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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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der Gang der Welt«, warf van der Meulen ein.
    »Kaum ein paar Jahre ist es her, da schrien sie Hosianna…
    …und jetzt wollen sie ihn ans Kreuz schlagen… Das zeigt doch nur, wie recht die hatten, die damals meinten, die Menschheit sei noch nicht reif, nicht wert der großen Tat Gorms.«
    »Schon seit Ausbruch des Krieges hetzt man gegen ihn«, sagte van der Meulen. »Daß man jetzt Stimmen hört, die die Einsetzung eines Gerichtshofes verlangen – ich halte es vorläufig nur für einen Bluff –, zeigt, daß das alles doch nicht leicht zu nehmen ist.«
    Hortense versuchte zu lachen.
    »Einen Gerichtshof! Weltgericht! Weltacht! Ich glaube, die Menschheit ist toll geworden.«
    »Toll! Hortense, du sprachst das rechte Wort. Sie ist toll nach diesem Krieg, sie rast, sie will ein Opfer!«
    *
    Robert Canning saß in seinem Flugzeug. Vergeblich suchte er sich von der Erinnerung an die Nacht freizumachen. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu dem Geschehenen zurück.
    Der Sturz Awaloffs in die Tiefe… Nur wenige Meter weit konnten seine Blicke dem fallenden Körper folgen. Dann verschlang ihn die Finsternis.
    Was geschah weiter? Er zweifelte nicht, daß Awaloff, durch seinen Faustschlag betäubt, besinnungslos den Sturz durchfiel…
    Und gerade diese Szene, die er nicht bis zum Schluß erschauen konnte, trat immer wieder vor seine Augen. Er verfolgte den Körper von Meter zu Meter. Minuten mußte es dauern, bis Awaloff auf die Oberfläche des Meeres aufschlug. Im Geiste sah er die Flut unter dem rasenden Anprall des menschlichen Körpers hoch aufspritzen. Zerschlagen und zerrissen mußte dabei werden, was von Awaloff noch lebte.
    Gott sei Dank, du warst kein Kind mehr, Awaloff! – Kinder haben zuweilen Schutzengel, die ihre Flügel in der Gefahr um sie breiten; er lachte ein häßliches Lachen. Awaloff… Der Faustschlag hatte ihn nicht ganz betäubt. Wohl mußte er den Körper seines Gegners, an den er sich klammerte, loslassen und fühlte sich plötzlich ins Leere taumeln, fallen. Der Schrei, den er ausstoßen wollte, erstickte in der Brust.
    In Bruchteilen von Sekunden durcheilte sein Geist die letzte Zeit seines Lebens.
    Dieser Abschluß! Wie lange noch? Unendlich schien ihm die Zeit… dann würden sich die Wogen des Ozeans über ihm schließen. Eine Art wohliger Ruhe überkam ihn… die letzten Sinne schwanden… ein Traum nur noch –
    Da! Wie ein Schlag ging es durch seinen Körper. Die Hände griffen um sich… Wasser? Nein! Etwas Festes… Hartes!
    Er hatte ein unbestimmtes Gefühl, als wäre der Fall unterbrochen, als schwebe er, risse ihn etwas vorwärts.
    Er fühlte, wie ein rasender Sturmwind an ihm zerrte, ihn wegzufegen drohte. Fester klammerten sich seine Fäuste um den Halt, den sie gegriffen.
    Was war das? Wo war er?
    Die Überraschung war zu groß, zu ungeheuer! Aufs neue schwanden ihm die Sinne… Er fühlte kaum, wie die kräftige Faust eines Mannes ihn packte. Dann war er bewußtlos.
    Als er wieder erwachte, sah er mit wirren Blicken um sich, wie einer, der schon als tot, begraben, aus dem wieder geöffneten Sarg gehoben wird. Nur langsam begann sein Geist zu arbeiten…
    Aber… Was war das? Seine Blicke gingen in die Runde… Er war ja im Flugzeug!
    Ein Schrei der Erlösung brach aus seinem Munde… Ein Traum nur alles, ein fürchterlicher Traum nur. Er war ja gar nicht aus der Maschine gestürzt, war ja noch hier… Ein Traum, der ihn entsetzlich gemartert hatte.
    Der andere da drüben im Halbdunkel… Canning mußte es ja sein… Canning, sein Freund!
    Tief atmend schloß er die Augen. Er versuchte, das fürchterliche Traumbild aus der Erinnerung zu verscheuchen… Er wollte Canning rufen. Die Lippen versagten.
    »Hier! Nehmen Sie eine Erfrischung, Mann! Sie können’s wohl gebrauchen.«
    Beim Klang dieser Stimme riß Awaloff die Augen auf, schaute ihm ins Gesicht. Die Lippen, die das Wort Canning bilden wollten, verstummten. Dieser Mann dort war ja nicht Canning… ein Fremder, eine fremde Stimme, die zu ihm sprach.
    Er fühlte nur undeutlich, wie ihm ein Glas Kognak an die Lippen gesetzt wurde. Gierig trank er es leer. Unter den belebenden Geistern des schweren Getränkes fand er sich ganz wieder.
    »Wer sind Sie? Wo bin ich? Ich glaubte, ich hätte geträumt…«
    »Leider nicht, mein Lieber! Der Traum war bittere Wirklichkeit. Von Ihres Begleiters Hand betäubt, stürzten Sie aus dem Flugzeug.«
    »…Von Cannings Hand betäubt, stürzte ich aus dem Flugzeug…« Monoton wiederholte

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