Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
erfahren, was dort vor sich ging, doch dazu fehlte ihr die Macht.
    Allein die beiden Feuerkrieger, die sie nach Udnobe geschickt hatte, hielten grausige Ernte. Udnobe war ihnen mittlerweile restlos zum Opfer gefallen, und auch die Lager der Kurvasa blieben nicht verschont.
    Nachdenklich strich sich Vhara mit der Hand über das Kinn. Wie konnte es sein, dass die beiden in der kurzen Zeit so viel mehr erreichten als all ihre Brüder jenseits des Arnad?
    Wie?
    Ein weiterer Gesteinsbrocken tauchte spritzend in die glutrote Oberfläche ein, wo er zischend verdampfte. Gewiss wäre ihm noch ein dritter gefolgt, hätte nicht ein neuer Gedanke in diesem Augenblick Vharas Aufmerksamkeit geweckt. Wenn ihr schon die Feuerwesen nichts Neues boten, so konnte sie herauszufinden versuchen, was ihre erklärten Gegenspieler trieben. Es hatte sich schließlich schon immer ausgezahlt, den Feind im Auge zu behalten, denn Wissen bedeutete Macht. Hastig suchte sie aus den wenigen Dingen, die sie bei ihrer Vertreibung aus Udnobe hatte mitnehmen können, das Rüstzeug für den Zauber zusammen: einen Tiegel mit schwarzem und einen mit rotem Pulver sowie den geflochtenen schwarzen Zopf der Wunandamazone, die die Tempelkrieger fälschlich gefangen genommen hatten. Es war nicht viel und die Erfolgsaussichten daher auch nur gering, weil ihre Möglichkeiten der Weitsicht durch die magischen Nebel stark beeinträchtigt waren. Doch es verlangte sie nach Neuigkeiten, und so war sie entschlossen, alles zu versuchen.
    Weil die Haare nicht von der Nebelsängerin stammten, würde sie diese vermutlich nicht sehen können. Da aber die junge Wunand die Elbenbrut schon auf ihrem Weg zum Arnad begleitet hatte, erschien es Vhara denkbar, dass sie ihr nach der gelungenen Flucht wiederum zur Seite stünde. Vielleicht waren die beiden sich gar in Freundschaft zugetan.
    Mit dem Pulver und dem Zopf in der Hand trat Vhara vor die Feuerstelle. Behutsam streute sie zuerst ein wenig Pulver der einen und dann der anderen Sorte in das glühende Becken, rezitierte leise magische Worte in einer fremden Sprache und ließ anschließend mehrere Haare hineinfallen, die sie aus dem Zopf zog.
    In Udnobe hatte sie dafür stets Wasser verwendet, ein Medium, das ihr schnell zeigte, was für sie bedeutsam war. Die flüssige Glut hingegen gab die Bilder nur träge und verschwommen wieder, doch selbst aus einem verschwommenen Bild ließ sich einiges deuten.
    Sie konnte nicht wählerisch sein.
    Gespannt beugte sie sich weit über das feurige Becken, doch ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Nur langsam, unendlich langsam begann sich auf der glutroten Oberfläche ein Bild abzuzeichnen. Zuerst bewegten sich dort schemenhafte Wesen, die nur zögernd menschliche Gestalt annahmen. Bald waren sie deutlicher zu erkennen. Sie sah Krieger, daran bestand kein Zweifel; ein Dutzend oder mehr, die vermutlich als Fußtruppe unterwegs waren.
    Vhara stutzte. Auf unbestimmte Weise schienen die Erklärungen, die ihr in den Sinn kamen, nicht wirklich zu dem seltsamen Bild zu passen. Sie schüttelte verwundert den Kopf. Etwas schien falsch zu sein. Gänzlich falsch, so als ob es nicht in das Bild gehörte …
    Dann wurde das Bild deutlicher, und sie erkannte es: Es zeigte die Krieger in der Wüste.
    In der Wüste!
    Vhara schwankte, als ihr die Ungeheuerlichkeit dessen, was sie gerade erblickte, gewahr wurde. Wie kamen die Krieger der Vereinigten Stämme so schnell in die Wüste? Die Nebelsängerin hatten den Mondstein doch gerade erst …
    In diesem Augenblick erkannte Vhara in dem Bild ein vertrautes Gesicht, das ihr erst vor Kurzem begegnet war und das auch ihre letzten Zweifel beseitigte – das Gesicht der Nebelsängerin!
    »Blut und Feuer, das ist unmöglich!«, entfuhr es ihr, und sie ballte zornig die Fäuste. Dann, ganz plötzlich, von einem Wimpernschlag zum nächsten, war von ihrer Wut nichts mehr zu spüren, und sie brach unvermittelt in schallendes Gelächter aus. Glaubten diese Narren wirklich, ihr mit nur einer Hand voll Krieger erfolgreich gegenübertreten zu können? Wofür hielt sich diese junge Nebelsängerin eigentlich? Etwa für eine mächtige Magierin? War sie durch das Weben der Nebel gar dem Wahnsinn anheim gefallen und glaubte, nichts könne sich ihr widersetzen?
    Vharas Lachen erfüllte die Höhle, während sie kopfschüttelnd beobachtete, wie die Krieger ihre Bündel zusammenpackten, Wasserschläuche füllten und sich offensichtlich für einen langen Weg durch die

Weitere Kostenlose Bücher