Das Erbe der Uraniden
unerreichbaren technischen Leistungen… Sicher noch viel mehr, als der Film gezeigt hatte, bot die Hinterlassenschaft der Uraniden… Und der, der ihm schon so viel raubte, Ronald Lee, war in ihrem Besitz.
Seine Gedanken gingen zu seinem kostbaren Schatz, seinem treuen Diener, dem Strahler. Er hatte ihn bei sich. Doch wie ihn hier verwenden? Unmöglich!… Halt! Er sprang auf. Der andere Diener… Auch er war bisher treu und gut. Sarata… Vielleicht, daß er…
Er ging in seine Kabine, wo der Inder in einer Ecke am Boden sein Lager aufgesucht hatte, und sprach mit ihm.
Dieser nickte und verließ das Schiff. Er schritt in der Richtung des Uranidenlagers in die dunkle Nacht. –
*
»Hallo! Hallo, Juan!… Wahrhaftig, der Kerl schläft.«
Ricardo beugte sich zu Boden, rüttelte den Bruder. »Du bist mir ein schöner Wachtposten. Den Jonas Lee mit seinen sämtlichen Insassen hätten die stehlen können. Ich will hoffen, daß du noch nicht lange eingeschlafen bist. Schweig nur um Gottes willen still, daß die anderen nichts erfahren. Marsch ins Schiff! Ich löse dich ab… Juan! Hörst du denn nicht? Verstehst du mich denn nicht?«
Er trat erstaunt einen Schritt zurück. Der Bruder schien in einem bleiernen Schlaf gelegen zu haben und schien mit Mühe das Bewußtsein wiederzuerlangen. Jetzt reckte er sich, erhob sich halb und sank dann, wie der Ermüdung nachgebend, wieder zurück.
»Juan! Was soll das? Ich kenne dich nicht wieder… Oder bist du krank?«
Er griff seinem Bruder unter die Arme und hob ihn empor. Der taumelte, stützte sich schwer gegen einen Baum.
»Juan, du bist krank?«
Der Bruder schüttelte den Kopf, strich sich mit der Hand schwer über die Stirn.
»Krank? Nein, Ricardo… Ich bin nur sehr müde… mein Kopf… er ist so schwer…«
»Hast du Fieber?« unterbrach ihn Ricardo. Er nahm seine Hand, fühlte den Puls und schüttelte dann den Kopf.
»Nein, der Puls ist durchaus in Ordnung. Doch komm! Setze dich hier an den Baumstamm… Die kühle Nachtluft wird dir besser tun als der Aufenthalt im Schiff. Und nun berichte! Wie hast du dein Übelbefinden zuerst verspürt? Wie kam das über dich?«
Juan Stamford besann sich eine Weile, dann sagte er:
»Ich mochte wohl seit einer Stunde hier den Wachtposten übernommen haben. In der Richtung nach Norden glaubte ich ein paarmal ein leises Geräusch zu hören, als nähere sich irgendein Tier. Doch dann war es wieder still. Ich hörte nichts mehr… und dann wieder…« Er sann lange, sprach dann mit abgerissenen Worten, »dann war mir’s, als lege sich etwas Dunkles, Schweres über mich. Meine Sinne begannen zu schwinden… ich wehrte mich vergeblich… und dann… war’s ein Traum… war’s Wirklichkeit?… Noch hatte ich Spuren von Bewußtsein, dann sprach eine fremde Stimme zu mir. Fragte mich… ich antwortete…«
»Du hast geträumt, Juan. Die Fülle der Ereignisse der letzten Stunden hat deinen Geist übermüdet.«
Juan schüttelte den Kopf. »Immer mehr sagte ich, es war kein Traum… war Wirklichkeit… Aber nein, es kann ja nicht sein…«
»Gewiß! Du hast geträumt! Nichts anderes. Geh jetzt in das Schiff, schlafe! Der morgige Tag wird vielleicht einige Überraschungen bringen.«
Ricardo schaute dem Bruder, der langsam dem Raumschiff zuschritt, nachdenklich nach. Seine Augen gingen ein paarmal mißtrauisch nach Norden.
Ich werde das doch morgen früh Mr. Lee mitteilen. –
*
»Die andern haben nichts gefunden, Mr. Canning.«
»Nichts?« stieß dieser mit heiserer Stimme heraus. »Unmöglich! Da steht ja noch das Uranidenschiff.«
Sarata zuckte die Achseln. »Ich kann nur sagen, was jener Tölpel mir im Tiefschlaf verriet. Gewiß. Man hat allerlei Gegenstände gefunden, aber nichts von Belang…«
»Belang! Was willst du damit sagen? Von Belang ist alles, was die da zurückgelassen haben.«
»Nein! Ich meinte das, worauf die Welt so gespannt, so neugierig ist. Die Filme! Die Dokumente! Dinge, die von besonderem technischem Wert sind.«
Canning schaute den Inder mißtrauisch an.
»Wie willst du das festgestellt haben?«
»Nun«, sagte Sarata, »man hat schon stundenlang danach gesucht und nichts gefunden.«
»Ah!« Canning trat erstaunt einen Schritt auf den Inder zu. »Dann leben also noch einer oder mehrere von der Besatzung des Uranidenschiffes, die diese Dinge mitgenommen haben?«
»Es muß so sein, Mr. Canning. Denn wohin wären sie sonst verschwunden?«
»Gut! Gut!« murmelte Canning vor sich hin. »Noch
Weitere Kostenlose Bücher