Das Erbe der Uraniden
wünschen, daß hier der Fehler steckt, daß im Lager alles in Ordnung ist. Es wäre im höchsten Grade unangenehm, wenn sich im Lager während unserer Abwesenheit irgend etwas Gefährliches ereignet hätte. Wenn wir hier einen Defekt haben und können ihn nicht selbst in Ordnung bringen, wird die Buena Vista uns zu Hilfe kommen. Allerdings…«, er machte ein nachdenkliches Gesicht, »müssen wir uns darauf gefaßt machen, die Nacht hier zu verbringen.«
»Sehr wahrscheinlich sogar«, warf Royas ein. »Ehe denen im Lager zum Bewußtsein gekommen ist, daß uns etwas zugestoßen sein könnte, wird die Dunkelheit eintreten. Nun, ein kleines Abenteuer, das ja nicht weiter bedenklich ist. Vielleicht übernehmen Sie es, Mr. van der Meulen, den jungen Mädchen die Nachricht zu überbringen. Ich muß mich unverzüglich mit Hierra an die Untersuchung der Apparatur machen.« –
Stunden waren vergangen. Das Gespräch in der Kabine zwischen van der Meulen und den übrigen wurde immer schwächer und drohte ganz einzuschlafen. Keiner, der mit ganzem Interesse dabei war. Das lange Ausbleiben Lees… irgend etwas Schlimmes mußte passiert sein. Aller Gedanken waren bei ihm. Die Unsicherheit erhöhte die innere Erregung immer mehr. Endich konnte van der Meulen die Ungeduld nicht länger meistern. »Muß doch mal selbst nachsehen… komme gleich wieder.«
Er trat in den Führerstand und hielt erschrocken inne. Die beiden Männer, die er in emsiger Arbeit geglaubt hatte, saßen da, stumm und tatenlos.
Das Gesicht Lees war grau, verfallen… nach vorn zum Boden geneigt. Der ganze Mann machte den Eindruck, als hätte ihn ein furchtbarer Schicksalsschlag getroffen.
»Ronald!« Van der Meulen unterdrückte nur mit Mühe einen Schrei und eilte zu ihm. Er legte die Hand auf seine Schulter. »Ronald! Was ist Ihnen? Was ist vorgefallen?«
Er richtete dessen Kopf in die Höhe. Sah ihm in die Augen, erschrak bis in sein tiefstes Innerstes.
Lees Augen starrten ihn wie geistesabwesend an. Er führte ihn zu einer Ruhebank, legte ihn behutsam nieder.
Professor Royas trat ein, in seiner Hand ein Fläschchen. Er flößte jedem der beiden etwas von der Arznei ein. Auch er war bleich und doch weit gefaßter als Lee und Hierra.
»Was ist’s, Royas?« Van der Meulen ergriff ihn am Arm. »Um Gottes willen, nicht länger diese Ungewißheit. Wenn etwas Schreckliches passiert ist, sagen Sie es mir. Lieber der Gefahr ins Auge schauen, als sie fürchten.«
»Kommen Sie mit mir, van der Meulen. Wir lassen die beiden hier kurze Zeit allein. Ich habe ihnen ein beruhigendes Mittel eingegeben. Vielleicht, daß sie schlafen.« Er zog ihn durch die Hintertür, die zu seiner Kabine führte, mit sich.
»Machen Sie sich auf das Schlimmste gefaßt, van der Meulen. Ich will unumwunden mit Ihnen sprechen.«
Van der Meulen zuckte zusammen. Der Gedanke an Hortense, die anderen, ließ ihn erbleichen.
»Das Schlimmste wäre der Tod, Senor Royas«, sprach er langsam, mit schwerer Stimme. »Wie soll ich Ihre Worte verstehen? Wir hier müßten sterben… in dieser Eiswüste? Es ist doch unmöglich! Die Freunde werden uns retten!«
Royas schüttelte den Kopf.
»Keiner kann uns retten, van der Meulen. Wir selbst können es nicht – unsere Freunde können es nicht… Wollten sie es, sie würden mit uns zugrunde gehen.«
Van der Meulen wollte ihn ungeduldig unterbrechen, doch Royas winkte ihm, zu schweigen.
»Erst lassen Sie sich nüchtern erzählen, wie alles gekommen, wie unsere Lage hier ist. Wir haben den Pol gesucht und gefunden. Anders wie auf der Erde decken sich auf der Venus ungefähr geographischer und magnetischer Pol. Die starken magnetischen Felder, die wir ahnungslos durchfuhren und in deren Bereich wir unentrinnbar festliegen, machen die Elektronenausstrahlung des Jonas Lee wirkungslos. Jedes andere von derselben Kraft getriebene Schiff, das uns retten wollte, würde dem gleichen Schicksal verfallen.
Es zu warnen, ist unmöglich, da ja natürlich auch die Sendeenergie von dem magnetischen Feld aufgesogen wird. Wenn es das Schicksal will, wird morgen die Buena Vista kommen und uns finden… um mit uns unterzugehen.
Oberst Robartson, der jetzt den Stern von Südafrika befehligt, wird, wie ich ihn kenne, uns auch zu Hilfe kommen wollen und wird unser Los teilen…
Und sehe ich noch weiter, sehe ich auch den Bolivar kommen. Auch der wird uns suchen und dasselbe Schicksal erfahren. Möglich, daß später noch Schiffe kommen. Suchen wird jedes nach
Weitere Kostenlose Bücher