Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
unmöglich wurden.
    Doch vergeblich wartete man auf die Rückkehr der kühnen Weltraumfahrer. Auch Lichtsignale wurden später, als die Landungsstelle schon wieder im Dunkel lag, nicht mehr beobachtet. Man Wußte, wieviel Vorrat an Lebensmitteln und Atmungsluft die Rakete mitgenommen hatte, und konnte danach mit Sicherheit sagen, wie lange ein Aufenthalt auf dem Monde möglich war.
    Nach dem Ablauf einer aufs äußerste bemessenen Frist mußte man es als sicher betrachten, daß die kühnen Weltraumforscher ihr Unternehmen mit dem Leben bezahlt hatten.
    Doch es dauerte noch lange, bevor das allgemeine Interesse abflaute. Bestand doch immerhin die Möglichkeit, daß Lee doch glücklich vom Mond abgekommen und auf der Erde gelandet sei. Aber in einer Gegend, die noch fern von jedem Verkehr lag, so daß eine Kunde lange Zeit brauchte, um zu den Menschen zu dringen.
    Jetzt war auch diese Hoffnung, längst hinfällig geworden. Doch als vor zwei Wochen der Erinnerungstag wiedergekommen war; hatten die Zeitungen es nicht versäumt, die Erinnerungen an jenen kühnen Versuch wieder wachzurufen, der der einzige dieser Art geblieben war. Wohl hatte man sich auch an anderen Orten der Welt mit gleichen Plänen getragen, die Arbeiten teils schon begonnen. Das Schicksal Lees nahm allen den Mut, kein anderer wagte es, den Flug zu wiederholen.
    Am 14. März stand im Morgenblatt der ›Times‹ im lokalen Teil folgender Polizeibericht:
    »London, den 14. März. Heute früh in der vierten Morgenstunde wurden auf einer Bank im Hydepark die Leichen von fünf unbekannten männlichen Personen gefunden. Todesursache unbekannt.«
    Das Mittagsblatt der Zeitung brachte anknüpfend an diesen Bericht einen neuen:
    »London, den 14. März. Der Coroner hat als Todesursache bei den fünf heute früh im Hydepark Gefundenen Tod durch Erfrieren festgestellt. In den Kleidern eines der Toten wurde eine Brieftasche gefunden, die früher einmal im Besitz des Professors Jonas Lee gewesen sein muß.«
    Das Abendblatt brachte auf der ersten Seite über den Vorfall unter einer breitgedruckten Überschrift:
    »Rätselhafte Mystifikation«
    folgenden Bericht:
    »Bei einem der Toten wurde ein Tagebuch gefunden. Der Inhalt ist so geschrieben, als ob der Besitzer eine Fahrt zum Mond gemacht und dort nach längerem Aufenthalt den Tod gefunden hätte. Wären die Aufzeichnungen nicht als grobe Mystifikation zu betrachten, so müßte der Tote Professor Jonas Lee selbst sein.«
    Diese Meldung, die auch in anderen Zeitungen stand, erregte großes Aufsehen.
    Die zehnte Abendstunde war eben angebrochen, als in allen Redaktionen das Telefon schrillte:
    »Hier Pressebüro des Polizeipräsidiums. Die fünf Toten aus dem Hydepark sind agnosziert als Professor Jonas Lee und seine Begleiter. Verwandte und Freunde haben sie mit Sicherheit wiedererkannt. Die Autopsie hat den ersten Befund, Kältetod, bestätigt.«
    Kaum hatten die Redaktionen die Nachricht für den Druck Weitergegeben, schon sausten die Reporter zur Pressekonferenz im Polizeipräsidium. Galt es doch, für die Morgenblätter ausführliche Berichte über dies unglaubliche Ereignis zu bringen.
    Zur selben Stunde hatten auch alle Radiostationen die Nachricht über die ganze Welt verbreitet, wo sie bis in die entferntesten Gegenden hinein größtes Aufsehen erregte.
    »Meine Herren«, der Polizeipräsident begrüßte die dichtgedrängte Schar der Berichterstatter, die sein Amtszimmer bis auf den letzten Platz füllten. »Meine Herren, ich möchte vermeiden, irgendeine persönliche Erklärung über das außerordentliche Geschehnis abzugeben. Ich will Ihnen den Fall von seiner ersten Meldung an genau erzählen und überlasse es Ihnen, Ihre Schlüsse zu ziehen; vielleicht, daß es irgendeinem von Ihnen gelingt, eine einigermaßen plausible Erklärung zu finden. Ich selbst muß gestehen, daß ich vergeblich die Lösung des Rätsels versucht habe.
    Also hören Sie bitte!
    Ich kam, wie üblich, heute morgen gegen 8 Uhr hierher, erledigte schnell das Dringlichste und nahm dann die Berichte der einzelnen Polizeiwachen über die Vorfälle der Nacht in die Hand. Ich atmete erleichtert auf, als ich zu Ende war und nichts von Belang entdeckt hatte. Dem Bericht von der Auffindung der fünf Leichen hatte ich wenig Bedeutung beigelegt. Ich fragte, ohne mir viel dabei zu denken, beiläufig meinen Sekretär, ob es in der Nacht sehr kalt gewesen sei. Der verneinte und behauptete, es sei so um null Grad gewesen.
    Das machte mich stutzig.

Weitere Kostenlose Bücher