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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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und Regen neu mit Öl getränkt worden.
    Die Traglasten der Gruppe waren klein und auf das Nötigste beschränkt, da die natürlichen Höhlen und engen Gänge, durch die ihr Weg führen würde, nur so zu passieren waren. Etwas Wasser, eine Decke und Proviant für zwei Tage, mehr hatten die Vaughn ihnen nicht mit auf den Weg gegeben. Doch Ylva hatte ihnen versichert, dass sie sowohl in den Höhlen als auch jenseits des Arnad jeweils ein kleines Vorratslager vorfinden würden, in dem sie ihren Proviant aufstocken konnten.
    Ajana überlegte, wie diese Vorratslager wohl angelegt sein mochten, wo doch der Weg durch die Höhlen, nach Ylvas Worten, so selten beschritten wurde. Wenn die Vaughn den Weg nur zu zweit oder zu dritt zurücklegten, wie Ylva ebenfalls angemerkt hatte, warum gab es dann dort plötzlich so viel Nahrung und Wasser, dass zwölf Krieger versorgt werden konnten?
    Irgendetwas stimmte nicht. Ajana runzelte die Stirn. Konnte es möglich sein, dass Ylva schon vor der Versammlung gewusst hatte, dass sie sich in so großer Zahl auf die Suche nach der Hohepriesterin begeben würden? Hatte sie gar schon im Vorhinein die nötigen Vorbereitungen für diese Reise getroffen? Kam die Bitte der drei Uzoma-Stammesfürsten für sie womöglich gar nicht so überraschend? Ylva war schließlich eine begnadete Seherin, die ihr Wissen und ihre Weisheit auf Visionen gründete und die …
    Sie weiß mehr, als sie zugibt! Ganz unvermittelt kam Ajana der Gedanke, dass alles, was hier vor sich ging, längst nicht so zufällig geschah, wie die Vaughn sie glauben machen wollten.
    Sie waren vorbereitet!
    Das konnte nur bedeuten, dass hinter all dem ein Plan steckte. Ein Plan, den nur jemand erdacht haben konnte, der mehr wusste als sie.
    … der mehr wusste! Ajana überlief es eiskalt, und sie fragte sich, was Ylva wirklich wusste.
    »Inahwen?« Zögernd wandte sie sich zu der Elbin um, die dicht hinter ihr ging, und wartete, bis diese zu ihr aufgeschlossen hatte. Anders als am Pass trug Inahwen unter ihrem Reiseumhang kein fließendes Gewand, sondern unauffällige Jagdkleidung von einer Farbe, die mit der Umgebung verschmolz und die so edel gearbeitet war, dass sie sich ihrem schlanken Körper anpasste. Sie war die Einzige, die weder Schwert noch Bogen trug, doch Ajana vermutete, dass sie dennoch nicht völlig unbewaffnet auf die Reise gegangen war.
    »Was gibt es?« Die Elbin schien überrascht, dass Ajana sie so unverhofft ansprach, reagierte aber freundlich.
    »Inahwen, ich …«, hob Ajana an, um Inahwen von ihrem Verdacht zu berichten, doch ein lauter Ruf von der Spitze der Gruppe unterbrach sie.
    »Thorns heilige Rosse, das werde ich niemals betreten! Niemals!« Bayards durchdringende Stimme wurde von den schroffen Felswänden zurückgeworfen und hallte gut vernehmlich durch die Stille des Tals. »Das könnt ihr nicht von mir verlangen!«, rief er aus und fügte hoffnungsvoll hinzu: »Können wir sie nicht umgehen?«
    Ajana reckte sich und sah wie Ghan den Kopf schüttelte. »Diese Brücke ist der einzige Übergang über die Schlucht«, hörte sie ihn sagen. »Wenn wir sie hier nicht überschreiten, müssen wir umkehren und südwärts einen Bogen durch die Wildnis schlagen. Wir würden drei Nächte verlieren.«
    »Entschuldige, Ajana«, hörte sie Inahwen in diesem Augenblick sagen und spürte, wie diese sich sanft an ihr vorbeischob. »Wir reden später, ja? Ich muss erst einmal nachsehen, was da vorne los ist.«
    Auch Ajana zögerte nicht. Im Gefolge der Elbin zwängte sie sich an Keelin und den beiden Heermeistern vorbei zur Spitze der Gruppe, die nur wenige Schritte von der steilen Abrisskante einer tiefen Klamm entfernt Halt gemacht hatte – und prallte erschrocken zurück.
    Unter ihr fielen die nackten Felswände der keilförmigen Klamm senkrecht und nebelverhangen ab. Der klaffende Einschnitt in der Flanke des Gebirges war mindestens dreißig Meter breit. Zum Tal hin öffnete er sich fast um das Doppelte, während er nach Süden, in Richtung der Berge, rasch schmaler wurde und sich schließlich in einem Gewirr aus Gesteinstrümmern verlor. Über den gewaltigen Abgrund spannte sich in einem wenig Vertrauen erweckenden Bogen eine Hängebrücke aus dicken, ineinander verflochtenen Pflanzenfasern.
    Beim Anblick des behelfsmäßig anmutenden Bauwerks lief es Ajana eiskalt den Rücken herunter. Das seltsame Gebilde bestand im Grunde nur aus einem armdicken Seil, das als Boden diente, und zwei dünneren Seilen auf halber

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