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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hatten.
    »Und? Hat sie schon geredet?«
    »Verzeiht, Herrin, aber davon haben wir keine Kunde.« Die beiden Wächter verneigten sich demütig, doch nur einer von ihnen wagte die Stimme zu erheben. Er deutete ein Kopfnicken an und wies auf die Tür. »Zur Zeit ist alles ruhig.«
    »Serkses feurige Haare, das dauert mir zu lange.« Ein zornig roter Schimmer flackerte in den Augen der Priesterin auf. »Viel zu lange. Macht den Weg frei!« Mit einer ungehaltenen Geste scheuchte sie die beiden fort.
    Die Wachen beeilten sich, der Aufforderung nachzukommen. Hastig traten sie zur Seite, sichtlich erleichtert, dass das Augenmerk der Priesterin nicht mehr auf ihnen ruhte.
    Vhara beachtete sie nicht. Mit grimmig entschlossener Mine legte sie die Hand auf das magische Zeichen, eine blutrote Hand in der Mitte der Tür, und wartete.
    Wenige Herzschläge lang geschah nichts, dann glitt die Tür mit einem knirschenden Geräusch zur Seite. Vhara wartete nicht, bis sie sich ganz geöffnet hatte. Kaum dass der Spalt breit genug war, schlüpfte sie hindurch.
    Der von Fackeln und Kohlebecken nur unzureichend beleuchtete Raum jenseits der Tür war warm und stickig. Es war nur eines der vielen unterirdischen Gewölbe, in dem die Schergen des Tempels mit grausamem Eifer und allerlei Foltergerätschaften verschlossene Münder öffneten, Verschwörungen aufdeckten und gut gehütete Geheimnisse lüfteten, denn der einzige Gott Andauriens hatte viele Feinde.
    Ein abscheulicher Gestank nach Blut, Schweiß und Exkrementen, durchsetzt mit den strengen Ausdünstungen schwitzender Leiber und dem beißenden Geruch rußender Kohlebecken, schlug Vhara entgegen, aber sie zeigte keine Regung. Beherrscht trat sie vor den steinernen Altar in der Mitte des Raums und schaute auf die geschundene Gestalt herab, die mit verbundenen Augen darauf gefesselt lag.
    »Sieh an, die mystische, mächtige, unbesiegbare Felis!« Vhara verzog die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. »Am Ende winselt auch Ihr wie räudige Hunde um Gnade.« Mit dem Zeigefinger fuhr sie über eine klaffende Wunde am Hals der Katzenfrau, aus der frisches Blut hervorsickerte. »Und Ihr blutet wie ganz gewöhnliche Verräter.«
    Angewidert wischte sie das Blut am Körper der Katzenfrau ab. Das samtige, schwarz-orange gemusterte Fell der Felis war gezeichnet von verkrustetem Blut und Brandwunden. Ihr Gesicht war geschwollen, drei Finger waren gebrochen. Aus den Mundwinkeln sickerte Blut. Sie atmete schwach, und sie bewegte sich nicht.
    »Nennt ihr das etwa eine Folter?«, fuhr Vhara den askarischen Gehilfen des Schergen ungehalten an, der nahe dem Altar an einem Feuerbecken stand und die Kohlen mit einer glühenden Zange schürte. Wie alle Askaren war er kleinwüchsig und hatte die typische kraftstrotzende Statur seines Blutes. Die grimmigen Gesichtszüge mit den schmalen, tiefliegenden Augen trugen ein Übriges dazu bei, den barbarischen Eindruck zu vertiefen, den sein gedrungener Körper und die wulstigen schwarzen Schmucknarben auf seinem kahlen Schädel erweckten.
    »Wo ist dein Meister?«, wollte Vhara wissen. Der Gehilfe gab einen würgenden Laut von sich und schüttelte den Kopf.
    »Wo ist er?« Außer sich vor Wut über die Unverfrorenheit, baute sich Vhara vor dem Askaren auf. »Ich habe dich etwas gefragt, und du hast mir zu antworten – sofort!«
    Der Gehilfe öffnete den Mund und entblößte seinen zungenlosen Rachen. Dann wandte er sich um, deutete auf eine Tür am anderen Ende des Raums und gab mit einem Nicken zu verstehen, dass sein Meister dort zu finden sei.
    »Elendes, nutzloses Pack!« Vhara schnaubte verächtlich. »Kein Wunder, dass ihr mit der Gefangenen nicht weiterkommt, wenn ihr nur …«
    Die Tür, auf die der Gehilfe gezeigt hatte, öffnete sich knarrend.
    »Sie ist dem Leben näher als dem Tod.« Eine buckelige Gestalt in dunkler, bodenlanger Kutte betrat das Gewölbe, schloss die hölzerne Tür sorgfältig hinter sich und schlurfte mit schweren Schritten auf den Altar zu. »Tot nützt sie uns nichts.«
    »Das weiß ich selbst, Imhot!« Vhara fuhr herum und starrte den Schergen erbost an. Er war fast einen Kopf kleiner als sie. Das Gesicht mit der markant gebogenen Nase wirkte diabolisch, das schwarze Haar war strähnig und ungepflegt und auf dem Hinterkopf zu einer runden Glatze ausgedünnt. »Seit mehr als zwei Nächten versuchst du nun schon, ihr Wissen zu entlocken«, herrschte Vhara ihn an. »Und was hast du bisher erreicht? – Nichts!«
    »Sie ist sehr

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