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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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stehe tief in deiner Schuld. Du hast mir das Leben gerettet.«
    Die Felis ging nicht weiter darauf ein. Sie griff hinter sich und reichte Suara ihren Bogen.
    »Das hast du verloren!«, sagte sie in der knappen, kühlen Art, die Suara nun schon von ihr kannte.
    »Mein Bogen!«, rief sie erfreut aus. »Und ich fürchtete schon, die Sumpfhühner für Kerr mit bloßen Händen fangen zu müssen.«
    »Sumpfhühner wirst du hier vergeblich suchen«, erwiderte die Felis. »Sie meiden dieses Gebiet.« Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die Stelle, an der die Echse verschwunden war. »Zu viele Feinde.«
    »Du meinst, sie … sie ist nicht allein?« Der Gedanke, dass sich in den Sümpfen noch mehr solcher Bestien verstecken könnten, jagte Suara einen eisigen Schauer über den Rücken.
    »Wäre die Echse hier allein, hätte sie dich nicht angegriffen«, behauptete die Felis.
    Suara runzelte die Stirn.
    »Du wirst den Grund dafür gleich verstehen.« Die Felis trat in das Unterholz und winkte Suara, ihr zu folgen. »Komm mit mir!«
    Es dauerte nicht lange, bis sie einen breiten Damm erreichten, der wie eine Straße durch den Sumpf führte. Das Erste, was Suara auffiel, war die Tatsache, dass der Boden von unzähligen Hufspuren aufgewühlt war. Das Zweite waren die vielen Fliegen. Neben den Mücken waren die Fliegen die zweitgrößte Plage in den Sümpfen, doch hier schien es besonders viele davon zu geben. Überall summte und sirrte es, und immer wieder landeten die lästigen Vierflügler auch auf Suaras schweißbedecktem Gesicht.
    »Wo kommen die denn alle her?«, fragte sie gereizt, während sie wohl schon zum hundertsten Mal eine Fliege von ihrer Haut verscheuchte.
    Die Felis antwortete nicht.
    Suara blickte auf und bemerkte, dass die Felis ein paar Schritte entfernt angehalten hatte. Und dann sah sie es: Mitten auf dem Damm lag ein Pferdekadaver. Genauer gesagt, ein halber Pferdekadaver. Von Hinterbeinen, Schweif und Kruppe war weit und breit nichts zu sehen; die hervorquellenden Eingeweide wurden von einer wimmelnden Masse aus Abermillionen Fliegen verdeckt.
    Suara presste die Hand auf den Mund und trat näher.
    »Warum zeigst du mir das?«, presste sie keuchend hervor, während sie gegen die aufkommende Übelkeit ankämpfte.
    »Er kam vom Tempel«, erwiderte die Felis auf eine Weise, als erkläre dies alles.
    »Er?« Suara hustete und unterdrückte ein Würgen. »Ich sehe hier nur ein Pferd – oder zumindest das, was davon übrig ist.«
    »Der Reiter fiel einer Panzerechse zum Opfer«, erklärte die Felis kühl. »Die Spuren sind eindeutig.« Sie bückte sich, als wolle sie einen Klauenabdruck genauer betrachten, und sagte dann: »Aber das ist es nicht, weshalb ich dich hierher geführt habe.«
    »Warum dann?« Ungeduld schwang in Suaras Stimme mit, die es nicht erwarten konnte, diesen Ort wieder zu verlassen.
    »Du musst mir helfen, das Pferd anzuheben.«
    »Das Pferd anzuheben?« Fassungslos starrte Suara die Felis an. »Warum?«
    »Komm und sieh selbst.« Die Katzenfrau machte eine auffordernde Handbewegung.
    Suara zögerte, trat dann aber näher. Zuerst konnte sie nicht erkennen, was die Aufmerksamkeit der Felis auf sich zog, aber dann entdeckte auch sie die Tasche aus rotem Leder, die zur Hälfte unter dem Pferdekadaver verborgen war.
    »Ein Bote«, stieß sie überrascht hervor.
    »Vom Tempel.« Die Felis nickte. »Ich bin sicher …«
    »… die Botschaften sind alle noch in der Tasche.« Suara verstand. »Also gut«, sagte sie mit angehaltenem Atem. »Worauf warten wir noch? Lass es uns zu Ende bringen.«
    Eine Wolke aus schwarzen Fliegen hüllte sie ein, als sie vor den Kadaver traten und den zerfetzten Leib des Pferdes packten. »Auf drei!«
    »Eins!«
    »Zwei!«
    »Jetzt!«
    Der Kadaver stank entsetzlich.
    Suara zerrte mit aller Kraft und versuchte dabei nicht auf die Fliegen zu achten, die sich zu Dutzenden auf ihrem schweißnassen Gesicht niedergelassen hatten.
    »Ich habe sie!« Die Tasche in der Hand, wich die Felis zurück. Suara ließ das Pferd los und floh mit ein paar Sätzen vor den Massen von Fliegen, sie sich sogleich wieder auf das Pferd stürzten.
    »Und?«, fragte sie atemlos.
    Die Felis reichte ihr schweigend die Tasche. »Ich kann es nicht lesen«, entschuldigte sie sich.
    Suara reinigte die blutigen Hände mit feuchten Sumpfgras, ehe sie die Tasche entgegennahm. »Nicht hier!«, sagte sie mit einem Blick auf den Kadaver und das nahe Wasser. »Lass uns ein Stück fortgehen.« Einige Schritte

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