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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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genügen, um dich zu erholen, Glückskind? «
    »Ja, das denke ich schon.«
    »Also gut.« Der Ajin lachte leise. »Ich habe genug Arbeit, um mir die Zeit zu vertreiben. Und sicher wäre es auch nicht schlecht, der Kirche ein wenig Ruhe zu gönnen. Ich möchte vermeiden, daß sie Verstärkung von der Heimatwelt anfordert.«
    Ungehindert wanderte Shadith durch die Basis, sprach mit niemandem, winkte nur, wenn ein Söldner oder Techniker ihren Namen rief, und ging dann stumm weiter. Sie war der Talisman des Ajin. Niemand würde es wagen, sie anzurühren oder nur aufzuhalten, wenn sie durch den Stützpunkt schlenderte. Sie mied den Ajin, wenn sie eine Möglichkeit dazu hatte - obwohl er Gefallen an ihrer Gegenwart fand und sie gern streichelte. Es ging dabei um nichts Sexuelles - dafür war Shadith sehr dankbar -, aber sie haßte es trotzdem, von ihm berührt zu werden. Bevor das alles vorbei ist, habe ich mir bestimmt ein Dutzend Magengeschwüre geholt, dachte sie, beherrschte sich jedoch und sagte nichts. Ich bin nichts weiter als eine Hasenpfote, die Glück bringen soll, ein Welabündel, über das man hinwegstreicht, um die Götter des Schicksals günstig zu stimmen - und während ich all das mit mir geschehen lasse, verkrampfe ich mich innerlich immer mehr, gebe ich mich selbst auf.
    Himmel, das alles ist schon schlimm genug … Wenn er doch wenigstens sein blödes Maul halten würde. Er spricht so mit mir, als sei ich ein brabbelnder Säugling. Oh, irgendwann werde ich ihm … o Himmel, verdammt und verflucht, ich weiß es nicht, ich
    … Soll er für alle Ewigkeiten im Feuer der Verdammnis schmoren! Grey ist so nahe, und doch fällt mir keine Möglichkeit ein, ihn zu befreien. Sie hatte mehrere Pläne erwogen, sie jedoch alle wieder verworfen. Die Zeit wurde allmählich knapp. Nur neun Tage standen ihr zur Verfügung, um etwas zu unternehmen. Anschlie
    ßend mußte sie den Ajin erneut begleiten, wenn er eine weitere Agitationskampagne begann und seinen idiotischen Kampf fortsetzte. Dann hatte sie nicht genug freie Zeit, um sich eine Aktion einfallen zu lassen, mit der sich das derzeitige Patt überwinden ließ. Drei dieser neun Tage waren inzwischen bereits verstrichen, und in ihrem Kopf herrschte nur benommene Leere. Linfyar ging ihr aus dem Weg. Er schlief meistens. Das ärgerte Shadith, obgleich sie sich bemühte, sich ihm gegenüber nichts davon anmerken zu lassen. Schließlich war sie es, die eine Idee entwikkeln mußte. Und noch ein anderer Punkt kam hinzu, der sie besonders frustrierte. Hundert verschiedene Vorgehensmöglichkeiten kamen ihr in den Sinn - doch um sie wahrzunehmen, hätte sie sich noch im Diadem befinden und dazu in der Lage sein müssen, den Körper Aleytys’ und ihre Fähigkeiten zu nutzen. Mehr als zehn Jahre lang hatte sie Lee dabei geholfen, das ganze Potential jener Talente zu entfalten, und sie war auch dazu imstande gewesen, Gebrauch von ihnen zu machen, wenn das eine kritische Lage erforderte. Vorbei. Für immer. Ich habe meinen Einfallsreichtum und die vielen Erfahrungen im Überlebenskampf gerühmt. Ha!
    Vielleicht hat der Ajin ganz recht, wenn er mich wie eine idiotische Schwachsinnige behandelt. Eine vierzehntausendjährige Lebenserfahrung. Allerdings verbrachte ich die meiste Zeit davon als Phantom im Diadem, das in einem stinkenden Schatzgewölbe der RMoahl Staub ansetzte.
    Der Ajin konnte Grey und Ticutt aus dem Nichts befreien.
    Niemand sonst.
    Ich weiß nicht, woraus die Falle besteht, wie sie wirkt. Der Ajin will nicht darüber sprechen. (Sie hatte das liebe und brave Mädchen gespielt und versucht, ihn dazu zu bewegen, es ihr zu zeigen. Doch er lachte sie nur aus und meinte, sie solle sich nicht ihren kleinen Kopf über solche Dinge zerbrechen. An jenem Tag war Shadith nahe daran gewesen, ihn umzubringen, aber sie kontrollierte sich, so schwer ihr das auch fiel.) Vielleicht Instinkt.
    Ja, das dürfte die Antwort sein. Er ist nicht so schlau. Und ich bin nicht so dumm, nein, gewiß nicht. Außerdem würde ich es spüren, wenn er mich verdächtigt. Er hält mich für ein kleines Mädchen, eine begabte Sängerin, weiter nichts. Aber er geht eben keine Risiken ein.
    Wie soll ich ihn dazu veranlassen, Grey und Ticutt aus der Falle zu holen? Ich kann es nicht. Es gibt keinen Ansatzpunkt. Folter?
    Ich bezweifle, ob ich ihm genug Schmerzen bereiten könnte, um ihn zum Reden zu bringen. Bestimmt würde er keinem Kind nachgeben, ganz gleich, wie sehr er auch litte. Erst recht

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