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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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zu ihr.« Entsetzt über das menschenverachtende Gebaren des sonst so zurückhaltenden Onur-Heermeisters, stand Ajana auf und fragte provozierend: »Oder verstoße ich damit auch gegen Eure Regeln?«
    »Es steht Euch frei zu gehen, wohin auch immer Ihr wollt.« Artis’ Miene blieb unbewegt, dann deutete er auf Faizah. »Aber sie bleibt dort!«
    Lautlos huschte Ajana auf die junge Kurvasa zu und schlug erschrocken die Hand vor den Mund. Trotz des spärlichen Lichts der Korblampe konnte sie erkennen, dass ihre Wangen blutunterlaufen und stark angeschwollen waren.
    »Oh, Faizah.« Ajana fehlten die Worte. »Das … das tut mir so Leid. Wäre ich doch nur aufgewacht …«
    »Mach dir keine Sorgen.« Obwohl es ihr höllische Schmerzen bereiten musste, gelang Faizah ein Lächeln. »Ich habe schon Schlimmeres ausgestanden.«
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte Ajana und verwünschte in Gedanken die allgegenwärtige Wärme, die es ihr unmöglich machte, die Schwellungen zu kühlen.
    »Nicht nötig!« Faizah schüttelte matt den Kopf. »Es geht schon.«
    »Ich werde sofort mit Bayard darüber sprechen, wenn er erwacht«, versprach Ajana, noch immer zutiefst erschüttert über das Ausmaß von Artis’ Brutalität. »So etwas darf nicht noch einmal vorkommen.« Sie stutzte. »Aber sag, was wolltest du eigentlich von mir?«
    »Da waren Schatten!«
    Obwohl Faizah sehr leise sprach, überfiel Ajana ein Gefühl, als griffe eine eisige Hand nach ihrem Herzen. »Wo?«, fragte sie tonlos. »Wo?«
    »In dem Tunnel dort.« Faizah deutete voraus. »Sie haben sich bewegt, und ich hatte Angst.« Sie wischte sich die Blutstropfen weg, die ihr über die Wange liefen, und blickte Ajana fragend an. »Du hast sie auch schon gesehen, nicht wahr?«, fragte sie zögernd. »Deine Furcht in den Höhlen … das waren sie, oder? Ich wollte dich danach fragen und dir die Schatten zeigen, aber der Heermeister …« Faizah fuhr sich mit der Hand über die Wange und verzog schmerzhaft das Gesicht.
    »Ja, ich habe sie gesehen«, gab Ajana unumwunden zu. Angesichts von Faizahs Offenheit konnte sie nicht anders, als ihr die Wahrheit zu sagen. »Und ich glaube, La auch. Sie sind es, die ihm Angst machen.«
    »Verstehe …« Faizah nickte. »Und warum hast du bisher niemandem davon erzählt?«
    »Weil ich mir nicht sicher war … und weil ich nicht wollte, dass man mich für verrückt hält«, erwiderte Ajana. »Außerdem wirken sie auf mich nicht bedrohlich. Obwohl sie mir Angst machen, hatte ich mehr das Gefühl, dass sie uns nur … beobachten. O mein Gott!« Die letzten Worte entflohen Ajanas Lippen, ohne dass sie sie bewusst aussprach. Ihr Gesicht hatte jede Farbe verloren. Wie erstarrt schaute sie zu dem Tunnel hinüber, in dem Faizah die Schatten gesehen hatte.
    Nahezu im selben Augenblick gellten Nahmas und Artis’ Warnrufe durch die Höhle und weckten auch die anderen. Doch ehe diese überhaupt begriffen, was geschah, und die Waffen ziehen konnten, war es bereits zu spät.
    Aus dem Dunkel des Tunnels floss eine zähe Schwärze in die kleine Höhle hinein. Wogend und wallend wie ein unheimliches Schattenspiel, schob sie sich an den Wänden entlang, immer weiter, bis sie die lagernden Gefährten schließlich wie ein düsterer Ring umschloss.
    Ajana stockte der Atem. Mit der Schwärze erfüllte eine Kälte die Höhle, die sie unweigerlich frösteln ließ. Die Luft schien plötzlich so dick, dass sie die Lungen nur noch unzureichend füllte. Ajana ahnte, was sich in den Schatten verbarg, doch wie die anderen verharrte auch sie furchtsam und voller Sorge dessen, was nun geschehen würde.
    Ghan und Nahma hingegen wirkten weniger überrascht. Wie ein Mann standen sie auf und traten den Schatten entgegen. »Den Vaughn ist es gestattet, diesen Weg zu gehen«, sagte Ghan mit erstaunlich klarer und furchtloser Stimme. »Auch denen, die uns friedlich begleiten, darf kein Leid geschehen – so wurde es verhandelt.«
    Verhandelt!
    Ajana erschrak. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass auch Faizah zusammenzuckte. Die dumpfe Grabesstimme, die das Wort spöttisch wiederholte, hatte nicht wirklich zu ihnen gesprochen. Doch obwohl kein Laut die Stille der Halle durchschnitt, schien jeder der Anwesenden es gehört zu haben – in seinen Gedanken.
    Verhandelt wurde viel , hörte Ajana die dumpfe Stimme sprechen, und als sei dies ein geheimes Zeichen gewesen, formten sich aus der Schwärze an den Wänden dunkle Gestalten in geisterhaft fließenden

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