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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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uns. Alle werden dabei zugrunde gehen. Vielleicht, daß dann die Menschen auf der Erde den unheilvollen Stern für immer meiden werden.«
    Van der Meulen hielt nur mit Mühe der Wucht der furchtbaren Tatsachen, deren Kette Royas logisch entwickelte, stand. Waren ihm auch die physikalischen Vorgänge nicht ganz klar, das Bild der Männer im Nebenraum mußte jeden Zweifel unterdrücken. Doch der Gedanke an Hortense und Violet ließ noch einmal allen Lebensmut in ihm aufflammen. Mit Royas zusammen besprach er alle Möglichkeiten der Rettung.
    Vergeblich, einen Augenblick war in ihm der Gedanke aufgeschossen, den Versuch zu wagen, zu Fuß nach Süden zu wandern. Vielleicht, daß man abwechselnd auf Eis und festem Land eine Gegend erreichte, wo man das Leben notdürftig fristen konnte. Doch ebenso schnell war der Gedanke wieder verworfen. Dazu fehlten die notwendigsten Ausrüstungsgegenstände, die unentbehrlichsten Lebensmittel.
    Der Tod schien unabwendbar! Wie sollte er das Herz finden, Hortense und Violet die furchtbare Nachricht zu bringen? –
    Und doch war die Buena Vista schon am Nachmittag aufgestiegen, den Jonas Lee zu suchen. Der Führer Urdaneda hatte um dieselbe Zeit, als der Jonas Lee am Pol niederging, Funkverbindung mit van der Meulen gesucht, um diesem über die Vorgänge im Lager zu berichten.
    Am Nachmittag war Oberst Robartson gekommen und hatte Urdaneda die Mitteilung gemacht, daß das Befinden Cannings sehr schlecht sei und daß er zeitweise in hohem Fieber die Namen von bekannten Menschen riefe. Darunter auch Ronald Lee und Hortense van der Meulen.
    Kaum war Robertson gegangen, hatte ein Bote die Nachricht gebracht, daß Cannings Diener, der Inder Sarata, von einer giftigen Schlange gebissen, in den letzten Zügen läge. Urdaneda hatte Juan Stamford in Cannings Lager geschickt. Dieser kam zurück und berichtete, daß sich Cannings Zustand durch die Medizin Hardings etwas gebessert habe, daß das Fieber zurückgegangen sei. Der Kranke sei bei vollem Bewußtsein, der Inder inzwischen gestorben.
    Sarata hatte am Tage vorher bei dem Suchen nach Canning ein Schlangennest entdeckt. Er hatte zwei Schlangen gefangen und mit ins Lager gebracht, ohne daß die übrigen etwas davon erfuhren. Am Mittag hatte er die Schlangen Harding gezeigt, der sofort Interesse zeigte und sie auf ihre Giftigkeit untersuchen wollte.
    »Es sind Kobras wie bei uns zu Haus«, hatte der Inder zu Harding gesagt, »kluge Tiere. Ich werde sie tanzen lehren.«
    Harding war geneigt, dem Inder zu befehlen, die Schlangen zu töten und fortzuschaffen. Er ließ sich aber durch die starke Zuversicht, die Sarata äußerte, davon abbringen.
    Der Inder zog seine Flöte aus der Tasche und zeigte lächelnd, zu Harding gewandt, auf das Instrument.
    »Saratas Musik macht böse Schlangen sanft. Sie werden sehen.«
    Er stellte den Korb auf den Boden, kniete davor und setzte die Flöte an seine Lippen. Kaum, daß er ein paar Töne gespielt hatte, hob sich der Deckel. Die beiden Schlangen krochen heraus. Sekundenlang wanden sich die schillernden Leiber hin und her.
    Da, die eine! Ihr Auge hatte Saratas Blick gefühlt. Sie blieb regungslos liegen. Die andere kroch näher an den Inder heran, der unbeirrt weiterspielte. Jetzt hatte auch sie der Blick des Inders getroffen. Ebenso wie die andere verharrte sie regungslos am Boden. Ein triumphierendes Lächeln ging über Saratas Gesicht. Die Musik seiner Flöte brach plötzlich ab, begann sofort in einer anderen Melodie. Und als empfänden die Schlangen wohltätig die sanften schmeichelnden Töne, erhoben sie sich langsam. Die Töne der Flöte wurden schneller und gingen in einen wiegenden Rhythmus über. Die Schlangen folgten und bewegten sich zum Erstaunen aller in hüpfendem, wiegendem Tanz.
    Saratas Augen glänzten. Nur sekundenlang streifte sein Blick die verdutzten Gesichter der Zuschauer, kehrte aber sofort wieder zu den Tieren zurück.
    Ein furchtbarer Schrei, der weit über den Platz gellte, kam aus dem Zelt, in dem Canning lag.
    »Gorm! Gorm! Wo bist du? Komme zu mir! Rette mich aus dieser Qual. Du bist der einzige, der den Brand meiner Seele löschen kann! Gorm! Gorm!«
    Bei dem Namen Gorm war der Inder zusammengezuckt. Die Worte Cannings wühlten in ihm… Wie achtlos ließ er die Flöte sinken. Seine Augen glitten von den Schlangen weg, gingen in unbestimmte Ferne. Er schauerte zusammen wie in Angst und Grauen. Auch die Aufmerksamkeit der anderen hatte der Schrei Cannings abgelenkt. Keiner, auch

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