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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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keinem Mädchen. Taggert. Soll dein bohnengroßes Hirn verrotten - wo bleibst du? Drogen? Vielleicht? Eventuell könnte mir Po’ dabei helfen.
    Worauf kommt es mir an? Ich brauche ein Mittel, das ihm die Zunge löst, ihn jedoch nicht mißtrauisch macht. Verdammt. Ich bin keine Biotechnikerin, obwohl ich ausreichend Blut und Zellen habe, um Tests durchzuführen. Ein hohes Tier in der Schattenregierung von Pajungg, hm … Vermutlich ist er auf jede nur erdenkliche Art und Weise vor Leuten geschützt, die auf seine Geheimnisse aus sind. Nun, wäre dennoch eine Möglichkeit. Darüber hinaus die einzige, die einige Aussicht auf Erfolg hat.
    Als sich der vierte Tag dem Ende entgegenneigte, hatte Shadith das Gefühl, jeden Augenblick vor Zorn und Verzweiflung explodieren zu können. Der Ajin wollte sie nicht mehr aus den Augen lassen, bestand sogar darauf, daß sie in seinem Quartier schlief.
    »Morgen ist ein wichtiger Tag«, sagte er und strich zärtlich über ihre Mähne aus braungoldenen Locken, berührte die Nase und zupfte kurz am einen Ohr des Mädchens. »Ich möchte, daß meine Glücksbringerin bei mir ist.«
    Shadith wanderte in dem Zimmer auf und ab, in dem er sie untergebracht hatte. (»Ich schließe dich ein«, sagte er. »Zu deinem Schutz, Glückskind. Es gibt hier überall Fallen und Alarmvorrichtungen, und ich will vermeiden, daß du irgendwie zu Schaden kommst.«) Erst eine Stunde lang und dann noch eine zweite schritt sie umher und versuchte, den Kokon aus Wut und Furcht und Niedergeschlagenheit zu zerbrechen, in dem sie gefangen war und der verhinderte, daß sie zur Ruhe kam und schlafen konnte. Je mehr sie danach trachtete, sich zu entspannen, desto verkrampfter wurde sie. Das Po’ Annutj sprach nicht mit ihr, solange sie wach war; sie mußte müde sein, besser noch: halb eingeschlafen. Als ihr Körper sich erschöpft hatte, legte sie sich aufs Bett und verbrachte mehrere Stunden damit, an die Decke zu starren, die sie in der dichten Dunkelheit gar nicht sehen konnte, die sich erst dann wieder über ihr manifestierte, als sie das Licht einschaltete. Schließlich kroch sie unter die Decke und versuchte, ihren Geist zu entleeren. Sie konzentrierte sich ganz fest darauf, so intensiv, daß sie innerhalb einiger Sekunden in einen tiefen und traumlosen Schlaf fiel.
    Eine Hand berührte sie an der Schulter und rüttelte sie sanft. Shadiths Bewußtsein kehrte auf Traumwellen ins Wirklichkeitsmeer zurück und sah zwinkernd zu der sehr hübschen Frau auf, die sich über sie beugte. Eine der Konkubinen des Ajin. Das Mädchen war noch zu benommen, um sich an ihren Namen zu erinnern. War auch nicht weiter wichtig. Es kam jetzt nur darauf an, Verbindung mit Po’ aufzunehmen. Als die Frau feststellte, daß Shadith wach geworden war, deutete sie eine Verbeugung an und ging.
    Das Mädchen setzte sich auf und fühlte sich so müde wie am vergangenen Abend. Es strich sich mit der einen Hand über die Wangen und rieb sich die Augen. Ein Frühstückstablett auf dem Tisch. Der Duft von Eiern und Toast erweckte Übelkeit in Shadith. Sie rutschte aus dem Bett, wankte in die Hygienezelle, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und starrte dann einige Sekunden lang mit trübem Blick auf ihr Spiegelbild. Dunkle Ringe unter den Augen, Zähne wie verwitterte Grabsteine. Sie betrachtete die Zunge. Belegt und angeschwollen. Normalerweise hätte sie sich bei einem solchen Katzenjammer an die Vergnügungen des Abends zuvor erinnert, doch diesmal … Sie gab ein leises Stöhnen der Erschöpfung und, ja, auch des Selbstmitleids von sich, wandte sich vom Becken ab und trat unter die Dusche. Als heißes Wasser auf ihren Rücken prasselte und der Dampf ihren Kopf zu klären begann, fühlte sie sich allmählich wieder so, als sei sie noch nicht ganz tot.
    Anschließend trocknete sie sich ab und schritt ins Schlafzimmer zurück. Die Kleidungsstücke, die sie zuvor getragen hatte - ein Robenhemd samt Hose - waren verschwunden und mit einer der zarten weißen Tuniken ersetzt worden, in denen sie der Ajin immerzu sehen wollte. Heute ging er auf Nummer Sicher, dachte sie. Arroganter Idiot - ich wette, aus diesem Grund brachte er mich bei sich unter. Um dafür sorgen zu können, daß ich nichts anderes anzuziehen habe. Sie streifte sich die Tunika über und musterte sich im Spiegel. Ach, ich sehe ja soo süüß aus. Sie zögerte, dachte daran, dem Ajin eine neuerliche Szene zu machen und auf ihrer eigenen Kleidung zu bestehen, brachte jedoch

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