Das Erbe der Vryhh
spuckte.
»So ist das nun einmal.«
»Können wir denn tun gar nichts?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Nun, dann sag etwas!«
»Die Intelligenz des Kepha nimmt die ganze Zeit über zu. Er selbst ist es jetzt, der sein Potential erweitert. Vorher war er wie ein kleines Kind, doch er wächst schnell, und es gefällt ihm nicht, ein Sklave zu sein.«
»Mhmmm. Große Überraschung.«
»Nicht so eilig, Willow. Hör mir zu. Ich habe mit dem Kepha gesprochen, seit wir die ersten Pläne entwickelten.« Sonnenkind deutete auf die Schäfte, erweiterte seine Geste dann, so daß sie auch Bodri und seine Arbeit mit einschloß. »Unser Problem besteht darin, daß Hyaroll weiß, was wir machen. Der Kepha kann sich nicht an mich wenden und mir mitteilen, was der Alte Vryhh plant, aber er bestätigt meine Überlegungen, wenn ich mit einer Vermutung richtigliege. Eins steht fest: Wir alle sollen auf dem Scheiterhaufen enden und dem Alten Vryhh in die Hölle folgen.
Der Kepha bedauert das sehr, aber er kann es nicht verhindern, nicht er allein. Weißt du, er ist programmiert, hm … Ich meine, er muß all das tun, was Hyaroll ihm aufträgt. Der Alte Vryhh wird unachtsam. Und er kümmert sich kaum noch um uns. Er hat den Kepha nur angewiesen, all das zu beobachten, was wir machen, einen Bericht in Hinsicht auf unser Verhalten anzufertigen. Den kann Hyaroll später prüfen, um festzustellen, ob es daran irgend etwas gibt, das für ihn interessant wäre. Verstehst du? Die Zusammenstellung des Berichts überläßt er dem Kepha. Das gibt ihm viele Möglichkeiten. Es wäre zum Beispiel denkbar, daß er unser derzeitiges Gespräch aufzeichnet. Oder meine Unterredungen mit ihm. Er könnte Hyaroll auch schlicht mitteilen, es sei alles ganz langweilig für ihn, und in einem solchen Fall würde der Alte Vryhh sicher keinen Bericht verlangen, der uns verriete. Der Kephalos sähe sich dazu gezwungen, gegen uns vorzugehen, wenn wir direkt etwas gegen Hyaroll unternehmen, doch solange das nicht der Fall ist, läßt er uns gewähren.«
Willow gab ein ungeduldiges Zischen von sich.
»Ich dachte, das solltest du wissen«, sagte Sonnenkind.
Die Otterfrau beugte sich zu ihm vor und fragte ganz leise:
»Wird er Amaiki helfen, zu gelangen nach draußen?«
»Eile-Eile. Das war seine Antwort. Er kann die Barriere nicht öffnen, solange Hyaroll fort ist. Er vermag nur dann eine Lücke in dem Energieschild zu schaffen, wenn es der Alte Vryhh befiehlt.«
Sonnenkind zögerte kurz, streckte die Hand aus und berührte mit dem Zeigefinger die Nase Wiilows. Dann tänzelte er zurück und neckte sie, wobei sein wortloses Lachen rhythmisch pulsierende Lichtwogen durch den schimmernden Leib fluten ließ. »Doch nachdem Hyaroll mit seinem Gleiter hereingeflogen ist, kann er den Spalt im Schild noch eine Zeitlang offenhalten. Lange genug, um der Eidechsenfrau die Möglichkeit zu geben, es nach draußen zu schaffen. Wenn sie die Lücke zu erreichen vermag. Der Kepha meint: Wenn sie so lange wartet, bis Hyaroll fast den Landeteller erreicht hat, und dann ganz schnell nach draußen springt, wird der Alte Vryhh überhaupt nichts bemerken. Sag ihr also, sie müsse rasch bereit sein. Hyaroll ist schon auf dem Rückweg hierher und trifft in etwa einer halben Stunde ein.«
Im Anschluß an diese Worte sprang Sonnenkind fort und hockte sich auf einen großen Felsen. »Ich leiste nun wieder dem Kepha Gesellschaft. Er ist nervös und fühlt sich einsam. Und es ist nicht angenehm, nervös zu sein und sich einsam zu fühlen.«
Amaiki wirkte ruhig und gelassen, stand aufrecht und entspannt auf dem Gleitschlitten, einen dicken und dunklen Mantel lose um die Schultern geschlungen, so daß er sie nicht behinderte. Die langen Hände lagen sanft auf den Steuerungskontrollen. Willow kauerte im Schatten eines dichten Lodbusches und beobachtete sowohl die Conoch’hi als auch den Dom.
Ein schwarzer Punkt sauste über die Berggipfel hinweg, wuchs in die Breite und offenbarte sich als ein heranfliegender Gleiter, der kurz über der Energiebarriere verharrte und dann durch eine Lücke im Schild sank, dem Landeteller entgegen. Der Gleitschlitten summte, und aus dem Surren wurde bald ein lautes Heulen. Als die Geschwindigkeit des Schwebers weiter abnahm und er nur noch einige wenige Meter vom Landeteller entfernt war, bewegte Amaiki den Daumen. Der Schlitten raste einen Kilometer weit in die Höhe, neigte den Bug dann gen Süden und passierte die Schutzzone des Domes. Einige
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