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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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etwas getrunken und die verkrampften Muskeln gelockert. Als er sein Ziel schließlich erreichte, waren Pferd und Reiter am Ende ihrer Kräfte. Keelin hielt sich nur noch mühsam im Sattel. Zwei Nächte schon hatte er keine Ruhe gefunden und sehnte sich nach einem Platz zum Schlafen.
    Zunächst aber galt es, Ajana zu finden.
    Die Wache am Tor grüßte freundlich, doch mehr als ein Kopfnicken brachte Keelin nicht zustande. Die Zügel locker in den Händen haltend, lenkte er das Pferd im Schritt die steile gepflasterte Straße hinauf, die zum Innenhof der Festung führte.
    Der große Platz, auf dem noch im vergangenen Herbst die Rekruten der Vereinigten Stämme im Umgang mit Schwert und Bogen geschult worden waren, war zu einem großen bunten Markt geworden, auf dem selbst in der Frühe unzählige Waren von diesseits und jenseits des Pandarasgebirges unter lautstarkem Feilschen die Besitzer wechselten. Lachen und Münzklirren ertönten, irgendwo stimmte ein Barde seine Laute, und ganz in der Nähe gab ein Geschichtenerzähler für eine Hand voll Kinder ein Abenteuer zum Besten, das von seinem heldenhaften Kampf gegen eine Horde Dunkelschleicher handelte.
    Keelin nahm das alles nur am Rande wahr. Er fühlte sich so müde, dass er sich kaum noch im Sattel halten konnte. Um sicher zu gehen, ob es Horus gut ging, der vorausgeflogen war und sich vermutlich schon seit dem Abend in Sanforan aufhielt, sandte er einen kurzen Gedanken an den Falken. Wie erhofft, fand er seinen gefiederten Gefährten satt und dösend im Falkenhaus vor.
    »Du hast es gut«, murmelte er leise vor sich hin und löste sich behutsam vom Geist des Falken, um ihn nicht zu stören. Dann saß er ab und führte sein Pferd am Zügel durch das Gedränge auf das niedrige Gebäude aus Felsgestein zu, in dem sich noch immer das Quartier des befehlshabenden Kommandanten befand.
    Nachdem er den Wallach in der Nähe eines Wassertrogs angebunden hatte, ging er zur Tür und klopfte, trat aber erst ein, als er von drinnen dazu aufgefordert wurde.
    »Keelin!« Aileys, die Kommandantin der Festung, blickte ihn über einen Stapel Pergamentrollen hinweg erfreut an, stand auf und kam auf ihn zu.
    »Willkommen!«, begrüßte sie den Falkner und umfasste dessen Unterarme, wie es unter Kriegern üblich war. »Was führt dich hierher?«
    »Auch ich freue mich, dich wohlbehalten wiederzusehen«, grüßte Keelin und erwiderte den Händedruck. Ihm gelang sogar ein Lächeln, aber seine Stimme war leise und bleiern.
    »Emos zornige Kinder! Du bist ja völlig erschöpft!«, entfuhr es Aileys, der Keelins Schwäche nicht entging. Besorgt zog sie einen Stuhl heran und bedeutete ihm, sich zu setzen. Dann nahm auch sie Platz. »Was führt dich her?«, fragte sie noch einmal. »Es gibt doch wohl keine schlimmen Botschaften aus Sanforan?«
    Keelin schüttelte den Kopf »Nein, nein, die gibt es nicht. Ich bin auf der Suche nach Ajana.« Er blickte die Wunand-Heermeisterin aufmerksam an. »In Sanforan hieß es, sie sei zum Pass geritten. Hast du sie gesehen?« Gespannt wartete er auf die Antwort. Horus hatte Ajana auf ihrem Schimmel vor Einbruch der Dunkelheit zur Festung reiten sehen. Zusammen mit einem anderen Reiter war sie auf dem Weg nach Norden gewesen, aber es war immer noch gut möglich, dass sie im Schutz der Nacht eine andere Richtung eingeschlagen hatten.
    »Ajana?« Aileys wirkte erstaunt. »Ja, sie war hier. Sie kam am Abend zusammen mit Abbas hier an. Ich dachte, du …«
    »Abbas?« Keelin horchte auf. Wie kam Abbas dazu, Ajana zur Festung zu begleiten? Mit einem Schlag war er hellwach. Bemüht, sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen, sagte er eine Spur zu schnell: »Abbas. Ja, richtig. Er wollte sie begleiten. Wo kann ich die beiden finden?«
    Aileys schaute Keelin auf eine Weise an, als komme ihr sein Verhalten etwas absonderlich vor, dann sagte sie: »Sie baten mich um einen Sattel, da Ajanas auf dem Weg hierher entzwei gegangen ist. Ach, und um Decken baten sie auch. Aber ich fürchte, du wirst sie hier nicht mehr antreffen. Sie sind noch in der Nacht weitergezogen.«
    »Weitergezogen?« Keelin erbleichte. Zu spät. Endlose Augenblicke verstrichen, in denen er darum rang, die Enttäuschung und Bestürzung zu verbergen, die die Nachricht bei ihm hervorgerufen hatte. Dann fragte er: »Sagten sie, wohin sie wollten?«
    »Darüber habe ich keine Kenntnis.« Aileys schüttelte bedauernd den Kopf. »Die ehrwürdige Nebelsängerin hielt sich sehr bedeckt, was das Ziel

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