Das Erbe der Uraniden
Zweifel«, murmelte van der Meulen, der an das Okular getreten war. »So sind die schlimmen Befürchtungen doch wahr geworden. Die Folgen… doch einerlei; ehe wir nicht wissen, ob jemals der Brand von Coiba zum Erlöschen kommt, können wir uns nicht besonders beunruhigen. Auf alle Fälle müssen wir unsere Beobachtungen denen auf der Erde mitteilen.«
Während die Buena Vista wieder ihren alten Kurs auf die Venus nahm, begann ihr Sender zu arbeiten.
Die Nachrichten wurden auf der Erde mit starken Zweifeln aufgenommen. Solange die Hubschrauberwarten trotz Anwendung ihrer stärksten Vergrößerungen nichts davon konstatieren konnten, wollte man nicht an dieses neue Unheil glauben.
*
Einer oder mehrere Uraniden mußten leben. Bei ihnen mußten sich die Schätze befinden! Die Mannschaften der beiden Expeditionen suchten im Wetteifer die weitere Umgebung des Uranidenlagers ab. Lees Gefährten waren in ihn gedrungen, den Leuten des Stern von Südafrika das Suchen, den Aufenthalt zu verbieten.
Lee hatte stets abgelehnt. Er sah deutlich genug, wie die anderen sich über seine Nachsicht – fast konnte man es Gleichgültigkeit nennen – wunderten. Er beteiligte sich kaum an dem Suchen.
Die Mittagsstunde kam heran. Alle waren schon zurückgekehrt. Als letzter kam jetzt Ricardo Stamford. Mißmutig stellte er sein Gewehr beiseite.
»Wo man hinkommt, überall sind die Burschen von da drüben schon gewesen. Ich machte heute einen weiten Marsch den kleinen Wasserlauf, der nach Süden geht, entlang. Fand da eine Feuerstelle. Die Asche war noch warm. Daneben lag dies Zeitungsblatt.«
Er zog das abgerissene, zusammengefaltete Stück einer Zeitung aus der Tasche, reichte es Lee. Der warf einen kurzen Blick darauf. Der Titelkopf war zum Teil verbrannt, doch erkannte man noch deutlich die Überschrift ›Daily Mail‹. Seine Augen glitten über die wenigen vom Feuer verschonten Zeilen.
Er wandte sich zur Seite. Seine Augen preßten sich wie nachsinnend zusammen, wandten sich dann wieder zu Ricardo. »Würden Sie die Stelle wiederfinden, wo Sie das Blatt entdeckten?«
»Aber selbstverständlich, Mr. Lee. Ich wäre ein schlechter Jäger, wenn mir das nicht gelingen sollte.«
»Nun, so möchte ich Sie bitten, mich nach dem Essen dorthin zu begleiten.« –
Zwei Stunden später stand Lee mit Ricardo Stamford an der Feuerstelle. Vorsichtig durchwühlte er die teilweise noch warme Asche. Da, ein größeres Stück schwarzverkohlten Papiers. Da es nicht zerbröckelte, war die Schrift mit einiger Mühe noch lesbar. Lee beugte sich darüber, las und las.
»Hallo, Mr. Lee! Was interessiert Sie so?«
»Oh…« erwiderte dieser. Seine Hand fiel wie unabsichtlich auf den verkohlten Fetzen, der sofort zerstäubte. »Mir ist zufällig die Kopfschrift der Londoner ›Daily Mail‹ in Erinnerung. Die Schrift hier ist anders. Das interessierte mich. Der Inhalt des Textes auf dem verkohlten Papier bestätigte meine Vermutung. Die Zeitung ist nicht in England gedruckt…«
»Irgendwo in den Staaten?« vollendete Ricardo.
Statt einer Antwort erhob sich Lee, setzte das Fernglas an die Augen und untersuchte lange und genau die weitere Umgebung.
»Da wir einmal den weiten Marsch gemacht haben, wollen wir die Gelegenheit benutzen, diese Gegend genauer zu durchsuchen. Teilen wir uns. Ich wende mich dorthin nach Norden, Sie weiter nach Süden. In einem Bogen kehren wir dann zum Lager zurück.«
Wohl eine Stunde war Ronald Lee gewandert. Vergeblich suchte er nach Spuren menschlicher Anwesenheit.
Dieses Zeitungsblatt… es schloß die Kette seiner Ahnungen und Vermutungen. Wo waren sie, die er suchte? Wieder nahm er das Glas und durchforschte genau die Landschaft vor sich. Das breite Wiesental stieg nach Osten hin zu leichtbewaldeten Höhen an.
Da! Durch eine breite Lücke der Baumkronen, doch weit dahinter, sah er eine leichte Rauchwolke. Mit beschleunigten Schritten ging er dem Lauf des Baches entgegen, stieg die Anhöhe empor. Er lief die letzte Strecke, als könne er nicht erwarten, die Stätte zu finden, von wo jener Rauch aufstieg.
Endlich hatte er die Höhe erreicht… doch welche Enttäuschung. Dichtes Gestrüpp zog sich den Hang hinab. Kaum möglich, da durchzudringen. Und der Rauch? Trotz angestrengten Suchens war keine Spur mehr zu sehen. Er warf einen Blick zur Sonne. Die neigte sich schon dem westlichen Horizont zu.
Zu spät für heute murmelte er, doch morgen in aller Frühe werde ich’s noch einmal versuchen. Mißmutig wandte
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