter ihr lagen, parierte Ajana die Stute und sah sich um. Vor ihr erstreckte sich eine weite, in wogende Nebel gehüllte Graslandschaft, deren sanft gewellte Hügel sich wie Inseln aus dem bodennahen Dunst erhoben. Auf einem dieser Hügel, nur ein paar Pfeilschussweiten entfernt, stand der Ulvars.
    Sie war am

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