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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Aufregung unter der Bevölkerung.
    Eines späten Nachmittags erfuhren Suara und Oxana von einem Händler, dass die Hinrichtung auf der großen Freifläche nahe dem gewaltigen Baum stattfinden sollte, der ihnen schon bei ihrer Ankunft aufgefallen war.
    »So ein Gottesurteil ist immer ein besonderes Ereignis«, erklärte ihnen der Händler. »Es wird nur Gefangenen zuteil, deren Tod anderen ein warnendes Beispiel sein soll. Der Ablauf ist immer der gleiche: Der Verurteilte wird in der Mitte des Platzes mit gespreizten Armen und Beinen schwebend in einen Rahmen aus hölzernen Pfosten gebunden. Dabei wird er von einem einzigen Seil gehalten, das über seinem Kopf mit dem Querbalken des Holzgerüsts verbunden ist. Zwanzig Schritte davor steht der Henker, der beste Bogenschütze der Tempelgarde. Auf der anderen Seite, ebenfalls zwanzig Schritte entfernt, steht der Gottesbote mit verbundenen Augen.«
    »Ein Gottesbote?« Suara, die dem Händler erzählt hatte, aus einer entlegenen Provinz zu kommen, runzelte die Stirn. »Davon habe ich noch nie gehört.«
    »Mir scheint, euer Dorf ist wahrlich abgelegen«, meinte der Händler und grinste über die offensichtliche Unwissenheit der beiden Priesterinnen. »Nun ja, Gottesurteile sind in den letzten Mondwechseln auch selten worden«, räumte er ein, senkte die Stimme und fügte hinzu. »Seit die neue Hohepriesterin hier das Sagen hat, geht das immer zack-zack.« Er fuhr sich mir dem Finger in eindeutiger Geste über die Kehle.
    »Was hat es nun mit diesem Gottesboten auf sich?«, hakte Suara ungeduldig nach.
    »Ach ja, der Gottesbote.« Der Händler räusperte sich. »Der ist natürlich auch ein hervorragender Bogenschütze. Aber er stammt aus dem Volk und wird zuvor durch einen Wettkampf ermittelt. Seine Aufgabe ist es, das Seil, das den Verurteilten hält, mit einem einzigen Schuss zu durchtrennen, ehe der Henker das Herz des Opfers mit seinem Pfeil durchbohrt. Wenn ihm das gelingt, erhält er zur Belohnung einen Beutel mit Goldmünzen.«
    »Und was geschieht mit dem Verurteilten?«, fragte Suara.
    »Der? Der wird von allen Verbrechen frei gesprochen und kann gehen. Oder besser gesagt, er könnte gehen.« Der Händler grinste. »Bisher ist nämlich noch niemandem ein solch göttlicher Schuss gelungen. Mit verbundenen Augen haben selbst die besten Bogenschützen des Landes um Längen daneben geschossen, oder, schlimmer noch, sie haben gar selbst den Verurteilten getötet.« Er lachte, als hätte er einen besonders guten Witz erzählt, und fügte hinzu: »Kein Wunder, dass Gottesurteile bei der Bevölkerung sehr beliebt sind, nicht wahr? Um das Schicksal des Verurteilten scheren sich dabei die wenigsten. Aber sie bieten unterhaltsame Abwechslung und sind zudem eine willkommene Gelegenheit, um bei dem offenen Wettbewerb der Bogenschützen Wetten auf die einzelnen Anwärter abzuschließen.«
     
    »Das scheint mir ein makaberes Schauspiel zu sein«, meinte Oxana später nachdenklich zu Suara, als die beiden über den Markt gingen. »Eine Darbietung für die Massen, dessen blutiger Ausgang nur scheinbar ungewiss ist.«
    »Ja, das ist es.« Der Bericht des Händlers hatte Saura nachdenklich gemacht. Nachdem sich ihr erster Plan, die Felis aus dem Kerker zu befreien, als undurchführbar erwiesen hatte, setzte sie ihre größten Hoffnungen darauf, die Katzenfrau vor oder während der Zeremonie aus den Händen der Priesterinnen retten zu können. Ein solches Unterfangen barg jedoch viele Gefahren und wollte gut durchdacht sein.
    »Am einfachsten wäre es natürlich, wenn sich eine von uns als Gottesbote anbietet und dieses Seile durchtrennt, an dem die Felis hängt«, überlegte Oxana laut. »Dann könnten wir unbehelligt gehen.«
    »Traust du es dir zu, ein Seil auf zwanzig Schritte mit verbundenen Augen zu durchtrennen?«, fragte Suara zweifelnd. »Ohne die Augenbinde wäre ich sofort dabei – aber so?« Sie schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Außerdem, glaubst du wirklich, die Hohepriesterin wird die Felis einfach so gehen lassen wie einen gemeinen Straßenräuber?« Suara schaute ihre Freundin an, beantwortete die Frage aber selbst, ehe diese etwas sagen konnte: »O nein. Die Hohepriesterin will nicht nur den Tod der Katzenfrau, sie will einen Mythos zerstören. Die Felis muss sterben, und zwar vor den Augen von Tausenden. Nur so kann es der Hohepriesterin gelingen, der Legende über die Unsterblichkeit der Felis und den Mythen, die sich um die Katzenfrauen ranken, endlich

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