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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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nicht. Ihr stumpfer Blick ruhte auf dem leblosen Körper ihres Gefährten, und ihre Lippen formten nur den einen Satz: »Das habe ich nicht gewollt.«
    »Wach auf, Mädchen!« Die Amazone packte sie an der Schulter und rüttelte sie. »Du hast nichts getan, dessen du dich schuldig fühlen müsstest. Sinnlose Selbstvorwürfe werden dir deinen Gefährten auch nicht zurückbringen. Wenn du noch etwas für ihn tun willst, sorge dafür, dass er die Bestattung erhält, die einem Hedero gebührt, bevor die Urwar zurückkommen.«
    »Die Aasfresser?« Yenu riss entsetzt die Augen auf. »Wie …?«
    »Das Blut.« Die Amazone deutete auf den Boden, wo sich das Blut der Getöteten in geronnenen Pfützen gesammelt hatte. »Was glaubst du denn, wie ich sie gefunden habe? Kerr, mein Djakûn, hat das Blut gerochen und mich hierher geführt. Eine Hand voll Urwar lungerte bereits vor der Höhle herum, wagte sich aber nicht hinein, weil die Witterung der Felis noch zu stark war. Kerr hat sie verjagt und die Höhle bewacht, während ich mich auf den Weg zu deinem Dorf gemacht habe, um euch die Kunde vom Tod der Krieger zu bringen.« Sie verzog angewidert das Gesicht. »Ich habe nur ein einziges Mal miterlebt, wie ein Rudel Urwar über ein Toten herfiel …« Sie verstummte und schaute Yenu an. »Das ist etwas, das ich nicht einmal den verhassten Priesterinnen des Blutgottes wünschen würde.« Sie streckte die Hand aus und bedeutete Yenu aufzustehen. »Komm jetzt«, sagte sie mit einem Blick auf Wilnus Leichnam. »Sie haben es verdient, dass man ihnen die letzte Ehre erweist.«
    »Aber dann wissen sie, dass ich über den Fluss gegangen bin.« Yenu zögerte.
    »Nicht, wenn du mir jetzt folgst«, erklärte die Nuur. »Ich begleite dich bis zum Fluss. Es ist früh. Noch ist niemand dort. Du kannst sagen, dass du mir am Fluss begegnet bist, und richtest die Nachricht an meiner Statt aus.«
    »Aber …«
    »Kein Aber!«, unterbrach die Nuur Yenus zaghaften Widerspruch in scharfem Ton. »Wenn du noch länger zögerst, wird man dein Vergehen bemerken.« Sie machte eine kurze Pause, und als sie weitersprach, war alle Schärfe aus ihrer Stimme verschwunden. »Mach dir keine Sorgen um die Toten. Kerr und ich werden hier so lange warten, bis die Männer kommen, sie zu bergen.«
    Yenu nickte, erhob sich und folgte der Amazone zögernd zum Ausgang der Höhle. Dabei blickte sie sich immer wieder zum Ort des Grauens um. Der Tod hatte den Schmerz in den Gesichtern der Opfer erstarren lassen. Sie waren nicht nur gestorben, sie waren brutal ermordet worden.
    … Du hast nichts getan, dessen da dich schuldig fühlen müsstest.
    Die Worte der Nuur kamen Yenu wieder in den Sinn. Sie hatten tröstlich klingen sollen, doch das taten sie nicht. Die Amazone konnte es nicht ahnen, aber Yenu wusste: Was hier geschehen war, war ganz allein ihre Schuld.

 

     
     
     
     
     
    »Ajana?« Zaghaft klopfte Keelin an die Tür von Ajanas Schlafgemach. Er hatte in dieser Nacht nur wenig geschlafen – viel zu wenig. Lange bevor es draußen hell wurde, war er endgültig aus dem unruhigen Schlummer aufgeschreckt, der ihm die ersehnte Ruhe mit wirren Träumen von Streit und Missverständnissen verleidet hatte.
    Er fühlte sich schuldig, denn er wusste, dass er Ajana tief verletzt hatte. Schlimmer noch, er hatte seine Liebe zu ihr verleugnet. Als sie das Falkenhaus überstürzt verlassen hatte, hatte er sie einfach gehen lassen. Ohne ein Wort, ohne eine versöhnliche Geste. Seine feste Überzeugung, ihr den Abschied leichter zu machen, wenn sie nur wütend genug auf ihn war, hatte es ihm verwehrt, dass er einlenkte. Er würde Ajana vermissen – mehr als alles andere. Er vermisste sie jetzt schon.
    Dennoch hatte es die ganze Nacht gedauert, bis er seinen Stolz überwunden hatte und bereit war, seine Fehler einzugestehen. Er wusste nicht, ob sie ihm verzeihen würde, hoffte aber, dass sie seine Beweggründe verstand und ihm nicht länger böse war.
     
    »Ajana! Bitte öffne die Tür!« Keelin klopfte etwas heftiger und lauschte. Nichts. Weder ein Rascheln noch Schritte verrieten ihre Gegenwart.
    »Ajana, bitte!« Keelin warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass er immer noch allein war, dann fügte er versöhnlich hinzu. »Ich habe das gestern Abend nicht so gemeint. Wirklich nicht. Bitte, lass uns noch einmal in Ruhe …«
    »Die Ehrwürdige ist nicht in ihren Gemächern.«
    Keelin fuhr herum und blickte mitten in das sommersprossige

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