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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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bietet das Schicksal eine Chance. Auch wir werden suchen, sobald der Tag anbricht. Vielleicht, daß wir glücklicher sind… Halt, Sarata!«
    Ein plötzlicher Gedanke war in Canning aufgeblitzt. Er ergriff den Inder heftig an der Schulter.
    »Deine Kunst, warum sollen wir sie hier nicht versuchen? Vielleicht, daß sie uns hilft, uns einen Fingerzeig gibt…«
    Der Inder zögerte einen Augenblick. »Sarata ist müde, später…«
    »Nein! Sofort! Jetzt sofort! Ich lasse dich nicht. Wo befindet sich der Schatz der Uraniden? Die Frage, du wirst, du mußt sie beantworten können.«
    Unter den zwingenden Blicken Cannings gab der Inder nach. Er setzte sich mit gekreuzten Beinen auf die Erde. Seine Rechte umklammerte die Elfenbeinkugel.
    Minuten verstrichen. Seine Pupillen wurden starr. Der Atem ging kaum merkbar. Er lag im magnetischen Schlaf. Da plötzlich, der Körper bebte in konvulsivischen Zuckungen. Die weit geöffneten Augen verrieten Schrecken und Entsetzen. Der Mund stammelte wirre Rufe.
    Canning sah besorgt den eigentümlichen Zustand des Inders und suchte vergeblich den Grund dafür zu erraten. Dann plötzlich, als wolle er flüchten vor einer Gefahr, sprang der Inder auf und klammerte sich an Cannings Schultern.
    Der entsann sich früherer hypnotischer Experimente. Ein Versuch… vielleicht, daß es gelänge, den Inder zu wecken. Er nahm dessen rechten Arm. Seine Linke strich über die Stirn Saratas, die, wie von Angstschweiß bedeckt, kalt und naß war.
    »Wach auf! Wach auf!« gab er im Geist den Befehl. Endlich… es war gelungen. Sarata wurde ruhiger. Die Starre seines Körpers löste sich. Er sank zu Boden. Canning kniete neben ihm nieder.
    »Sage mir, was du sahst. Der Schatz der Uraniden! Wo ist er? Wer hat ihn?«
    Da! Kaum, daß die Frage an sein Ohr gedrungen, fing Sarata wieder an zu zittern. Seine Augen füllten sich mit Entsetzen, Schrecken. Seine Hände gingen abwehrend zu Canning.
    »Niemals fragen Sie wieder! Niemals! Ich müßte sterben, wenn ich das Bild noch einmal sähe…«
    »Sarata! Bist du ein Kind? Diese Frage, wie kann sie dich so erregen? Was sahst du? Sprich!«
    »Niemals wirst du’s erfahren!« Der Inder sprang auf. Wie von Furien gehetzt, lief er davon und verschwand im Raumschiff.
    *
    Ronald Lee saß in seiner Kabine. Vergeblich hatte er Schlaf gesucht.
    Der Schatz der Uraniden! Schon längst hatte er die Nachricht zur Erde gegeben von dem Verschwinden der wichtigsten, kostbarsten Teile des Schatzes, von dem vergeblichen Suchen nach ihrem Verbleib.
    Er verwarf die Grübeleien, die sich ihm aufdrängten, ihn wieder martern wollten! Trotz allen Zweifeln, der kleine Funke Hoffnung, daß er sie doch noch fände…
    Wenn nicht morgen, übermorgen… Lebte noch einer der Uraniden, konnte er nicht allzuweit sein. Der kleine Funke Hoffnung war in ihm… Jetzt war Canning da. Sollte er vielleicht der Glückliche sein?
    Alles in ihm wallte auf, sträubte sich gegen den Gedanken… Diesem Canning das Suchen verbieten! War es nicht Lees Recht? Stand es nicht in seiner Macht? Zwar war er Engländer geblieben. Aber die südamerikanische Regierung hatte ihm weitgehende Vollmacht gegeben. Doch was tun, wenn jener sich weigerte?
    Er ging zur Kabine Hierras, weckte ihn und sprach lange mit ihm. Dann begaben sie sich zu dem Radiosender, schickten einen chiffrierten Ruf an die Regierung in Buenos Aires. Die Verhandlung dauerte lange. Je länger sie dauerte, desto deutlicher fühlte Lee, wie man einer strikten Beantwortung seiner Frage, erforderlichenfalls mit Waffengewalt den lästigen Gegner fernzuhalten, auswich.
    »Lassen wir’s genug sein, Señor Hierra. Wir werden nicht klüger dabei. Man will die Verantwortung nicht tragen, das ist deutlich zu erkennen. Man will uns keinen direkten Auftrag geben, hier notfalls Gewalt anzuwenden. Mir selbst, Sie werden mir’s glauben, wäre es natürlich auch in höchstem Grade unerwünscht, mit den anderen, mögen sie auch unsere Nebenbuhler sein, in blutigen Streit zu geraten. Haben sie doch ebenso wie wir ein so kühnes, gefährliches Unternehmen vollendet… Und doch! Es wäre nicht ausgeschlossen, daß es die Lage verlangte… Gewalt… Jedenfalls will ich insofern nach der Weisung der Regierung handeln und morgen früh Professor Royas zu Mr. Canning schicken. Es trifft sich gut, daß Royas ein Bekannter von Oberst Robartson ist. Robartson ist ein vernünftiger, anständiger Charakter. Vielleicht, daß sich durch seine Vermittlung alles zum Guten

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