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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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schwarze Trümmerfläche, gemieden von Menschen und Tieren.
    *
    Sie standen zur Reise bereit.
    »Es ist unmöglich, daß das Mädchen noch im Hause ist. Sie ist schon in der ersten Nacht entflohen, wenn es mir auch ein Rätsel ist, wie sie es bewerkstelligt hat. Wenn das Schicksal es will, werden wir ihr wieder begegnen.«
    Dr. Stamford öffnete Gorm die Tür. Doch dieser zögerte. Seine Augen gingen wie suchend durch das Haus, als müsse die Tänzerin noch im letzten Augenblick erscheinen. Dann strich er sich wie abwesend über die Augen.
    »Was ist das, was alle meine Gedanken so an dieses Mädchen fesselt? Sind es Schicksalsfäden, die mich an dieses Geschöpf knüpfen? Es muß so sein! Ich fühle es, soviel ich mich auch dagegen wehre. Sie, der Sie so lange hier gelebt, so tief in die Mysterien dieses Landes geschaut haben, müßten es begreifen, mich verstehen…«
    Stamfords Augen hafteten auf den vom überstandenen Fieber noch bleichen Zügen Gorms. Langsam kam es von seinen Lippen:
    »Das Karma nennt es der fromme Buddhajünger hier im Lande, unwandelbar jedem von Anbeginn der Zeiten bestimmt. Es kann auch das Schicksal der einzelnen Menschen untrennbar verknüpfen. Die Bande trotzen dem Wechsel der Jahrtausende. Was auch kommen mag, die das Karma bindet, werden sich immer wieder finden.«
    »Ich weiß es! Ich fühle, daß es nicht nur Mitleid ist, das ich für das Schicksal der Ärmsten hege, und finde keine Ruhe. Ich fühle, wie die Last ihres traurigen Schicksals sich auf meine Schultern legt, ich dulde und leide mit ihr.«
    Stamford nickte. »Alles, was Sie sagen, verrieten Sie mir schon in Ihren Fieberträumen. Majadevi, die Tänzerin!… Immer wieder kam der Name von Ihren Lippen.«
    »Ich würde sie suchen über die ganze Welt, wenn mich nicht die andere, die große Aufgabe riefe.«
    »Kommen Sie, Freund! Denken Sie immer, daß das Karma nicht trügt. Vergessen Sie aber auch nicht, daß es sich nicht gegen seinen Willen meistern läßt… Kommen Sie! Das Kursflugzeug wartet nicht.«
    In eiliger Fahrt brachte sie der Wagen zum Flugplatz. Die Maschine stand startbereit. In schnellem Flug überquerten sie die schneeigen Kämme des Himalaja und landeten im oberen Industale in Dargu, bevor noch die Sonne merklich gesunken war.
    Auf Saumtieren erreichten sie noch am Spätabend Suru, ein einsames Lamakloster in den Bergen. Nach einer kurzen Begrüßung des Abtes, der Weland Gorm als alten Freund willkommen hieß, begaben sie sich zur Ruhe.
    Am nächsten Morgen setzten sie ihre Reise fort. Immer steiler wurde der Pfad, an rauschenden Wassern entlang. Jetzt erblickten sie ein einsames Seitental, allseitig von schneeigen Gipfeln eingeschlossen.
    Da lag sie vor ihnen, die Stätte, an der Gorm, vor der Welt verborgen, seit Monaten schaffte. Sie waren in seiner Flugwerft.
    *
    Die Bark Constanza lief mit Südkurs durch den Pazifik. Es war der dritte Tag ihrer Reise von San Salvador nach Buenaventura. Auf der Höhe von Coiba meldete der Koch dem Kapitän, daß der erste Süßwassertank leer, der zweite leck und zum größten Teil ausgelaufen sei. El Capitan Miguel Garcia sah den Koch erst eine Weile sprachlos an. Als er die Sprache wiedergefunden hatte, fluchte er eine Viertelstunde lang alle Donnerwetter des Himmels auf das Schiff, den Reeder, die Fässer herunter. Dann begab er sich in die unteren Räume, besah sich den Schaden und fluchte nochmals eine Viertelstunde. Der Koch, der den Vorschlag machte, Coiba anzulaufen, rettete sich nur durch einen Sprung vor dem Schlag, den ihm der Kapitän zugedacht.
    Langsam stieg Garcia die Treppe wieder nach oben. An Backbord sah er mit bloßem Auge die Umrisse der Insel. Er überlegte lange. Der nächste Hafen, der in Betracht kam, war zu weit. Der geringe Wasservorrat hielt nicht so lange vor.
    »Ruder hart backbord!« brüllte er dem Rudergast zu. Er erinnerte sich dunkel einer Bucht der Insel, wo gut an Land zu kommen war.
    Eine Stunde später ließ die Bark eine halbe Seemeile vom Ufer entfernt den Anker fallen. Nur ungern hatte der Kapitän sich zu diesem Manöver entschlossen. Seit der großen Luftschlacht war das kleine Eiland in Verruf gekommen. War auch die ganze Insel durch Feuer vollkommen verwüstet, so konnte er doch hoffen, ein paar Süßwasserbrunnen zu finden, die durch das Feuer nicht versiegt waren.
    Ein Boot wurde flottgemacht und stieß an Land. Kapitän Garcia war selbst dabei. Mit einer halben Flasche Rum hatte er seine Bedenken beschwichtigt, den Fuß

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