Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
Bewegungen – Gestalten, die ihr nur allzu vertraut waren. Sie hörte Faizah neben sich aufkeuchen und die anderen erstaunt ausrufen, doch sie war von dem Anblick viel zu sehr gefesselt, um wirklich zu erfassen, was rings um sie herum geschah.
    Wie gebannt starrte sie auf die schwarze Gestalt, die langsam auf Ghan zuschwebte. Sie überragte den Vaughn-Wegfinder um fast zwei Köpfe. Dieser aber begegnete ihr völlig furchtlos. Mit bewundernswerter Gelassenheit erwiderte der sonst so zurückhaltende Ghan den Blick der orangefarbenen geschlitzten Augen, die sich wie aus dem Nichts in der Schwärze formten, und sagte: »Ja, das wurde es, und die Vaughn stehen zu ihrem Wort.«
    Das ist nicht wahr! Die geisterhafte Stimme fuhr mit der Schärfe eines Schwertes auf die Versammelten nieder. Du lügst!
    »Die Abkommen wurden nicht verletzt«, beharrte Ghan. »Der Weg wurde nicht verlassen, der Friede gewahrt …«
    Magie … Erfüllt von Zorn, brandete das Wort durch Ajanas Gedanken. Es wurde Magie gewoben.
    »Das ist unmöglich!« Ghans Stimme blieb unerschütterlich. »Niemand hier ist der Magie kundig.«
    Die Magie muss erlöschen , forderte die Stimme unbeirrt. Oder wir fordern den vereinbarten Tribut ein.
    Ajana biss sich auf die Lippen. Sie ahnte, wovon der Schatten sprach, und fühlte sich schuldig, weil Ghan sie unwissentlich in Schutz nahm. Niemand außer Inahwen, Bayard, Keelin und ihr wusste, was in dem Tunnel vorgefallen war, doch wie es schien, war die Magie des Mondsteins nicht unbemerkt geblieben.
    Aus den Augenwinkeln sah Ajana, wie sich der Kreis der dunklen Gestalten drohend zusammenzog. Ihr Herz begann wie wild zu hämmern. Sie fürchtete sich.
    »Wir sind Wanderer, keine Magier«, hörte sie Ghan im nächsten Augenblick sagen. »Ihr habt kein Recht, uns aufzuhalten. Das Abkommen wurde nicht …«
    Schweig! Eine schwarze Woge raste auf Ghan zu und schleuderte ihn zu Boden. Das Abkommen wurde verletzt. Der Tribut muss gezollt werden!
    »Das zu entscheiden steht nicht in meiner Macht.« Nur mühsam kam Ghan wieder auf die Beine. »Wir müssen beraten.«
    Gut, aber bedenkt, dass ihr sterblich seid . Ein geisterhaft höhnisches Lachen strich durch die Höhle. Wir haben die Zeit der Unendlichkeit. Wir werden erst weichen, wenn unsere Forderungen erfüllt wurden.
    Ghan schwieg. Ungeachtet des drohenden Schattens wandte er sich um und bedeutete Nahma, ihm zu folgen. Dann winkten sie auch die anderen heran.
    »Beim Barte des Asnar, wer sind diese finsteren Gestalten?« Mit blank gezogenem Beidhänder kam Bayard auf die Vaughn zu. »Und was wollen sie von uns?«
    Ghan antwortete nicht sofort, sondern wartete, bis sich alle versammelt hatten. »Es sind die Geister der Gorneth«, erklärte er schließlich und deutete auf den Tunnel, der die Schatten hervorgebracht hatte. »Sie sind die Wächter Whelas, der versunkenen Stadt. Ungefähr hundert Schritte hinter dieser Höhle beginnt ihr Reich. Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir die Stadt passieren. Nur von dort führt ein uralter Schacht unter dem Fluss hindurch.«
    »Warum habt ihr uns das bisher verschwiegen?«, grollte Bayard. »Nur ein wahrlich schlechter Kundschafter lässt die ihm anvertraute Gruppe in ein offenes Messer laufen.«
    »Es gab keinen Grund zur Besorgnis«, erwiderte Ghan. »Mein Volk schloss ein Abkommen mit den Wächtern und beschreitet diese Wege schon seit vielen Wintern völlig unbehelligt.«
    »Dann ist das jetzt wohl ein Spaß, wie?«, knurrte Bayard und musterte die Schatten mit finsterem Blick.
    »Ich fürchte, nein.« Ghan schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was sie so in Aufruhr versetzt hat, aber sie machen uns den Vorwurf, dass das Abkommen verletzt wurde.«
    »Um welches Abkommen handelt es sich hier?«, wollte Inahwen wissen.
    »Um die Wege beschreiten zu dürfen, haben wir uns verpflichtet, den Weg niemals zu verlassen, wenn wir durch die Stadt gehen, uns friedlich zu verhalten und keine Magie in der Nähe und innerhalb der Stadt zu wirken.«
    »Keine Magie?«, warf Artis ein. »Was ist das für ein Unfug?«
    »Die Gorneth sind die Geister eines uralten Volkes«, ergriff Nahma das Wort. »Lange bevor die Vaughn und die Uzoma nach Nymath kamen, wandelten sie durch diese Lande. Es war ein kleines, aber mächtiges Volk, das die Geheimnisse des Himmels und der Erde zu entschlüsseln suchte und sich umfangreiche Kenntnisse im Umgang mit der Magie erwarb. Im Sog der Magie jedoch drang etwas Unberechenbares in dieses Volk ein, das

Weitere Kostenlose Bücher