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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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starrten alle nach der Schlucht hin, von der das Dröhnen kam. Wo war die jetzt?
    Die ungeheuren Staubwolken, die darüber lagerten, jetzt vom Wind weggerissen wie die Schleier von einem Bild – die Schlucht war verschwunden, die steilen Hänge wie die Kulissen einer Dekoration zusammengebrochen, im Sturz mit ihren Massen die Schlucht füllend. Ein einziges großes Grab der Natur für jene toten Weltenfahrer. Keine menschliche Hand, die es wagen könnte, diese Massen wegzuschaffen, die Ruhe der Toten zu stören.
    Das plötzliche, unerwartete Ereignis hatte alle in Schrecken und Staunen versetzt. Ein Erdbeben? Unwillkürlich gingen alle Blicke zu dem Vulkankegel. Warf der stärkere Rauchwolken aus? Nein! Unverändert, so wie sie sie zuerst gesehen hatten, hing die dünne, dunkle Säule über seiner Spitze.
    Ein Erdbeben, so lokal begrenzt, daß sie nicht die starken, wellenartigen Bodenerschütterungen verspürten, wie war das möglich?
    *
    »Sie bestehen also darauf, mitzufahren, Miß Violet?«
    »Aber natürlich, Mr. van der Meulen. Immer wieder diese Frage!«
    »Ja, liebe Violet, ich sehe keinen triftigen Grund, daß Sie die immerhin nicht ungefährliche Fahrt mitmachen wollen. Ihre Liebe, Ihre Anhänglichkeit an Hortense in Ehren. Aber Sie dürften sich vielleicht nicht ganz klar darüber sein, wie zunächst unser Leben auf der Venus sein wird. Sie werden dort viele der Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten von Buena Vista vermissen.«
    »Und daß ich meinen Bruder Ronald gern wiedersehen möchte, ist für Sie auch kein triftiger Grund, Mr. van der Meulen?«
    »Oh, das wäre schon ein Grund, wenn nicht die Trennung erst einige Tage alt wäre.«
    »Mögen Sie sagen, was Sie wollen! Ich will doch mitfahren. Ein Traum versprach mir, ich würde etwas Schönes erleben.«
    Van der Meulen lachte laut.
    »Allerdings! Dann, Miß Violet, will ich kein Wort mehr sagen. Der schöne Traum schlägt alle anderen Gründe. Möge er wahr werden! Hortense jedenfalls wird sich freuen. Ah, da kommt sie mit General Serrato.«
    In Begleitung des Siegers von Coiba kam Hortense auf das Haus zugeschritten. Als sie eintraten, schritt van der Meulen ihnen entgegen.
    »Ein neues Telegramm, Herr General. Das erste Zusammentreffen der beiden Parteien ergab schon gleich einen Zusammenstoß. Ich begrüße Ihre Mitfahrt jetzt doppelt. So oder so! Mr. Canning wird sich der Autorität unserer Regierung, die sich in Ihrer Person verkörpert, nicht entziehen können. Lesen Sie das Telegramm.«
    Die Brauen des Generals zogen sich beim Lesen zusammen.
    »Ein glücklicher Zufall, so muß ich’s nennen, hat diesmal noch den offenen Streit verhindert. Ich lese zwischen den Zeilen, daß Lee auf keinen Fall ein öffnen der Gräber geduldet haben würde.«
    »Ich verstehe nicht, Herr General, daß sich die südafrikanische Regierung weigert, Canning gemäß der veränderten Situation Instruktionen zu geben. Einerseits erkennt sie, wenn auch mit starken Einschränkungen, ein vorläufiges Besitzrecht der Südamerikanischen Union auf den Venusteil Nova America an. Andererseits weigert sie sich, ihrem Mann entsprechende Order zu geben.«
    »Sie sagen, Señor van der Meulen, die südafrikanische Regierung habe unseren Besitz anerkannt, wenn auch unter Vorbehalt… Ja, die Einschränkungen sind derartig, daß man von einer Anerkennung kaum sprechen kann. Ihre Erklärung zu den Pressestimmen vor dem Flug des Stern von Südafrika ist schon bezeichnend genug.
    Damals, als jedermann fest überzeugt war, der Stern würde zuerst auf der Venus landen, überschlugen sich die südafrikanischen Zeitungen. Einstimmig waren sie alle der Meinung, daß der Venusteil, der von dem Stern angesteuert und zuerst erreicht würde, zweifellos südafrikanisches Eigentum sei. Schon allein das Aufpflanzen der Flagge kennzeichne die gültige Besitznahme. Ein Auswerfen von weiteren Flaggen erübrige sich, da ja schon vor der Landung der Venusteil in seiner ganzen Ausdehnung von den Raumfahrern gesehen, festgestellt werden könne, ein Zweifel über die Ausdehnung und Größe des Gebietes bei der Aufpflanzung der einen Flagge daher nicht möglich sei.
    Jetzt erklärt die südafrikanische Regierung all diese Presseäußerungen – es waren darunter auch offiziöse – für nicht verpflichtend, für unmaßgebliche Privatäußerungen, und behauptet, daß durch die Landung eines Schiffes mit so geringer Besatzung unmöglich ein Gebiet dieser Größe in Besitz genommen werden könne.
    Es fehle

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