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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ahnen, wohin uns das führt. Doch jetzt …« Sie verstummte und schaute die anderen an. »Niemals, nicht einmal zum Schein, werde ich dem Blutgott huldigen, in dessen Namen meine Schwestern ermordet wurden«, sagte sie mit bebender Stimme. »Es tut mir Leid, Suara, aber ich kann nicht bleiben. Nicht hier, nicht in diesem Tempel des Todes, dessen Steine auf Blut erbaut wurden. Entscheide du für dich. Ich werde zu meinem Djakûn zurückkehren.«
    »Und was ist mit dir?«, richtete Suara das Wort an Oxana.
    »Ich bleibe«, erklärte Oxana mit fester Stimme. »Auch ich habe Schwestern an die Krieger des Blutgottes verloren, aber ich habe geschworen, sie zu rächen. Das Schicksal hat mich hierher geführt, und ich bin sicher, dass dies nur einem Zweck dient: damit sich meine Rache endlich erfüllt.«
    »Ich danke dir.« Suara nickte ihrer Freundin zu. Oxana sprach aus, was sie bewegte. Auch sie wollte Rache nehmen für den heimtückischen Mord an ihrer Mutter. Wie Oxana sah sie in dem seltsamen Verlauf ihrer Reise eine Fügung des Schicksals. Und wie Oxana glaubte auch sie den Sinn darin zu erkennen.
    »Dann ist es also entschieden«, sagte sie ohne einen Vorwurf in der Stimme. »Terka reitet zurück und kümmert sich um die Djakûn, bis … wir zurückkehren.« Sie reichte ihrer Freundin die Hand und lächelte. »Richte der Felis aus, dass wir alles tun werden, um ihre Schwester zu retten«, sagte sie und fügte mit einem Anflug von Wehmut in der Stimme hinzu: »Und kraul Kerr hin und wieder mal im Nacken. Das liebt er.«
     
     

    ***
     
    Ajana und Abbas ritten die ganze Nacht hindurch und ohne Rast, bis in den Morgen hinein. Die Pferde waren ausgeruht, gesättigt und voller Tatendrang und schienen es ebenso eilig zu haben wie ihre Reiter, Sand und Hitze endlich hinter sich zu lassen. In der kühlen Luft unter dem Sternenzelt liefen sie ausdauernd und schnell, und als die Sonne am Morgen aufging, hatte Ajana das Gefühl, eine weitaus größere Strecke zurückgelegt zu haben als in den beiden vorangegangenen Nächten zusammen.
    Die Landschaft, die sich ringsherum erstreckte, unterschied sich allerdings kaum von dem Bild, das sich ihnen schon seit Tagen bot. Wohin sie auch blickte, gab es nichts weiter zu sehen als roten Sand.
    Wie schon zu Beginn ihrer Reise suchten sie am Morgen Schutz im spärlichen Schatten einer hohen Düne und ritten erst weiter, als die Hitze mit der nahenden Dämmerung erträglich wurde. Aber ihre Hoffnung auf ein baldiges Ende der Wüste erfüllte sich nicht. Auch am nächsten und am übernächsten Morgen fanden sie keine Hinweise darauf, dass sie sich ihrem Ziel näherten.
    Essen, trinken, schlafen, reiten. In endloser Eintönigkeit floss die Zeit dahin. Die anfänglich regen Gespräche wichen einer bleiernen Schweigsamkeit, und die Zuversicht litt unter den schier unmenschlichen Strapazen. Ajana konnte sich kaum noch daran erinnern, wie es war, keinen Sand auf der Haut und in den Haaren zu spüren und keine ausgedörrte Kehle zu haben. Es schien, als werde die Wüste niemals enden. Immer häufiger überkam Ajana beim Anblick der ebenmäßigen Sanddünen das beängstigende Gefühl, dass sie im Kreis ritten.
     
    Als die Sonne zum vierten Mal, nachdem sie die Oase verlassen hatten, den Zenit überschritt, schlich sich eine Veränderung in die eintönige Zeit des Wartens, die Abbas und Ajana im Schatten einer Sanddüne verbrachten. Die Pferde spürten es als Erste. Obwohl ermattet von der sengenden Hitze, wurden sie unruhig. Ihr Schnauben und Stampfen weckte zunächst Ajana aus einem leichten Schlummer und wenig später auch Abbas.
    »Was ist los?«, fragte er, während er sich aufrichtete.
    »Ich weiß es nicht.« Ajana schaute sich um. Alles schien wie immer. Gleißendes Sonnenlicht, blauer Himmel, roter Sand … und doch war etwas anders.
    Auf dem Kamm der Düne löste sich eine kleine Sandwolke. »Der Wind hat etwas zugenommen«, stellte sie auf eine Weise fest, die dem Vorfall keine Bedeutung beimaß.
    »Der Wind? Emos zornige Kinder!« Blitzartig war Abbas auf den Beinen und rannte die Düne hinauf. Oben angekommen, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Was ist?«, rief Ajana ihm zu. »Was siehst du?«
    Abbas antwortete nicht. Er stand nur da und starrte wie gebannt nach Norden. Ajana beeilte sich, ihm zu folgen. In der Sonne war es unerträglich heiß. Der lose Sand gab unter ihren Füßen immer wieder nach und machte das Fortkommen doppelt schwer, aber sie kämpfte sich weiter voran. Als

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