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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Untergrund spürbar wurde, und infolge des Staubes und der trockenen Luft war ihr Hals wund. Sie zwinkerte benommen, empfand so etwas wie dumpfen Zorn auf Aleytys und Kell und setzte sich ächzend auf.
    Sie massierte sich die Schläfen, gähnte und kletterte aus dem Schweber, ein wenig mürrisch und melancholisch, ganz und gar unzufrieden mit dem Schicksalsschlag, der sie in diese Situation gebracht hatte. Sie straffte die Gestalt und sah sich um. »Was auch immer du unternommen hast - noch ist der Dom nicht in die Luft geflogen.« Sie streckte sich, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, strich mit dem nackten Fuß durch dichtes Gras. »Lee!« rief sie.
    »He, Lee, Töchterchen - Zeit zum Frühstück. Auf die Beine, Mädchen, deine Mami hat Hunger.« Das Krächzen der Möwen, das ferne Rauschen des Meeres, das Gurgeln des Wassers im Springbrunnen - mehr hörte Shareem nicht. Es war still im Haus, ebenso im Garten, und nichts rührte sich. Die noch niedrig über dem Horizont stehende Sonne warf lange Schatten. Rauhreif harrte dort noch aus, und die Kühle der Luft erinnerte daran, daß der kurze Sommer zu Ende ging. Shareem strich mit den Zehenspitzen über das frostige Weiß und spürte die Kälte, beobachtete die dunkle Linie, die ihr Fuß ins Gras malte, sah zu, wie sich der Rauhreif verflüchtigte. Von einem Augenblick zum anderen war ihr, als sei sie in der Zeit zurückversetzt worden, als befände sie sich wieder in jener Epoche, in der alles begonnen hatte, in der es zu keinen dauerhaften Veränderungen kam, in der sich alles wiederholte. Im Wechsel der Jahreszeiten ihres Lebens begann erneut die Ära Kells, eine Ewigkeit dauernder Flucht und beständigen Schrekkens. Dann erinnerte sich Shareem an das Hier und Jetzt und versuchte sich davon zu überzeugen, daß sie diesmal den Spieß umgedreht hatte, daß es nun Kell war, dem es an den Kragen ging. Sie blickte in Richtung des stillen Hauses, und von einem Augenblick zum anderen entstand Furcht in ihr. »Lee!« rief sie mit vibrierender Stimme. »Lee!«
    Keine Antwort. Shareem kämpfte gegen die in ihr emporquellende Panik an. Tot? Geflohen? Was … Sie zwang sich dazu, ganz langsam auf das Gebäude zuzugehen. Ruhig und besonnen, dachte sie. Ruhig und besonnen. Aber sie atmete schneller, und als sie das Haus erreichte, lief sie fast. Sie riß die Tür auf, ließ sie hinter sich laut ins Schloß fallen, achtete jedoch nicht darauf. Es war ihr nun gleich, ob solche Geräusche den verborgenen Vernichtungsapparat auszulösen vermochten, sie dachte nur noch an Aleytys.
    In der Mitte des Prachtsaals blieb sie schwankend stehen und rief erneut den Namen ihrer Tochter.
    Nur das Echo ihrer eigenen Stimme drang an die Ohren Shareems.
    Sie gab sich alle Mühe, das Entsetzen in ihr im Zaum zu halten, konzentriert zu überlegen. Sie sagte sich: Denk daran: Du kannst das Ding aktivieren, das Aleytys entschärfen wollte. Vielleicht bringst du deine Tochter mit deiner Unachtsamkeit um, tötest damit auch dich selbst, verwandelst das Haus und das ganze Anwesen in glühende Schlacke, gewährst Kell einen leichten Sieg. Sie schlang die Arme um sich, preßte sie auf die Brüste, versuchte, wieder zur Ruhe zu kommen. Sie erinnerte sich an die Gedankendisziplinen, mit denen man unangenehme
    Überlegungen und erschreckende Erinnerungen aus sich verdrängen konnte. .
    »Ikanom!« rief sie. Ihre Stimme war zwar heiser, klang ansonsten aber beherrscht. »Ikanom!«
    Der Androide kam aus dem rückwärtigen Bereich des Hauses und offenbarte beim Betreten des Saales jene Art von geschmeidiger Eleganz, durch die sich alle Kontruktionen Synkattas auszeichneten. »Sie wünschen, Anassa?«
    Shareem räusperte sich. »Wo ist Aleytys?«
    Ikanom schwieg einige Sekunden lang, als er beim Kephalos nachfragte, drehte den Kopf anschließend so, daß in seinen ebenmäßigen Zügen Verwirrung zum Ausdruck kam, und wandte sich erneut Shareem zu. »Das läßt sich nur schwer feststellen, Anassa.
    Sie befindet sich innerhalb des Domes, ja, irgendwo. Doch der exakte Aufenthaltsort ist nicht ohne weiteres zu bestimmen.«
    Shareem schluckte und kämpfte einmal mehr gegen ihre
    Besorgnis an. »Lebt sie noch?«
    Ikanom wurde wieder still, und Shareem hatte das Gefühl, als zöge sich eine Schlinge an ihrem Hals zusammen. Erneut das Muster der Verwirrung im Gesicht des Androiden. »Der Kephalos ist verwirrt, Anassa.«
    Shareem wartete, nicht dazu imstande, einen Ton hervorzubringen.
    »Aleytys-archira lebt,

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