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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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spannte sie die Muskeln und versuchte eine Haltung einzunehmen, die ihr eine schnelle und überraschende Flucht ermöglichte. Dabei fiel ihr Blick auf den Bogen, der nur eine Armeslänge neben ihr und doch unerreichbar weit entfernt am Boden lag. Wenn sie ihn hier zurückließ, war er verloren und sie der einzigen Waffe beraubt, die ihr einen Angriff aus sicherer Entfernung erlaubte.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks rang Suara mit sich. Dann entschied sie sich zur Flucht. Mit einer ansatzlosen Bewegung schnellte sie in die Höhe und stürmte blindlings den Weg zurück, den sie gekommen war. Hinter sich hörte sie das Fauchen der Panzerechse und das Platschen von Wasser, als diese ihren massigen Leib mit einem machtvollen Satz gänzlich aus dem Sumpf befreite. Der Boden schwankte unter dem Gewicht der Echse, während sie die Verfolgung mit einer Gewandtheit aufnahm, die ihr träges Gebaren Lügen strafte.
    Suara rannte um ihr Leben. Eine Echse dieser Größe konnte nicht ausdauernd laufen, dessen war sie sich sicher, aber die Furcht, damit einen weiteren verhängnisvollen Irrtum zu begehen, saß ihr wie ein Dämon im Nacken und trieb sie voran.
    Zweige schlugen ihr ins Gesicht und zerkratzten ihr die Arme, während sie sich keuchend einen Weg durch das sumpfige Dickicht bahnte. Hinter ihr kam die Panzerechse immer näher. Stampfend, keuchend und tödlich, walzte sie jegliche Hindernisse nieder, um die Suara mühsam einen Bogen machen musste. Ihr Atem ging stoßweise, das Blut pulste wie wild durch die Adern, und ihr war, als könne sie den zischelnden Atem des Untiers bereits im Nacken spüren.
    Der Gedanke an das Monstrum setzte auch ihre letzten Kraftreserven frei. Sie beschleunigte ihre Schritte noch einmal und setzte die Flucht fort, ohne auf den Weg zu achten oder darüber nachzudenken, wohin sie lief.
    Atmen, rennen – rennen, atmen. Der Fluchtinstinkt trieb sie voran. Er verringerte ihr Denken auf den Willen zu überleben und die Hoffnung, dass die Echse die Verfolgung irgendwann aufgeben würde.
    Doch dann traf sie ein niedriger Ast mit voller Wucht an der Stirn und setzte ihrer Flucht ein jähes Ende.
    Dunkelheit umfing sie, noch während sie zu Boden stürzte, aber sie musste nichts sehen, um zu wissen, was geschehen würde.
    Die Schwankungen des Bodens erstarben. Durch den wirbelnden Nebel vor ihren Augen sah sie die Bestie wie einen drohenden Schatten über sich aufragen, das riesige Maul zum tödlichen Biss geöffnet …
     
     

    ***
     
    Bedrückt stapfte Miya neben der Trage her, die die Krieger eilig für Yenu zusammengezimmert hatten. Von der heiteren Entspanntheit und der Zuversicht, die sie oben auf dem Kamm gespürt hatte, war nichts geblieben. Sie war müde und traurig, und die Sorge um ihre Freundin belastete sie so sehr, dass sie kaum ein Wort sprach.
    Das Lagerfeuer, zu dem sie Yenu mit letzter Kraft geschleppt hatte, gehörte tatsächlich einer Gruppe von sechs Kwannen-Kriegern, die auf der Jagd waren. Da sich der jüngste Friedensschluss der Stammesältesten noch nicht bis in alle Dörfer herumgesprochen hatte, fürchtete Miya, dass die Krieger ihnen feindselig gesinnt sein könnten. Doch bisher hatte sich diese Sorge als unbegründet erwiesen. Die Krieger gaben sich wortkarg, waren aber freundlich und kümmerten sich in einer Weise um Yenu, die sie angenehm überraschte.
    Der Krieger, der sie gefunden hatte, hatte die Bisswunde sofort ausgewaschen, mit frischem Wolfspfotenkraut bedeckt und neu verbunden, während sich die anderen unverzüglich an die Arbeit gemacht hatten, um eine Trage für Yenu zu bauen.
    Kaum dass die Trage fertig gestellt war, hatten die Krieger das Nachtlager abgebrochen und sich auf den Weg in ihr Heimatdorf gemacht, wo sich ein Heiler um Yenu kümmern sollte.
    Der Weg war lang, und sie marschierten ohne Rast bis zum Morgengrauen. Miya wich nicht von Yenus Seite. Voller Sorge betrachtete sie das bleiche Gesicht ihrer Freundin und griff nach ihrer Hand, um sie zu trösten, wenn sie von Fieberkrämpfen geschüttelt wurde. Diese Krämpfe kamen schlagartig und ohne jede Vorwarnung, verschwanden aber auch ebenso schnell wieder. Zwischen zwei Schüben lag Yenu wie tot auf der Trage, bleich und reglos. Der Anblick war für Miya fast noch schwerer zu ertragen als die Fieberkrämpfe, denn sie fürchtete ständig, dass sie zu spät kamen, weil Yenu den Kampf bereits verloren hatte.
    Als die Dämmerung nahte, fanden sie eine Quelle mit frischem Wasser, an der die Krieger

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