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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Bestellung.«
    »Sind sie stärker oder schwächer?« fragte Lee halb belustigt, halb ernst.
    »Stärker! Beinahe einen Millimeter stärker!«
    Lees Blick hing an ihren Zügen. Wie sie da vor ihm stand, in dem weißen Kittel, das Gesicht gerötet von der inneren Erregung, die Augen blitzend – es kostete Lee Mühe, den angenommenen Ernst zu bewahren.
    »Der Schaden ist nicht schlimm. Die Differenz in dem Eigengewicht des Schiffes ist zu geringfügig.«
    Sie schritten auf den Stapel Platten zu, die hier frisch ausgeladen waren.
    »Miß Hortense! Mr. Lee! Señor van der Meulen wünscht Sie sofort zu sprechen.« Der Majordomo stand vor ihnen.
    »Hallo, José! Was ist’s?« fragte Hortense.
    Der wiegte den grauen Kopf. »Señor van der Meulen war sehr erregt.«
    »Nun, eilen wir! Kommen Sie, Mr. Lee!«
    Am Eingang des Hauses trafen sie auf Violet, die sich ihnen anschloß. Sie traten in das Arbeitszimmer van der Meulens. Der, als sähe er sie nicht, lief wie ein Rasender auf und ab. Seine Brust ging stürmisch. Sein Gesicht war blaß, die Stirnadern geschwollen.
    »Vater!« Hortense eilte zu ihm und legte ihre Hand auf seinen Arm. Dieser, als käme ihm ihre Gegenwart erst jetzt zum Bewußtsein, starrte sie mit wirren Blicken an. Dann wandte er sich zu Lee und schaute ihn an, als wolle er in seinem Innersten lesen.
    »Was ist?…« Er schrie es, öffnete seine Faust. Ein zerknülltes Papier. Er glättete es.
    »Hier! Da lest! Das Unmögliche, das Unglaubliche!« – Hortense las die Worte, die der Magnetograph aufgezeichnet, die Meldung des ›Pretoria Herald‹. Bei den letzten Worten entsank ihr das Blatt. Ihre Augen gingen zu Lee. Ratlos, wie hilfesuchend blickte sie ihn an. Er schien äußerlich ruhig. Nur seine Augen verrieten, wie die Worte auf ihn gewirkt hatten. Ruhig sprach er:
    »Ich würde es für eine Tatarennachricht halten, wäre nicht der Name Harrod damit verbunden.«
    »Sie haben recht, Mr. Lee! Harrod! Sein Name! Ich zweifle nicht an dem Ernst der Nachricht. Ich habe nur eine Erklärung. Er hat irgendwie herausbekommen, was hier vorgeht. Er tut’s mir zum Trotz. Er will die Schlappe, die ich ihm vor Jahren versetzte, wieder wettmachen…«
    Er stöhnte auf und begann mit großen Schritten hin- und herzulaufen. »Ist’s wahr, William Harrod, dann hast du’s mir mit Zinsen vergolten!«
    Lee schüttelte den Kopf. »Unmöglich, Mr. van der Meulen. Bauten wir eine Wasserstoffrakete, würde ich Ihre Erklärung für Harrods Handeln begreifen.«
    »Sie haben recht, Mr. Lee! Unmöglich, Vater, daß Harrod oder seine Mitarbeiter die Elektronenenergie in irgendeiner Form beherrschen. Nehmen wir an, die Nachricht wäre in allen Stücken wahr, so gibt’s nur eine Erklärung. Ein anderer, ein Großer muß es sein… einer, dem es in glücklicher Stunde gelang, das Problem zu lösen, hat sich mit Harrod zu diesem Plan verbündet.«
    Lee schüttelte den Kopf. »Es muß so sein, wie Sie sagen, Miß Hortense. Keine andere Erklärung… Und doch! Ich kann nicht daran glauben. Keiner, außer Gorm, ist bei dem heutigen Stand der Wissenschaft fähig, das Problem zu lösen…«
    Mit einem Ruck blieb van der Meulen stehen. »Gorm…«
    »Gorm und Harrod, Mr. van der Meulen – nein!«
    »Nein? Nun, wenn nicht Gorm selbst, irgendein anderer, der seine Berechnungen kennt. Wie Gorm sie Ihrem Onkel Jonas gab, könnte er sie doch auch einem anderen mitgeteilt haben.«
    Lee stand einen Augenblick überlegend.
    »Die Möglichkeit besteht. Ich kenne Gorm nicht. Und doch… das kann ich nicht glauben!«
    Van der Meulen machte eine fragende Bewegung. Lee, wie um sich der drängenden, fragenden Blicke, die auf ihm hafteten, zu erwehren, schloß die Augen. Ein tiefer Atemzug. Die graublauen Augen gingen scharf in die Runde. Dann kamen die Worte schroff, hart aus seinem Munde.
    »Wer Harrod das Geheimnis der Elektronenkraft gab, hat’s gestohlen!«
    »Gestohlen?« schrie Hortense.
    »Ja! Gorm oder mir!«
    Als hätte ein Peitschenhieb sie getroffen, zuckte Hortense zusammen. Sie starrte Lee an. Der sah zur Seite, wandte sich an Violet, die weinend, hilflos zu ihm drängte und strich ihr leise über das Haar.
    Dann sprach van der Meulen:
    »Von morgen an arbeiten wir in drei Schichten!«
    Lees Augen blitzten auf, kräftig erwiderte er den Handschlag, den ihm van der Meulen bot.
    *

Am nächsten Morgen brachte das offizielle Büro der Regierung der Vereinigten Staaten von Südamerika folgende Meldung:
    Infolge der gestrigen Nachrichten

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