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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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wenige Tagesritte und doch unendlich weit entfernt, war Keelin …
    »Vergebt mir!« Erst jetzt schien Abbas bewusst zu werden, welch bittere Erinnerungen er mit dem Lied in Ajana geweckt haben musste. »Bitte vergebt mir«, wiederholte er noch einmal zutiefst beschämt. »Ich … ich hätte es nicht spielen sollen. Ich dummer Esel war ganz in Gedanken. Das Lied erklang in mir, es wollte gespielt werden. Ich habe mir nichts dabei gedacht – wirklich nicht. Doch nun …« Er stutzte und fügte voller Reue hinzu: »Es tut mir Leid, wenn ich damit Eure Gefühle verletzt habe.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen.« Ajana schenkte Abbas ein Lächeln. »Es war wunderschön. Es hat mich berührt, ja, aber diese Gefühle sind mir willkommen.« Sie schluckte schwer und wechselte hastig das Thema: »Es ist schön hier!«, sagte sie im Plauderton. »Ich hoffe nur, dass wir jetzt genügend Wasser und Proviant haben, um bis zur nächsten Oase zu kommen – wenn es denn noch eine gibt.«
    »Keine Sorge. Proviant haben wir genug«, meinte Abbas leichthin, aber Ajana durchschaute ihn. Keiner von ihnen wusste, wie lange ihre Reise durch die Wüste dauern würde. Die Oase war ein Glücksfall. Sie hätte keinen Tag später auftauchen dürfen. Es wäre vermessen zu glauben, dass sie wieder so ein Glück haben würden, wenn sich ihre Wasservorräte das nächste Mal dem Ende zuneigten.
    »Noch kannst du umkehren!« Ajana schaute Abbas ernst an.
    »Wie?« Abbas riss überrascht die Augen auf »Ihr … Ihr wollt, dass ich zurückgehe?«, fragte er fassungslos. »Dass ich Euch allein durch die Wüste ziehen lasse? Dass ich mich einfach davonmache und Euch …«
    »Schscht …« Ajana beugte sich vor und legte Abbas den Finger auf die Lippen: »Hör zu, Abbas. Du begleitest mich nun schon so lange, und das finde ich wirklich großartig von dir. Aber heute Nacht sollte ich besser allein weiterreiten. Du bist mein Freund, vielleicht der Einzige, den ich noch habe. Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn dir in der Wüste etwas zustieße. Deshalb wünsche ich, dass du nach Sanforan zurückkehrst. Dein Schicksal erfüllt sich dort, nicht hier.«
    »Mein Schicksal erfüllt sich dort, wo ich es entscheide!«, verkündetet Abbas stolz. »Kelda konnte mich nicht zurückhalten, als ich mich dem Heer anschloss, Keelin konnte mich nicht aufhalten, als ich Euch heimlich zur Höhle der Seelensteine folgte, und auch nicht, als ich beschloss, Maylea aus den Händen der Uzoma zu retten. Ich weiß aus tiefstem Herzen, dass ich Euch begleiten muss. Es ist Emos Wille. Warum sonst bin ich Euch mitten der Nacht begegnet?« Er verstummte und blickte Ajana eindringlich an.
    »Ihr braucht mich!«, stellte er selbstbewusst fest. »Ich habe eine Zeit lang bei den Uzoma in der Wüste gelebt und einiges von ihnen gelernt. Mein Wissen mag nicht allumfassend sein, aber es ist besser als gar nichts. Vergebt mir, wenn ich es sage, aber ich kann Eurem Wunsch nicht entsprechen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich lasse Euch nicht allein – niemals!«
    »Du bist genau so dickköpfig und unvernünftig, wie Kelda es mir geschildert hat.« Ajana schmunzelte und schüttelte den Kopf. Dann hob sie die Hand zum Schwur und sagte feierlich: »Also gut! Dies war der letzte Versuch, dich zur Umkehr zu bewegen. Ich entbinde dich hiermit von jeglicher Verantwortung und stelle es dir frei, nach Sanforan zurückzukehren. Solltest du dennoch bleiben wollen, so ist mir deine Gesellschaft auch weiterhin mehr als willkommen.«
    »Ich bleibe.« Abbas’ Stimme schwankte nicht. Er griff nach dem Wasserschlauch und nahm einen großen Schluck. Dann sagte er: »Ihr solltet jetzt besser etwas schlafen. Heute Nacht liegt wieder ein langer Ritt vor uns. Seid unbesorgt. Ich übernehme die erste Wache.«
    »Danke.« Ajana schaute Abbas an. Ein Sonnenstrahl fiel durch die fächerartigen Blätter der Palmen auf sein Gesicht und zeichnete dort ein Streifenmuster aus Licht und Schatten, das augenblicklich verschwand, als er den Kopf senkte und den Wasserschlauch fortlegte.
    »Wecke mich, wenn ich dich ablösen soll«, sagte sie, zog ihr Kleiderbündel als Kopfkissen heran und rollte sich im warmen Sand zusammen, um zu schlafen.
     
     

    ***
     
    Seit dem Morgen hatte es geregnet. Schwere Tropfen waren auf die Artasensümpfe niedergefallen und hatten den Boden in einen schlammigen Pfuhl verwandelt. Als die Wolken endlich aufbrachen und mit der Sonne auch die Wärme zurückkehrte, kroch Nebel in das Dorf

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