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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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sah sich um. »Mich deucht, es ist viel Zeit vergangen, seit …« Sie stockte. »Es ist so leer hier … so kalt«, sagte sie auf eine Weise, als spräche sie leise zu sich selbst. »Warum sind die anderen nicht erwacht? Warum ich?« Plötzlich schien sie sich wieder des Dunkelgewandeten zu erinnern. Ihre Stimme wurde lauter, als sie sich ihm zuwandte. »Es gibt Fragen, mein treuer Diener. Fragen, die nach Antworten verlangen. Erhebe dich und berichte! Ich war lange fort, und es dürstet mich, alles über Nymath zu erfahren.«
     

     
    Durch Sturm, Regen und Schnee preschte die Gruppe jener, die das verheerende Feuer der Wagenkolonne überlebt hatten, zu Pferde auf die wolkenverhüllten Berge zu. Es war ein Ritt, wie ihn selbst die erfahrenen Krieger noch nicht erlebt hatten und den wohl keiner von ihnen jemals vergessen würde.
    Der Wind fegte mit unbändiger Kraft heran, brausend und wogend wie die Wellen des schwarzen Ozeans, die an die Klippen Nymaths brandeten, und erfüllte die Luft mit einem mächtigen Rauschen. Es schien, als habe sich nach dem Verlust von Wagen und Vorräten nun auch noch das Wetter gegen sie verschworen.
    Der Regen, der mit dem Sturm heraufgezogen war, mischte sich mit Hagelkörnen, so groß wie Kilvarbeeren, und marterte Rosse und Reiter mit unbändiger Wucht. Es wurde immer kälter, und alsbald trieben ihnen die Böen eisige Regentropfen zu, die ihnen wie nadelspitze Steinchen ins Gesicht stachen.
    Je näher sie den Bergen kamen, desto mehr Schneeflocken mischten sich in das Unwetter, doch was die Reiter zunächst als Erleichterung empfanden, wurde schon bald zu einem tosenden Schneesturm, der alles, was sich jenseits des Weges befand, hinter einem undurchdringlichen Vorhang aus wirbelndem Weiß verbarg. Die dicken Flocken legten sich schwer und feucht auf die durchnässten Umhänge der Reiter. Sie hingen ihnen in Haaren und Bärten und verfingen sich in Schweifen und Mähnen der Pferde, wo sie in der eisigen Luft gefroren und die langen Haare wie eisige Zapfen umhüllten.
    Bald fielen die Flocken so dicht, dass Kelda den Reiter vor sich kaum mehr erkennen konnte. Die Herdmeistern stieß einen Fluch aus, den sie in ihrer Küche niemals geduldet hätte. Seit ihrem Aufbruch am Morgen schien es ihr, als bestehe die Welt um sie herum nur noch aus Schnee, Kälte und dem hellbraunen Hinterteil des Kaltblüters vor ihr, den sie versuchte, nicht aus den Augen zu verlieren.
    Längst hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Sie wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs waren, und konnte auch nicht erkennen, ob sie den Bergen etwas näher gekommen waren. Sie konnte nur auf Asnar vertrauen und hoffen, dass jene, denen sie folgte, den rechten Weg noch nicht verloren hatten.
    Ihre Hände spürte sie schon länger nicht mehr. Nur ein einziges Mal hatte sie versucht, die Finger zu lösen, die sich um das Halfter krampften, aber die Gelenke waren von der Kälte steif gefroren und gehorchten ihr nicht. Ihre Handschuhe waren zusammen mit all ihrer Habe in einem der Wagen verbrannt, aber sie hatte nicht mehr die Kraft, den Verlust zu betrauern. Um ihre Hände vor Erfrierungen zu bewahren, hatte sie diese so weit es ging in die Ärmel ihres Gewandes zurückgezogen, aber die steif gefrorene und vom Regen durchweichte Kleidung bot ihr kaum Schutz vor der beißenden Kälte.
    Kelda fror erbärmlich und spürte, wie ihre Kräfte schwanden. Sie sehnte sich nach einer heißen Mahlzeit und einem wärmenden Feuer, doch die Stimme der Vernunft flüsterte ihr zu, dass eine Rast inmitten des Schneesturms ihren Tod bedeuten konnte.
    Auch der Onur-Heermeister an der Spitze der Gruppe schien dies zu ahnen. Beharrlich trotzte er der Unbill des Wetters und trieb sein Pferd an, ohne auch nur einmal nach hinten zu blicken. Es gab kein Zurück. Wer nicht mithalten konnte, war verloren.
    Kelda betet im Stillen darum, dass alle noch beisammen waren. Im wilden Treiben der Flocken fühlte sie sich wie eine Schiffbrüchige auf hoher See, die nach dem rettenden Ufer Ausschau hält und doch nur die endlose Weite des Meeres erblickt. Verzweifelt klammerte sie sich an die Hoffnung, dass die Tore der Festung jeden Augenblick inmitten des Schneetreibens auftauchen mussten. Doch sie sah nichts als wirbelnde Flocken.
    Die Zeit verstrich, und allein der Wille zu überleben hielt sie noch im Sattel. Längst hatte eben dieser Wille die Kontrolle über ihren Körper übernommen, und er ließ keine anderen Gedanken zu als das beharrliche

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