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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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stabilisierte sich, verneigte sich elegant vor Amaiki, ganz in der Art und Weise eines Conoch’hi, malte mit seinen Händen die Conoch’hi-Symbole für Scham und Reue in die Luft. Anschließend senkte er den Kopf und musterte Amaiki aus den Augenwinkeln.
    Die Reptiloidin hatte Sonnenkind schon zuvor dabei gesehen, wie er über die Gärten hinwegschwebte, als eine funkelnde Wolke, die die meiste Zeit über ebenso formlos war wie ein dunstiger Schemen. Jetzt jedoch bemerkte sie zum erstenmal die Pracht dieses Geschöpfes und war fasziniert davon. Und zutiefst berührt, obgleich sich dieses Empfinden durch eine seltsame und ungewohnte Qualität auszeichnete. Sie beobachtete, wie Sonnenkind sie anlächelte und diskret einige körperliche Eigenschaften der Conoch’hi annahm, gerade genug, um einen Teil seiner schimmernden Anmut zu verlieren. Sie begriff, daß sich seine Reaktion auf kerne echten Gefühle ihr gegenüber gründete, und sie erwiderte das Lächeln. »Gut gemacht, Kushi-su. Niemals sah ich eine graziösere Entschuldigung.«
    Bodri schnaubte und lachte dann, ein pergamentenes Knistern wie von welken Blättern, die übereinander hinwegstrichen. Doch er sagte nichts, kehrte nur ans Feuer zurück und rührte das Gebräu im Topf um. Er kehrte ihnen dabei den Rücken zu und machte deutlich, nichts mit dem zu tun haben zu wollen, was hinter ihm vor sich ging.
    Mit den Fingerkuppen strich Willow über die blauen Linien des Zeichens, das sie sich in die dunkelbraune Haut des Oberschenkels gestochen hatte, breitete kurz darauf die Arme aus und spreizte die Finger. »Was mich angeht: Ich weiß nicht, wie jemand von uns den Dom verlassen könnte. Sonnenkind ist der einzige von uns, der mit dem Kepha zu sprechen vermag.« Diesmal klang ihre Stimme völlig normal, und sie formulierte die Worte in der richtigen grammatikalischen Reihenfolge. »Was also sagte der Kephalos?«
    Sonnenkind glitt heran und drückte sich so fest an sie, wie es ihm aufgrund des Mangels an Körpermasse möglich war. Willow streichelte den goldenen Otterleib, brachte ihm die Zuneigung entgegen, nach der er sich sehnte. Zufrieden wich Sonnenkind ein wenig zurück, blieb ihr jedoch so nahe, daß er seinen Körper in der Entsprechung ihrer Gestalt stabil halten konnte. »Der Kepha weiß, daß ihm zusammen mit Hyaroll der Tod droht. Er will nicht sterben, Willow. Er wird alles Mögliche unternehmen, um das zu verhindern. Allerdings bietet sich ihm in diesem Sinn kein sehr großes Aktionsspektrum. Er kann nichts unternehmen, was Hyaroll Schaden zufügen würde, überhaupt nichts. Nun, er ist dazu in der Lage, die Interpretation dessen, was Schaden bedeutet, zu limitieren. Wir arbeiten daran. Ich schätze, er könnte durchaus zu dem Schluß gelangen, daß er dem Alten Vryhh nichts antut, indem er Amaiki nach draußen läßt. Wenn Hyaroll ihm nicht die direkte Anweisung gegeben hat, dafür zu sorgen, daß sie und die anderen Conoch’hi im Dorf verweilen, so wäre der Kepha vermutlich dazu imstande, ihr die Freiheit zu gewähren. Vielleicht aber auch nicht.« Er bedachte Amaiki mit einem nachdenklichen Blick und verbarg nicht, daß er böse auf sie war, weil sie ihn zuvor zum Objekt des Verdrusses Willows gemacht hatte. Sein Gesicht glättete sich, als er die Otterfrau ansah. »Der Alte Vryhh ist jetzt fort, und ich sollte die gute Gelegenheit wahrnehmen, erneut mit dem Kepha zu sprechen, um festzustellen, ob er Amaiki helfen kann - ob er überhaupt dazu bereit ist. Das eine muß nicht notwendigerweise auch das andere bedeuten.«
    Willow nickte, sah zur Sonne hoch und wandte sich dann wieder an das Schimmerwesen. »Gewiß ratsam es ist«, erwiderte sie und verfiel dabei einmal mehr in ihre erratische Sprechweise,
    »wenn das bis zur Rückkehr des Alten Vryhh wäre vorbei. Wie lange er wird unterwegs sein?«
    »Bis er wieder hier eintrifft.«
    »Ha, sehr treffend. Das finde ich nicht komisch.«
    »Ich weiß es nicht, Willow, und auch der Kepha nicht. So etwas wie dies geschah noch nie zuvor.«
    »Dann mach dich jetzt auf den Weg.« Willow klatschte in die Hände. »Geh!«
    Sonnenkind schwebte empor, und sein Körper floß auseinander, bis er nur noch ein Streifen aus hellem Licht war. Als eine in die Länge gezogene Schimmerwolke flog er über den Hang und verschwand in der einen Wand des Hauses.
    Willow verschränkte die Arme und wippte vor und zurück.
    »Nicht wirklich böse er ist, nur ein verspieltes Kind.«
    Amaiki senkte den Kopf in einer Geste

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