Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
zugestoßen sein könnte, sah sie, wie Artis sich erhob, nach Osten deutete und rief: »Sie kommen!«
    Im nächsten Augenblick waren alle auf den Beinen und richteten den Blick dorthin, wo sich in der windstillen Luft eine dünne Staubwolke über der Wüste erhob. Der rötliche Dunst aus wirbelndem Staub kam rasch näher, und Ajana erkannte bald mehrere seltsame Tiere, die sich inmitten der Wolke bewegten. Sie reckte sich und beschattete die Augen mit der Hand, um besser sehen zu können, bemerkte aber nur, dass die beiden vorderen Tiere Reiter auf dem Rücken trugen.
    »Talpungas!«, hörte sie einen der Stammesfürsten in diesem Augenblick rufen. Offenbar war das selbst für ihn, der nahezu sein ganzes Leben am Rand der Wüste verbracht hatte, ein überraschender Anblick.
    »Talpungas?«, fragte Artis auf eine Weise, die deutlich machte, dass er noch nie etwas von solchen Tieren gehört hatte. Da waren die Vaughn bereits heran und ersparten es den Uzoma, ihm zu antworten.
    Ajana war nicht wirklich überrascht, dass die Talpungas eine gewisse Ähnlichkeit mit Kamelen aufwiesen. Gleich ob in Nymath oder in ihrer Welt, eine Wüste blieb eine Wüste, und die Geschöpfe, die darin lebten, mussten sich den Gegebenheiten anpassen. Die Talpungas waren von stämmiger Statur und hatten nicht so lange Beine wie Kamele, aber auch sie hatten zwei wuchtige Höcker auf dem Rücken und gespreizte Hufe, um in dem lockeren Sand besseren Halt zu finden. Das kurze Fell war von einem sehr hellen Braun, und die kräftigen Beine zeugten davon, dass sie ausdauernde Läufer waren. Auf den massigen Köpfen thronte ein Paar gedrehter Hörner, die von einem Widder hätten stammen können, und die breiten Hälse mit den zottigen Mähnen erinnerten Ajana an Pferde. Die Mähnen waren über der Stirn so buschig, dass sie Augen und Nasen der Tiere verdeckten, und auch der Schweif war dem eines Pferdes sehr ähnlich. Unangenehm war nur der beißende Gestank, der den Tieren vorauseilte.
    »Wo habt ihr die so schnell eingefangen?«, fragte Bayard und trat neben den Talpunga, der von Nahma geritten wurde.
    »Nicht eingefangen.« Der Vaughn schüttelte den Kopf, legte die Hände trichterförmig an den Mund und stieß einen lang gezogenen Ruf aus, der von einem röhrenden Hirsch hätte stammen können.
    Augenblicklich hoben die Talpungas die Köpfe und erwiderten den Ruf mit kurzen röhrenden Lauten.
    Nahma lachte. »Sie kamen freiwillig.«
    »Das glaube ich gern.« Bayard rümpfte ob des durchdringenden Geruchs die Nase, hob dann aber die Hand und klopfte dem Talpunga auf eine Weise den Hals, wie er es auch bei einem seiner Pferde gemacht hätte. »Aber werden sie auch bei uns bleiben? Es sind wild lebende Tiere, die es nicht gewohnt sind, Reiter zu tragen. Werden sie uns aufsitzen lassen? Und werden sie uns so treu folgen wie ein Pferd? Oder mitten in der Wüste ihre Freiheit verlangen?«
    »Sie werden Euch tragen, wohin Ihr es wünscht!«, gab Ghan zur Auskunft. »Sie sind wohl wild, ja. Aber sie sind uns aus freien Stücken gefolgt. Vaughn bitten, sie befehlen nicht. Seid unbesorgt, sie werden Euch nicht im Stich lassen – solange auch Ihr sie mit Respekt behandelt.«
    »Dein Wort in Asnars Ohren.« Bayard grinste schief. Er schien nicht wirklich überzeugt, fragte aber: »Und wie reitet man Talpungas?«
     
    Die folgende Stunde brachten sie damit zu, auf den Talpungas zu reiten. Für Ajana war es sehr ungewohnt, ohne Sattel zwischen den Höckern zu sitzen und das Tier durch sanftes Ziehen an den Mähnenhaaren zu einem Richtungswechsel zu bewegen. Die fremdartigen Geschöpfe flößten ihr Respekt ein. Doch zu ihrer großen Überraschung hatte sie den genügsamen Talpunga bereits nach wenigen Versuchen so weit im Griff, dass sie sich einen Ritt durch die Wüste durchaus zutraute.
    Ihren Begleitern erging es ähnlich. Alle zeigten sich zunächst wenig begeistert, stellten dann aber sehr bald fest, dass es sich zwischen den Höckern angenehm sitzen ließ und die Tiere zudem zutraulich und folgsam waren. Nur Bayard schien sich immer noch nicht mit den Talpungas anfreunden zu können.
    »… eine Schande für einen Katauren«, hörte Ajana ihn mürrisch vor sich hin murmeln. Dann brummte er etwas von »… stinkendes Wüstentier …« und »… werden an den Herdfeuern in den Thowas noch Generationen über mich lachen«.
    Wie zuvor bei dem Ritt auf dem Mahoui schien es dem Katauren im höchsten Maße unangenehm zu sein, auf einem Talpunga zu reiten,

Weitere Kostenlose Bücher