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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Androiden beiseite, setzte sich auf und rieb sich die Augen. Dann trank sie die Tasse Cha aus, die das Kunstwesen ihr reichte. »Wie spät ist es?«
    Ikanom nahm die Tasse entgegen und füllte sie erneut. »Fast die neunte Stunde des Tages, Archira. Fünf Stunden bis Mittag.«
    Aleytys nippte an dem Cha und spürte, wie sich ein Teil des Nebels hinter ihrer Stirn lichtete. »Die neunte Stunde? Warum weckst du mich vor der von mir bestimmten Zeit?«
    »Shareem-anassa wartet draußen vor dem Dom, Archira.«
    »Was? Laß sie ein … das heißt, nein, warte …« Sie massierte sich die Schläfen. »Nein, zuerst spreche ich mit ihr. Nimm das hier.« Sie reichte ihm die Tasse, schlug die Decke zurück, streifte sich einen Morgenmantel über und trat an den Komschirm heran.
    »Reem?«
    Shareems Züge zeichneten sich auf der Projektionsfläche ab.
    Die Mutter Aleytys’ wirkte müde und erschöpft, und ihre Augen waren trübe. »Loguisse hat unseren Erwartungen entsprochen«, sagte sie. Ihre Stimme klang monoton. »Lee, laß mich nicht hier draußen …«
    »Du scheinst ziemlich erledigt zu sein.«
    »Ich habe mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen …«
    »Einen Augenblick.« Aleytys löschte das Bild auf dem Schirm.
    »Ikanom, befindet sich noch jemand in dem Gleiter?«
    »Ich registriere keine anderen Hirnmuster, Archira.«
    »Na schön. Öffne die Barriere für sie und mach uns anschlie
    ßend ein Frühstück, dessen Zusammenstellung ich dir überlasse.
    Wir essen im Schlafzimmer. Hm, ja, zünde ein Feuer an, und bereite ein Bad für meine Mutter vor.«
    Die Berührung eines Sensors, und erneut war Shareem auf dem Schirm zu sehen. »Komm rein. Das Frühstück wartet auf dich, und anschließend kannst du ein Bad nehmen und schlafen.«
    Shareem gab keine Antwort, nickte nur und unterbrach die Verbindung.
    Aleytys schüttelte den Kopf, zog sich den leichten Morgenmantel enger um die Schultern und verknotete den Gürtel. Was für ein Pech. Warum konnte Reem nicht noch einen Tag bei Loguisse bleiben? Sie eilte durch den Korridor und erreichte den Saal. Wenigstens ist sie sehr müde, und das bedeutet, sie schläft, wenn ich aufbreche. Vermutlich spielt es keine Rolle, wenn ich sie hier allein zurücklasse. Kell wird zu beschäftigt sein … Ay, Madar, es wäre mir lieber gewesen, sie hielte sich im Dom Loguisses auf, nur für den Fall, daß … Hm, an diese Möglichkeit sollte ich besser nicht denken; ich muß mich durchsetzen, darf nicht verlieren. Aleytys zog die Tür auf und trat nach draußen. Der Gleiter war gerade auf dem Landeteller niedergegangen, und Shareem befand sich noch in seinem Innern. Aleytys lief einige Schritte weit, zögerte dann und runzelte die Stirn. Die Irisblende des Außenschotts öffnete sich.
    >Harskari<, sagte die Gedankenstimme der jungen Frau, >ich glaube, diesmal bin ich wirklich sehr dumm gewesene
    Harskaris Bernsteinaugen öffneten sich, und das Diadem läutete sanft.
    Shareem ist in der Schleuse zu sehen, hinter ihr ein großer dunkler Schatten. Sie bewegt sich wie eine Marionette. Und Aleytys erinnert sich an das, was Shareem ihr vor einer halben Ewigkeit gesagt hatte: »Wenn Kell in meine Nähe kommt, tue ich alles, was er mir befiehlt - ganz gleich, wie sehr ich es auch verabscheuen mag.« Und ich habe dich zu ihm geschickt, denkt sie. Ja, so schlau war ich … In weniger als einem Sekundenbruchteil fährt ihr diese Überlegung durch den Sinn, und dann ertönt ein Schrei, und sie bewegt sich, alptraumhaft langsam und wie gegen einen zähen Widerstand. Shareem erwacht plötzlich, und ihre Augen weiten sich vor Entsetzen, als die Schattenarme sie berühren und umschlingen, als Feuerzungen heranlecken. Nein. Nein. Nein. Die Worte gellen hinter der Stirn Aleytys’. Ihr Mund ist geöffnet, doch kein Laut dringt daraus hervor, sie läuft und läuft durch eine gespenstische Außenphasenwelt, und das Feuer, das durch den Leib ihrer Mutter brennt, kann ihr nichts anhaben.
    Sie stürmt an der Flamme entlang, als handele es sich dabei um einen festen Steg, und sie rammt den Arm in jenes dicke und schwarze Etwas. Es ist so, als taste sie in zähflüssiger Melasse nach einem festen Gegenstand. Kell hat sich vor ihren Fähigkeiten geschützt, die Batterien sind in ihren Fächern festgeschweißt, selbst wenn die Traktorfelder in der Außenphasenwelt funktionieren würden, hätte sie nicht die Kraft, die Befestigungsnähte zu zerreißen, die Verbindungskabel sind mit dem Stahl und den anderen

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