Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
sich ganz den Künsten und Wissenschaften verschrieben hatte. Etwas, das ihnen bis dahin fremd war, das sich wie ein Schatten über die Gorneth legte und schließlich dazu führte, dass sie untergingen. Es war das unbändige Streben nach Macht.
    Immer mehr Magier versuchten, sich das Volk Untertan zu machen. Mit immer mächtigeren Zaubern bekämpften sie sich und schreckten auch nicht davor zurück, ihre Gegenspieler hinterrücks zu meucheln. Bald standen sich nur noch zwei von ihnen gegenüber. Zwei, deren gnadenlos geführter Machtkampf jegliche Vorstellungskraft übertraf. In ihrem Wahn beschworen sie Mächte, denen sie nicht gewachsen waren, und vernichteten auf diese Weise ihr eigenes Volk mit immer schrecklicheren Waffen. Am Ende vernichteten sie gar sich selbst. Die prächtige Stadt Whelas wurde in einem gewaltigen Sandsturm von der Wüste verschlungen und das Volk der Gorneth aus der Geschichte Nymaths ausgelöscht.
    Sie alle starben – aber sie wurden niemals erlöst. Die Magie, die sie heraufbeschworen hatten, ließ sie zu dem werden, was sie heute sind: ruhelose Schatten, die ohne Hoffnung auf Erlösung an finsteren Orten wandeln. Einige suchten den Weg zu den Ahnen, indem sie sich zu dem Ort aufmachten, wo sie dereinst ihre Toten bestatteten. Doch obgleich sie ihnen dort nahe sind, sind sie doch Welten voneinander entfernt.«
    »Die Höhle der Seelensteine!«, entfuhr es Ajana. »Dort sind sie mir schon einmal begegnet, als der Semouria mich zu Gaelithil führte.« Plötzlich erinnerte sie sich wieder an die dunklen Nebelgestalten und auch daran, welche Furcht sie vor Gaelithils Magie gezeigt hatten.
    »Dann seid Ihr ihnen schon begegnet.« Nahma nickte. »Sie verhalten sich friedlich. Aber tief in sich tragen sie noch immer die Erinnerung an die entfesselten Gewalten, die ihr Volk ausgelöscht haben, und fürchten die Magie mehr als alles andere.« Er blickte die Umstehenden nacheinander an. »Sie behaupten, dass wir Magie mit uns führen«, sagte er abschließend. »Und sie werden uns so lange hier festhalten, bis die Quelle der verhassten Magie vernichtet ist oder wir ihnen Tribut zollen.«
    »Magie!«, rief Tarun aus. »Welch ein Hohn. Wir sind Krieger und keine Magier.« Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
    Ajana hingegen blickte betreten zu Boden. Sie konnte ihr Geheimnis doch nicht preisgeben, nicht vor Faizah und den Stammesfürsten, die sie dafür hassen würden. Aber erst recht nicht vor den Geistern, die das Amulett zerstören würden. Damit wäre nicht nur das Schicksal der Vereinigten Stämme endgültig besiegelt, sondern auch ihr eigenes. Ohne das Amulett würde sie niemals wieder nach Hause zurückkehren können.
    Sie sah, wie Keelin einen Schritt auf sie zuging, und spürte, wie er ihr tröstend den Arm um die Schulter legte. Helfen konnte er ihr in diesem Augenblick nicht.
    »Der Tribut, von dem gesprochen wurde … Was verlangen sie?« Inahwens Frage gönnte Ajana eine kurze Gnadenfrist.
    »Ein Leben!« Ghans Antwort war ebenso klar wie schrecklich. »Geben wir ihnen nicht, was sie verlangen, wird einer von uns – oder wir alle – diese Höhle nicht lebend verlassen.«
    Alle sahen sich betroffen an. Keiner sagte ein Wort.
    »Nun?«, fragte Ghan in die Stille hinein. »Ist doch jemand unter euch, der ein magisches Kleinod bei sich führt?«
    Keelins Griff verstärkte sich, doch Ajana wand sich aus seinem Arm und trat einen Schritt vor. »Ich!«, sagte sie fast flüsternd.
    »Große Mutter!«, entfuhr es Ghan. »Hat Ylva Euch denn nicht gesagt, wie gefährlich das ist?«
    »Doch, das tat sie!« Inahwen trat einen Schritt vor. »Die Seherin ermahnte mich, keine Magie zu weben, ehe wir die Wüste erreicht hätten. Doch sagte sie es mir im Vertrauen, um die anderen nicht zu beunruhigen.«
    »Ich muss Euch bitten, mir das Kleinod zu übergeben!« Ghan streckte die Hand aus und trat auf Ajana zu. Ajana wich erschrocken zurück und starrte den Wegfinder an.
    »Tu es nicht, Ajana!«, hörte sie Keelin hinter sich flüstern und sah, wie Inahwen energisch den Kopf schüttelte, als Ajanas Hand sich zögernd dem Amulett näherte. Die Bedrohung Nymaths und die Hoffnung, die man in sie setzte, erschienen ihr angesichts dieser neuerlichen Gefahr so weit entfernt, dass sie schließlich sogar bereit war, das Amulett gegen ein Menschenleben einzutauschen. Sie hatte die Magie gewoben, obwohl es ihr untersagt war.
    Dass sie es nicht gewusst hatte, war keine Entschuldigung. Eigensinnig hatte sie Inahwens

Weitere Kostenlose Bücher