Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
Yenus Wunden noch einmal reinigten. Sie gönnten sich jedoch keine Rast und zogen weiter, sobald der Verband erneuert war.
    Yenu ging es immer schlechter.
    Sie schlief sehr viel unruhiger als noch in der Nacht, ihr Körper war schweißgebadet, und die Fieberkrämpfe so heftig, dass die Krieger die Trage absetzen mussten, bis der Anfall vorüber war. Sie hatte hohes Fieber, und die Hitze ihres Körpers war deutlich zu spüren.
    Miya rang mit den Tränen, während sie beobachtete, wie Yenu mit ihrem kranken Körper kämpfte. Sie hatte ihre Heimat und ihre Familie aufgegeben und wollte nicht auch noch ihre beste Freundin verlieren.
    Am schlimmsten war die Hilflosigkeit. Sie hatte Yenu zu den Kriegern geführt. Jetzt konnte sie nur noch warten. Warten und hoffen.
    »Wir sind bald da!« Einer der Krieger kam zu ihr und schaute sie mitfühlend an. »Sie ist stark«, sagte er mit einem Blick auf Yenu. »Sie wird es schaffen.«
    Miya nickte stumm, wischte die Tränen fort und straffte sich.
    Ein anderer Krieger war vorausgeeilt, um den Heiler der Kwannen auf die Ankunft der Schwerverletzten vorzubereiten. Miya nahm es als Zeichen dafür, dass sie ihr Ziel bald erreichen würden – und sie wurde nicht enttäuscht.
    Im gleichen Augenblick, da die Sonne das Antlitz über den Horizont schob, entdeckte sie in der Ferne den Rauch vieler Herdfeuer.
    Dort hinten lag das Dorf der Kwannen und vielleicht auch die ersehnte Rettung für Yenu.
     
     

    ***
     
    »Nicht umdrehen!«
    Suara erstarrte, als sie die sanfte Berührung einer Hand auf der Schulter spürte. Sie wollte etwas sagen, doch ein wütendes Brüllen lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Panzerechse, die den schuppigen Hals wie unter Schmerzen in die Höhe reckte und nach Luft schnappte. Dabei warf sie den massigen Kopf nach rechts und nach links, stieß sie immer wieder ein markerschütterndes Brüllen aus, das den Boden erzittern ließ und Schwärme von Vögeln aus den Kronen der Bäume aufscheuchte.
    »Sieh mich nicht an!«, hörte sie die vertraute Stimme warnend sagen. Und endlich begriff sie, wer da hinter ihr stand.
    Die Felis war gekommen!
    Suara tat, wie ihr geheißen. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Furcht beobachtete sie den absonderlichen Kampf der Panzerechse, die sich so wild gebärdete, als müsse sie sich gegen ein Dutzend Angreifer gleichzeitig verteidigen. Ihr zuckender Schwanz mähte Büsche und niedrige Sumpfgewächse nieder und knickte die dürren Bäume, als wären sie Spielzeug. Dabei wich sie langsam immer weiter zurück. Aber so sehr sie auch um sich schnappte und den peitschenden Schwanz als Waffe einsetzte, die unsichtbaren Feinde ließen sich nicht abschütteln.
    Zu gern hätte Suara gewusst, was die Felis tat, doch die Katzenfrau hatte sie gewarnt. So unterdrückte sie den Wunsch, sich umzudrehen, und beschränkte sich darauf, den bizarren Kampf der Echse zu beobachten.
    Dann war es vorbei. Ein letztes Brüllen ließ den Boden erbeben, als die Echse ihr Heil in der Flucht suchte. Eine kurze Weile erzitterte der Boden noch unter ihren schweren Schritten, dann glitt sie ins trübe Wasser und war nicht mehr zu sehen.
    Suara atmete auf und entspannte sich.
    »Ich danke dir«, sagte sie, und diesmal hielt die Felis sie nicht zurück, als sie sich umdrehte und fragte: »Wie hast du das gemacht?«
    »Ich habe in die Gedanken der Echse geschaut und ein Bild aus frühen Erinnerungen zum Leben erweckt.« Die Katzenfrau sagte das so nüchtern, als sei es nichts Besonderes. »Damals ist sie auch geflohen.«
    »Du … du kannst die Gedanken einer Panzerechse lesen?«
    »Nicht nur einer Panzerechse«, sagte die Felis gedehnt. »Hättest du mich angesehen, wärst auch du Opfer deiner Erinnerungen geworden.«
    »Aber wie …?« Suara war viel zu verwirrt, um wirklich zu begreifen, was die Felis getan hatte.
    »Für jene, die uns einst erschufen, war Wissen die größte Macht«, erklärte die Felis knapp. »Niemand ist sicher vor seinen eigenen Ängsten. Diese aufzuspüren, verleiht Macht selbst über den stärksten Gegner.«
    »Ganz ohne Waffen?«, fragte Suara zweifelnd. Sie war in einer Welt aufgewachsen, in der Stärke und Macht an Körperkraft, Geschicklichkeit und Waffengewalt gemessen wurden. Was die Felis ihr erzählte, klang für sie mehr als befremdlich. Hätte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, wie es der Echse ergangen war, sie hätte ihr kein Wort geglaubt.
    »Ihr seid wahrlich ein wundersames Volk«, sagte sie bewundernd. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher