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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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sie den Rand der Senke erreichte, hielt sie erschrocken inne. Weit im Norden wurde der Horizont von einer gewaltigen roten Wand verdeckt, in deren Innerem der Sand wie ein monströser Bienenschwarm hin und her wogte.
    »Was ist das?« Noch während sie die Worte aussprach, wusste Ajana, dass die Frage überflüssig war. Sie hatte so etwas schon einmal gesehen. Als sie mit Inahwen, Keelin, Abbas und Bayard auf dem Weg zu den Orma-Hereth war, hatte sich ihr ein ähnliches Bild geboten: Es war ein Sandsturm!
    Damals war er keines natürlichen Ursprungs gewesen, doch dieser schien nicht minder bedrohlich als das tosende Monstrum, das Vhara geschaffen hatte, um sie zu vernichten.
    »Er kommt auf uns zu.« Abbas Stimme klang besonnen, aber sein Gesicht war von großer Sorge gezeichnet.
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, wollte Ajana wissen
    »Schwer zu sagen.« Abbas ließ den Sandsturm nicht aus den Augen. »Er zieht sehr schnell.«
    »Worauf warten wir dann noch?« Ajana löste sich von dem Furcht einflößenden Anblick und hastete den Abhang hinunter.
    »Komm!«, rief sie Abbas zu. »Wir müssen uns wappnen. Schnell!«
    Wie sie es von Kruin gelernt hatten, führten sie die Pferde in den Windschatten der Düne, rafften alles Gepäck zusammen und tränkten Tücher mit Wasser, die sie sich vor Mund und Nase banden. Ihre Decken wickelten sie sich zum Schutz gegen den Sand um die Schultern. Sie schafften es gerade noch, hinter den Leibern ihrer Pferde Deckung zu suchen, die sich niedergelegt hatten, da brach der Sturm auch schon mit voller Wucht über sie herein. Von einem Augenblick zum nächsten heulte und piff ihnen der Wind wie entfesselt um die Ohren, trieb ihnen Tausende winziger Sandkörner ins Gesicht und fegte alles hinfort, das seinem Wüten nichts entgegenzusetzen hatte.
    Es wurde stockfinster – so als hätten die wirbelnden Sandkörner das Licht selbst verschlungen. Für Bruchteile eines Augenblicks war die gleißende Sonne noch als blasse Scheibe hinter dem roten Schleier aus Sand zu erkennen, dann war auch sie verschwunden.
    Der heiße Wind saugte Mensch und Tier die letzte Flüssigkeit aus dem Leib und blies den Sand selbst durch die feinsten Nähte ihrer Gewänder. Geduckt kauerten Ajana und Abbas im spärlichen Windschatten der Pferde und beteten darum, dass alles bald ein Ende nähme. Aber die Götter erhörten sie nicht.
    Mit entfesselter Urgewalt fegte der Sturm über sie hinweg, umtoste sie und zerrte an ihnen. Es schien, als sei er fest entschlossen, ihrer Reise hier und jetzt ein Ende zu setzen.

 

     
     
     
     
     
    Die ersten Tage in der Tempelstadt verliefen für Suara und Oxana ruhig und ohne Pflichten. Keiner fragte nach ihnen, und keiner verlangte etwas von ihnen. Alle im Tempel fieberten dem großen Ereignis entgegen.
    Wie Suara prophezeit hatte, füllten sich die Schlafräume nur zögernd mit Priesterinnen und Novizinnen aus allen Teilen Andauriens. Und tatsächlich gelang es ihnen mühelos, sich durch aufmerksames Beobachten vieles von dem anzueignen, das den Alltag im Tempel bestimmte. Bald konnten sie sich ebenso anmutig zur Begrüßung verneigen wie die Priesterinnen und hatten sich auch den Ablauf der allabendlichen zeremoniellen Reinigung in der Zisterne schnell zu Eigen gemacht.
    Gemeinsam mit den anderen Frauen nahmen sie die Mahlzeiten im noch spärlich besetzten Speisesaal ein, gingen dann aber unauffällig ihrer eigenen Wege und durchstreiften den Tempelkomplex auf der Suche nach Hinweisen, die ihnen bei der Befreiung der Katzenfrau helfen konnten.
    Gleich zu Beginn hatten sie nach dem Kerker Ausschau gehalten, aber schnell feststellen müssen, dass sie zu diesem nicht vordringen konnten. Er befand sich in den Kellergewölben unter dem großen Tempel, den zu betreten Fremden nur auf ausdrücklichen Befehl der Hohepriesterin gestattet war.
    Suara ließ sich dadurch jedoch nicht entmutigen. Wie immer, wenn etwas schwierig oder unlösbar schien, sann sie nach einer Möglichkeit, das Ziel auf andere Weise zu erreichen.
    Ein unerschöpflicher Quell für Neuigkeiten, Gerüchte und wertvolle Hinweise war der Markt, der täglich auf einer der großen Freiflächen zwischen den Häusern abgehalten wurde. Mit den vielen neuen Gästen, die die Stadt erreichten, wuchs auch die Zahl der Gerüchte, die sich um das bevorstehende Fest rankten. Besonders das angekündigte Gottesurteil und die Aussicht, eines der mystischen Katzenwesen mit eigenen Augen sehen zu können, sorgten für große

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