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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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nicht mehr lange machen. Ich glaube, seine Waren sind durchaus in Ordnung, wenn sie in jenem Handelsbereich auch nicht allererste Qualität darstellen. Darüber hinaus könntest du Schwierigkeiten mit Nachschub und Ersatzteilen bekommen. Andererseits: Aller Wahrscheinlichkeit nach bekämst du von Harmon für einen bestimmten Preis mehr als von seinen Kollegen. Kommt ganz darauf an, auf was du aus bist.«
    Der Mann neben ihr lachte und strich sich durchs Haar. »Das Glück des Ajin«, sagte er und berührte erneut den Sensor. »Schickt Sapato herein.«
    Sapato war ein wahrhaftig strahlender Mann: Seine Haut schimmerte in einem dunklen und gelbbraunen Ton, und die Radiationskränze von Lachfalten zeigten sich in den Winkeln der schokoladenfarbenen Augen. Ein humorvolles und offenes Wesen, ein Mann, der Gesellschaft liebte - doch all das, was er sagte, traf nicht genau den Kern. Nachdem er eine Zeitlang mit dem Ajin geplaudert hatte, begriff Shadith, daß gar keine empathischen Fähigkeiten notwendig waren, um diesen Schmuggler als besonders gefährlich einzustufen. Mit einem Lächeln, das ein wenig zu kameradschaftlich wirkte, warf er seinen Chip auf den Tisch und lehnte sich zurück, als ihn der Ajin in den Projektor schob.
    Shadith betrachtete die Darstellungen einige Sekunden lang und richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf den Mann. Es haftete ihm etwas an, das sie nicht genau zu erfassen vermochte … bis sie ihren Blick zwischen ihm und dem Ajin hin und her wechseln ließ. Sie nickte langsam. Ganz gleich, was dieser Schmuggler auch zu sagen und anzubieten hatte - er war bereits aus dem Geschäft.
    Die beiden Männer ähnelten sich zu sehr, als daß sie dazu bereit gewesen wären, sich zu tolerieren. Die so freundlich wirkenden Lächeln verbargen eine brodelnde Masse aus unterdrückter Feindseligkeit. Sapato war eine weniger erfolgreiche Version des Ajin, was er unterbewußt wahrzunehmen schien, als eine vage emotionale Botschaft, die ihn zornig und nervös machte, obgleich er sich Mühe gab, diese Reaktion nicht zu offenbaren. Und der Ajin sah den Mann vor sich, der er vielleicht selbst gewesen wäre, hätten sich die Umstände als nicht ganz so günstig herausgestellt. Er war sich dessen nicht bewußt, ebensowenig wie der Schmuggler. Shadith musterte sie beide und nickte einmal mehr. In gewisser Weise mochte Sapato auch eine gestaltgewordene Prophezeiung dessen sein, was die Zukunft bereithielt, wenn der Kampf des Ajin in einer Niederlage endete und er ihn überlebte. Sie sah auf den Schirm und hörte einer Aufzeichnungsstimme zu, die den Gebrauch der dargestellten Waffen schilderte, eines automatischen Gewehrs, das Explosivgeschosse abfeuerte. Darauf folgten Demonstrationen in bezug auf die Feuergeschwindigkeit der Waffe und die Treffgenauigkeit -ein Gewehr, so pries der unsichtbare Sprecher, mit dem man mit jeder Art von Gegner fertig werden konnte. Die Vorführung Sapatos war umfassender und eindrucksvoller als die Harmons, zeigte die angebotenen Waffen im Einsatz und stellte auch detailliert die Besonderheiten dar. Waffenschmuggler übten den gefährlichsten Beruf im ganzen bekannten All aus; ihnen drohte der sofortige Tod, wenn sie in die Hände lokaler Behörden fielen. Exekution ohne ein Gerichtsverfahren, ohne irgendeine Art von Anhörung. Und ein noch schlimmeres Schicksal ereilte sie, wenn man sie auf Gesellschaftsterritorium erwischte. Natürlich war der Profit enorm, doch es gab nur wenige Marktlücken; außerdem kam es zu ständigen Veränderungen in der Gruppe der Anbieter: Die Glückssträhnen der Älteren erschöpften sich, und jüngere Leute nahmen ihre Plätze ein. Nur der Seltenheit und des ungeheuren Wertes jenes Schatzes von Avosing, den man Süßen Bernstein nannte, verdankte es der Ajin, die Angebote gleich dreier Schmuggler prüfen zu können und dazu in der Lage zu sein, sie gegeneinander auszuspielen. Shadith sah auf den Schirm und schauderte. Die Neuinszenierung einer Schlacht, die tatsächlich stattgefunden hatte - und nach dem Kommentar waren die Kämpfer und eventuellen Leichen von Vertragsarbeits-Herren zur Verfügung gestellt worden. Lee sollte sich einmal solche Typen vornehmen, dachte sie und unterdrückte ein Seufzen. Es war ebenso wie mit den Waffenschmugglern: Wenn man einen jener Herren erledigte, tauchte ein ganzes Dutzend Mistkerle auf, um seinen Posten zu beanspruchen.
    Der Ajin nahm den Chip aus dem Gerät und legte ihn auf den Tisch. »Höchst eindrucksvoll«,

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