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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Mahnungen in den Wind geschlagen und nur an ihre eigenen Zweifel gedacht. Wenn nun jemand aus der Gruppe sterben musste, so war es ganz allein ihre Schuld – eine Schuld, mit der sie niemals würde leben können.
    Langsam schlossen sich ihre Finger um die silberne Kette. Doch gerade als sie das Amulett hervorholen wollte, umfasste eine grobe, schwielige Hand ihren Arm und hielt ihn fest. »Thorns heilige Rosse, das darf nicht sein«, hörte sie Bayard entschlossen ausrufen. »Das Kleinod bleibt, wo es ist. Niemand rührt es an, und niemand zerstört es. Asnar ist mein Zeuge, dass ich lieber mein Leben hingebe, als dass alles verloren ist, wofür wir gekämpft haben.« Er schaute Ajana streng an, ohne ihren Arm loszulassen, und raunte ihr zu: »Was auch geschieht, das Kleinod bleibt bei Euch, verstanden?«
    Ajana nickte verschüchtert. Sie fürchtete um Bayards Leben, aber sie vertraute dem Heermeister wie kaum einem anderen und hoffte fest darauf, dass sein Opfermut nur ein Vorwand war, um Zeit zu gewinnen.
    Bayard jedoch ließ ihren Arm los, warf das Schwert beiseite und trat auf Ghan zu. »Ich bin bereit zu gehen, wenn nur die anderen den Arnad sicher erreichen«, sagte er aus voller Überzeugung.
    Eine lähmende Stille erfüllte die Höhle. Alle starrten Bayard an. Aber der Heermeister schien sich seiner Sache sicher. Schließlich ergriff Ghan das Wort. »Aber Ihr …« Es war deutlich zu sehen, wie der Vaughn mit sich rang.
    »Ein Heermeister ist leicht zu ersetzen«, sagte Bayard mit Todesverachtung. »Das Kleinod niemals.«
    »Diese Gefangene hier wäre aber nicht einmal ein Verlust!« Die gefesselte Faizah grob am Arm mit sich zerrend, schob sich Artis an den anderen vorbei. Die junge Uzoma schrie, kratzte und biss. Doch davon ließ sich der Onur-Heermeister nicht beeindrucken. Überzeugt, die beste Lösung gefunden zu haben schleuderte er Faizah neben Bayard zu Boden und sagte: »Sie ist uns nur eine Last. Je eher wir sie loswerden, desto besser.«
    Faizah krümmte sich zusammen und wimmerte leise.
    »Nein!« Ajana wollte zu Faizah laufen, doch Keelin hielt sie zurück. »Du hast Bayard gehört«, erinnerte er sie mahnend. »Das Amulett ist zu wichtig. Es zu verlieren, würde alles zunichte machen.«
    »Aber …« Ajana verstummte, als sie sah, wie Bayard Faizah aufhalf und zu Inahwen führte. »Es liegt weder Ehre darin, wehrlose Frauen zu schlagen, noch sie in den sicheren Tod zu schicken«, fuhr er Artis scharf an. »Ein Onur sollte wissen, dass nur Ehre erringt, wer dem Gesetz der Ehre bis über den Tod hinaus getreu bleibt.« Ganz unvermittelt wurde seine Stimme sanfter, und er wandte sich an alle. »Ich habe einen Fehler gemacht«, gestand er offen ein. »Als Anführer dieser Gruppe hätte ich vorhersehen müssen, was uns erwartet. Zumindest aber hätte ich ausführlicher mit Ylva darüber sprechen müssen, als ich es tat. Stattdessen habe ich mich in Sicherheit gewogen und den Vaughn blind vertraut. Wäre ich so aufmerksam gewesen, wie es sich für einen Heerführer geziemt, stünden wir jetzt nicht hier. So werde ich auch die Folgen für diese Unterlassung tragen.« Er verstummte und blickte Artis an. »Ich kann dein unrühmliches Verhalten der Gefangenen gegenüber nicht gutheißen. Darum wird Tarun die Gruppe auf dem weiteren Weg anführen.« Er wandte sich um, gab Ghan ein Handzeichen und sagte: »Bringen wir es zu Ende!«
    »Nein!« Ajana schluchzte auf. Trotz seiner verschlossenen und bisweilen ruppigen Art war Bayard ihr ein Freund geworden, den sie auf keinen Fall verlieren wollte. Wie wild wand sie sich in Keelins Arm, doch der junge Falkner hielt sie unnachgiebig fest. »Es ist seine eigene, freie Entscheidung«, sagte er voller Respekt für den Mut und die Ehrenhaftigkeit des Katauren, während er mit klopfendem Herzen beobachtete, wie Bayard und Ghan auf die Gorneth zugingen.

 
     

     
     
    Lähmendes Entsetzen packte die Magun, als sie die Quelle der Wärme nach langem Suchen und Umherirren endlich fand. Von Kopf bis Fuß eingehüllt in Fäden, die wie Nebelgespinste anmuteten, schwebte eine weiße Gestalt reglos inmitten des düsteren Nichts, das den heiligen Berg umgab. Sie fand keinen Hinweis darauf, dass es sich bei dem Unglücklichen wirklich um den von ihr gesuchten Wanderer handelte, doch die Form des Kokons ließ keinen Zweifel daran, dass sich unter dem dichten Gewebe aus weißen Fäden ein menschlicher Körper verbarg.
    Die junge Göttin zögerte nicht. »O Callugar, lass

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