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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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nicht zu lange warten lassen.« Aileys nickte ihm zu und spornte ihr Pferd an, noch schneller zu laufen.
     
    Trotz der Eile war es schon fast dunkel, als die beiden das Ziel endlich ereichten.
    »Ehrwürdige Inahwen!« Aileys saß ab, legte die Hand nach Art der Wunand aufs Herz und grüßte die Elbin, indem sie eine leichte Verbeugung andeutete. »Wir haben Eure Nachricht heute Morgen erhalten und sind so schnell wie möglich gekommen. Ich hoffe, Ihr musstet nicht allzu lange warten.«
    »Auch wir sind eben erst eingetroffen«, erklärte Inahwen. »Es war ein glücklicher Zufall, dass Kruin und ich gerade in Sean Ferll weilten, als uns die Botschaft von Abbas mit einem Falken erreichte. Von Sanforan aus wären wir niemals so schnell hierher gekommen.«
    »So ist es Kruin, der Euch begleitet«, stellte Keelin erfreut fest. »Wo ist er?« Er reckte den Kopf, um nach dem Stammesfürsten der Uzoma Ausschau zu halten, der ihm auf dem langen und gefahrvollen Weg zu den Orma-Hereth zum Freund geworden war und nun als einer der Abgesandten seines Volkes dem Hohen Rat von Sanforan beisaß.
    »Hier.« Kruins weiße Zähne blitzten trotz des schwachen Lichts, als er lachend hinter den Felsen hervortrat. »Keelin, mein Freund!«, sagte er und legte dem Falkner die Hände nach Art der Krieger auf die Unterarme. »Ich freue mich, dich zu sehen.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Keelin trat einen Schritt zurück und musterte den Uzoma mit prüfendem Blick. »Ich fürchtete schon, die bösen Zungen könnten Recht haben, die behaupten, du wärest den Annehmlichkeiten des Stadtlebens erlegen und hättest der Wüste für immer den Rücken gekehrt.«
    »Die bösen Zungen irren sich.« Kruin schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht dafür geschaffen, mein Leben unter dem Dach eines Ratssaals zu fristen. Den ganzen Winter über habe ich mich nach der Weite der Wüste gesehnt. Das Angebot, Inahwen zu begleiten, schien mir eine gute Gelegenheit, dem ermüdenden Leben zwischen langweiligen Beratungen und endlosen Verhandlungen für eine Weile zu entkommen.«
    »Du solltest dich nicht zu bescheiden geben, Kruin«, mischte sich Inahwen in das Gespräch der beiden ein. »Immerhin hast du in kurzer Zeit vieles für dein Volk erreicht und mit großem Geschick dazu beigetragen, dass der zunächst brüchige Frieden nun auf festen Säulen steht.« Sie nahm den Stab zur Hand, den sie gegen die Felsen gelehnt hatte, und sagte: »Doch genug des Redens. Wir haben eine schwierige Aufgabe vor uns. Wenn wir Ajana einholen wollen, müssen wir uns beeilen.« Sie blickte Keelin an, lächelte und sagte: »Auch ich bin sehr glücklich, dich dabei zu wissen, Keelin. Du hast Ajana schon auf dem Weg zum Arnad begleitet und uns sicher zu den Orma-Hereth geführt. Als ihr bester Freund kannst du uns zudem vielleicht etwas mehr darüber verraten, was in ihr vorgeht. Abbas schrieb, dass Ajana in die Wüste reiten wolle, und merkte an, dass er nicht den Eindruck habe, sie beabsichtigte, nach Sanforan zurückzukehren. Was weißt du darüber?«
    »Nicht viel.« Keelin machte eine entschuldigende Geste. »Ihr wisst doch, wir hatten Streit …« Er verstummte und atmete tief durch. Dann sagte er. »Aber ich glaube, ich kenne ihr Ziel.«
    »Und? Wo will sie hin?« Kruin blickte ihn aufmerksam an.
    Keelin nahm sich die Zeit, den Blick über die Gesichter der Umstehenden schweifen zu lassen, und sagte dann: »Nach Andaurien!«
    »Nach Andaurien?«, wiederholte Kruin fassungslos. »Warum?«
    »Das wüsste ich auch gern.« Keelin machte eine entschuldigende Geste. »Ich habe dafür weder einen Beweis, noch hat sie es mir selbst gesagt. Aber alles deutet darauf hin.«
    »Es muss ihr sehr wichtig sein, wenn sie die gefährliche Reise durch die Wüste so überstürzt und ohne mit jemandem darüber zu reden beginnt.« Aileys fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Wenn ich jetzt darüber nachdenke, scheint mir ihr Vorhaben doch recht ungeplant zu sein. Als sie zum Pass kam, fehlte es ihr praktisch an allem. Nicht mal einen Sattel hatte sie dabei.«
    »Es ist ungeplant«, warf Keelin ein. »Bis vor kurzem war sie ja noch fest davon überzeugt, bald heimkehren zu können. Sie war schon sehr ungeduldig und freute sich darauf. Aber dann muss sie irgendwie erfahren haben, dass der Ulvars tot ist …« Keelin verstummte. Das Bild, wie Ajana im Tor stand und ihn fassungslos anstarrte, weil er Duana in den Armen hielt, kam ihm noch einmal in den Sinn. Sie hatte nach ihm gerufen.

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