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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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der Kwannen, in dem Yenu und Miya Zuflucht gefunden hatten. Das willkommene Licht floss langsam davon und wich einem grauen Dunst, der sein feuchtes Tuch zwischen den Wohnstätten ausbreitete.
    In der Hütte des Heilers war es dunkel und still.
    Miya saß an Yenus Lager, die kraftlose Hand der Freundin fest in der ihren. Yenu fieberte noch immer. Sie musste viel trinken, doch mehr als ein paar winzige Schlucke, die kaum ausreichten, die Lippen zu benässen, vermochte Miya ihr nicht einzuflößen.
    Längst hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie schon im Haus des Heilers waren oder wie lange sie schon so dasaß. Sie wusste nur, dass sie nicht von Yenus Seite weichen würde, bis das Gift des Urwars ihren Körper zerstörte oder die Macht des Heilers die Geister des nahen Todes vertrieb.
    Hin und wieder brachten zwei Mädchen ihr etwas zu essen und einen Krug mit frischem Wasser.
    Miya mochte die Mädchen, und sie mochte die Kwannen.
    Die Kwannen waren den Hedero erstaunlich ähnlich. Zwar waren sie größer, von schlankerer Statur und trugen das schwarze Haar offen, hatten aber wie die Hedero erdfarbene Haut, einen runden Kopf mit flacher Stirn und die typische kleine dreieckige Nase, die allen Sumpfvölkern gemein war.
    Die Kwannen liebten Farben. Selbst die Krieger trugen Kleidung aus bunten, dicht gewebten Stoffen und schienen ebenso wie die Frauen eine große Vorliebe für Schmuck zu besitzen. Schon die beiden Mädchen, die ihr das Essen brachten, trugen, obgleich sonst nur mit einem Lendentuch bekleidet, eine Fülle bunter Ketten um den Hals und die Hand- und Fußgelenke. Das Geräusch, mit dem die bunten Holzperlen bei jeder Bewegung aneinander klirrten, wenn sie die Stufen zum Eingang der Hütte hinaufstiegen, war Miya schon bald vertraut.
    Wie die Hütten der Hedero, thronten auch die Hütten der Kwannen zum Schutz gegen Überflutungen und allerlei Getier, das im Sumpf lebte, auf Pfählen hoch über dem Boden. Selbst die Sprachen waren sich sehr ähnlich. Miya verstand nicht jedes Wort auf Anhieb, aber es gab doch genügend Gemeinsamkeiten, sodass eine Verständigung problemlos möglich war.
    So hatte sie erfahren, dass Yenu dem Tod noch immer sehr nahe war. Der Heiler war sich nicht sicher, ob sie die Auszehrung durch das Fieber überleben würde. Er war alt und sehr erfahren, doch er gab freimütig zu, dass er nicht jeden hatte retten können, der an dem gefürchteten Urwarfieber erkrankt war.
    Miya gab die Hoffnung nicht auf. Yenu fieberte noch, wurde aber nicht mehr von Krämpfen geschüttelt und lag nun so ruhig und friedlich auf dem Lager, als schliefe sie.
    Als sei sie tot.
    Miya verscheuchte den Gedanken, kaum dass er sich in ihr Bewusstsein geschlichen hatte. Doch er war hartnäckig. Wie ein lästiges Insekt kehrte er immer dann zurück, wenn sie ihre schwerkranke Freundin ansah.
    Mit dem schwindenden Licht griff auch die Müdigkeit wieder nach Miya. Seit sie Yenu aus ihrem Gefängnis befreit hatte, hatte sie kaum Schlaf gefunden, und ihr erschöpfter Körper forderte immer nachdrücklicher seinen Tribut. Ein ums andere Mal glitt ihr Bewusstsein davon, ohne dass sie es bemerkte. Und wenn sie dann erwachte, fand sie sich meist zusammengesunken über dem Körper ihrer Freundin liegend wieder.
    Miya gähnte und versuchte, der aufkommenden Müdigkeit zu widerstehen. Doch der Drang, die Augen zu schließen, wurde in der zunehmenden Dunkelheit fast übermächtig. So gab sie schließlich nach, verschränkte die Arme auf der Kante von Yenus Lager, legte die Stirn darauf und schloss kurz die Augen …  
    »… wird sie bis dahin gesund sein?«
    »Das wissen allein die Götter.«
    »Die Götter!« Der Sprecher stieß einen leisen, verächtlichen Laut aus. »Die Götter haben uns schon lange vergessen.«
    Flüsternde Stimmen schwebten Miya durch den Dunst zu, den der Schlaf um ihr Bewusstsein gesponnen hatte. Der flackernde Schein einer Lampe drang durch ihre geschlossenen Lider.
    Sie war nicht länger allein.
    »Und doch sind sie es, in deren Händen das Leben der Hedero liegt. Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht.« Es war der Heiler, der dies sagte. Miya wollte aufblicken, aber irgendetwas hielt sie davon ab, den beiden Männern zu offenbaren, dass sie erwacht war.
    »Du weißt, was auf dem Spiel steht«, hörte sie den anderen Mann sagen. »Geht sie nicht, muss eine von uns gehen.«
    Gehen? Obwohl dem Schlaf noch nicht ganz entronnen, horchte Miya auf. Wer

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