Das Erbe der Uraniden
auf die verrufene Insel zu setzen.
Die kleine Expedition hatte Glück. An der Stelle einer früheren Fischereisiedlung unweit des Strandes fand man einen Brunnen, der genügend gutes Wasser gab. Während das Boot hin- und herfuhr, das Naß an Bord zu bringen, streifte Kapitän Garcia am Strande entlang. Tiefer in das Innere wagte er sich trotz der Rumflasche nicht.
Ein weißschimmernder Fleck zog ihn an. Er ging darauf los, fand große Massen geschmolzenen Aluminiums, das von den roten Flugzeugen herrührte, die hier in Massen vernichtet waren. Der Gedanke kam ihm, ein Stück des Metalls loszubrechen und als Andenken mitzunehmen. Während er sich bemühte, einen Brocken zu lockern, fühlte er allmählich eine intensive Wärme unter seinen Sohlen, die ihn aufmerken ließ.
Er blickte nach unten. Da war nichts zu sehen. Wo er stand, war steiniger Boden. Nach einer Weile verspürte er die Wärme immer stärker. Verwundert bückte er sich, legte die Hand auf die Erde. Das Gestein war sehr warm.
Er tastete weiter um sich. Der Boden wurde bald wärmer, bald kälter. Endlich glaubte er die Richtung gefunden zu haben. Er machte ein paar Schritte nach vorn, bückte sich wieder, fühlte mit der Hand, zog sie mit einem Schrei zurück und blies sich auf die Finger, als hätte er glühendes Eisen angefaßt. Dann sprang er hastig ein paar Schritte zurück.
Kopfschüttelnd stand er da. Er wußte keinen Rat. Was konnte das sein? Er faßte sich an den Kopf, ob er träume oder wache. So schnell ihn die Füße trugen, lief er zu den Matrosen, die Wasser schöpften. Er hieß sie alles stehen und liegen lassen und mit ihm kommen.
Die Matrosen folgten ihm langsam, schüttelten den Kopf und lachten. Der Brand war wohl eher im Kopf als in den Füßen des ehrenwerten Garcia.
Er führte sie zu der Stelle, wo der Boden am heißesten war, und kommandierte sie, zu gleicher Zeit ihre Hand auf das Gestein zu legen.
Eine Sekunde nur, dann sprangen die Leute mit lautem Wehgeschrei auf, taumelten erschrocken zurück, schlenkerten ihre Hände in der Luft, tanzten, als ständen sie auf glühenden Kohlen.
Don Miguel glaubte, in seinem Leben keinen so guten Spaß vollführt zu haben. Er lachte, daß ihm die Tränen über die runden Backen liefen.
Als endlich Ruhe eingetreten war, standen sie in respektvoller Entfernung und sahen einander ratlos an.
Die Mannschaften des Bootes, das inzwischen wieder gelandet war, kamen auf den Anruf Garcias ebenfalls heran, und zur allgemeinen Freude wiederholte El Capitan denselben Scherz mit den Neuen.
Ein paar Ängstliche fingen an zu flüstern, von bösen Geistern, die auf dieser Insel weilten. Das Wort ging von einem zum andern…
Ohne Kommando, Don Miguel an der Spitze, setzte sich die ganze Gesellschaft in beschleunigtem Schritte nach den Booten hin in Bewegung. Man vergaß in der Eile, die letzten Gefäße zu füllen, stieß ab und ging an Bord.
Dort machte das geheimnisvolle Abenteuer alsbald die Runde durch die Schiffsmannschaft. Die Anker gingen hoch, das Schiff setzte seinen Kurs nach Süden. Erst als die Insel außer Sicht gekommen war, wagte man es, über den Spuk laut zu sprechen.
Drei Tage später lief die Constanza in Buenaventura ein. Garcia meldete das Erlebte dem Hafenkapitän, während die Mannschaft dafür sorgte, daß Hafen und Stadt in kurzer Zeit von dem Abenteuer erfuhren.
Die Abendzeitungen brachten schon in großer Aufmachung unter der Überschrift »Das Geheimnis von Coiba« die ersten Nachrichten. Durch Draht und Funk erfuhr es die ganze Welt. Doch nur wenige beachteten es.
Man begann erst interessiert aufzuhorchen, als einen Tag später von dem 50.000-Tonnen-Dampfer Arkadia die Funkmeldung in alle Welt ging und den Befund der Mannschaft von der Bark Constanza bestätigte.
Die Arkadia, auf dem Wege von Panama nach San Francisco, machte auf Bitten des Professors Jefferson von der Universität Chicago unweit der Insel halt. Professor Jefferson wurde an Land gebracht und fand alsbald die Stelle, die durch die Aluminiumtrümmer kenntlich war. Die Entdeckung des Kapitäns Garcia wurde in jeder Weise bestätigt. Da die Dispositionen der Arkadia nur einen kurzen Aufenthalt gestatteten, konnte Professor Jefferson eine nähere Untersuchung nicht vornehmen. Der Bericht schloß: »Es steht außer Zweifel, daß eine baldige wissenschaftliche Untersuchung des Phänomens dringend erwünscht ist. Schon jetzt könne gesagt werden, daß irgendwelche vulkanischen Einwirkungen nicht in Frage
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